Kultur: Die Illusion eines Dschungels Ein Blick in 100 Gärten und Parks Brandenburgs
Sie ist der Gartenkultur nicht gerade gewogen: die vielzitierte brandenburgische Streusandbüchse. Wenig Wasser von oben und durchlässige Böden, die das spärliche Nass kaum halten.
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Sie ist der Gartenkultur nicht gerade gewogen: die vielzitierte brandenburgische Streusandbüchse. Wenig Wasser von oben und durchlässige Böden, die das spärliche Nass kaum halten. Also kein Wunder, dass nennenswerte Grünanlagen erst recht spät auf die Landkarte Brandenburgs kamen. Das bisschen, was einst an Gärten durch Zisterziensermönche und Landadel an kleinen Nutzgärten entstand, fegte der Dreißigjährige Krieg hinweg. Nur langsam erholte sich das Land. Entscheidende Impulse für die ländliche Lebensart kamen schließlich aus der Stadt. Der Große Kurfürst und vornehmlich seine Gemahlin Luise Henriette von Nassau Oranien schauten von Berlin aus nach Holland und später nach Frankreich, um den dortigen Gartenstil ins Brandenburgische zu exportieren.
Das Buch „Gärten und Parks in Brandenburg“ von Oliver Hoch ist aber nicht nur ein Exkurs in die entrückte Geschichte, die von ersten kleinen Barockgärten und von den späteren englischen Landschaftsparks klassischer Prägung erzählt.
Dieses Kompendium schaut in die heute zu bewundernde Vielfalt von rund 1000 Gärten und Parks des Landes und tippt mehr als 70 weitere Ziele im Umfeld an. Außerdem gibt es ausführliche Literaturhinweise. Potsdam ist natürlich mit Sanssouci, dem Neuen Garten und dem Park Babelsberg vertreten. Zudem sah sich der Autor auf der Freundschaftsinsel um, im Botanischen Garten sowie im Karl-Foerster-Garten und im Hermann-Göritz-Garten. Potsdams ländliche Ortsteile präsentieren sich mit dem Schlosspark Marquardt und Gutspark Sacrow. Der Göritz-Garten in Bornstedt vermittelt beispielsweise durch seine kleinen Wasserlöcher an hochaufragenden Bambusbüschen die Illusion eines Dschungels. Göritz (1902 bis 1998), der als Landschaftsarchitekt zum sogenannten Potsdamer Kreis um Karl Foerster gehörte und die Landschaftsarchitektur im Osten Deutschlands maßgeblich mitprägte, schuf Parkbilder von großer Ausdruckskraft. Sein Blick war auf Kontraste ausgerichtet: auf einen ausgewogenen Mix an Farben und Formen. Da steht neben einem alten Mühlstein als Tisch ein betagter, aber immer noch prachtvoller Apfelbaum, der an die einstige Nutzung als Obstgarten erinnert. Ein Mammutbaum und Gingko sorgen für Exotik.
Die Farbabbildungen mit teilweise durchaus neuen Sichten illustrieren die fachlich versierten, aber durchaus gut lesbaren Exkurse und werfen eigene Akzente in das vielfältige Grün. Längst weist sich Brandenburg als Gartenland aus. Inzwischen weiß selbst jeder Hobbygärtner, wie sich die Sandwüste befruchten und das Wasser speichern lässt. Jä
Oliver Hoch: Gärten und Parks in Brandenburg, L &H Verlag, 312 Seiten mit zahlreichen Abbildungen, 26,80 Euro
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