zum Hauptinhalt

Kultur: Die Kirche soll im Dorf bleiben

Ausstellung in den Bahnhofspassagen: Dorfkirchen und ihre Hüter

Stand:

Mitten im Geschäftstreiben in den Bahnhofspassagen eine kleine Oase der Stille, jedenfalls könnte jeder der Besucher sie für sich orten. Die Ausstellung „Brandenburgische Dorfkirchen und ihre Hüter“ gibt dazu die Möglichkeit. Gotteshäuser sind bekanntlich der Inbegriff für Orte der Stille. Auch die gezeigten Fotos in dem Raum des Vereins „300 Jahre Preußen“ strahlen die gewünschte Ruhe aus. Die derzeit zu sehende Schau, die vom Potsdamer Stadtkirchenpfarramt initiiert wurde, hat zwar viel mit preußischer Geschichte zu tun, doch etliche der Gotteshäuser auf dem Lande wurden bereits lange vor der Gründung Preußens gebaut.

Die großformatigen Fotografien in den Bahnhofspassagen stammen von den beiden Berliner Fotodesignern Wolfgang Reiher und Leo Seidel. Nur eine kleine Auswahl können sie hier präsentieren. Die gesamte Ausbeute ihrer fotografischen Entdeckungsreise ist jedoch in dem Buch „Brandenburgische Dorfkirchen und ihre Hüter“, das im Münchener Prestel Verlag erschienen ist, zu erleben. Als Herausgeberin fungierte Kara Huber, die Frau von Bischof Wolfgang Huber.

Bücher über brandenburgische Dorfkirche findet man zwar seit 1990 in Buchhandlungen in Hülle und Fülle, aber diese Neuerscheinung unterscheidet sich von anderen Editionen. Zumeist bekannte Persönlichkeiten wurden von der Herausgeberin gebeten, einen Beitrag über ihre Lieblingskirche zu schreiben, beispielsweise Gesine Schwan, Richard von Weizsäcker, Johanna Wanka, Brigitte Zypries, Hartmut Dorgerloh, Hans-Ulrich Schulz, Manfred Stolpe oder Wolfgang Thierse.

Johanna Wanka schreibt in ihrem Beitrag über die Dorfkirche von Lennewitz, in der Prignitz gelegen, dass sie im April 2006 diese Kirche das erste Mal betreten habe. Sie sei überrascht gewesen von dem Zauber, den das Gotteshaus ausstrahle. Sie übergab an diesem Tag die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik an die Schlüsselhüterin und Retterin dieser Kirche: Anneliese Schulz. Seit 1954 ist sie ehrenamtlich mit großer Leidenschaft für die Gemeinde tätig. So wie Anneliese Schulz gibt es wohl in jeder Gemeinde Menschen, die sich als Hüter der Dorfkirchen und ihrer Schätze verantwortlich fühlen. Ihnen ist dieses Buch auch gewidmet. Diese Hüter erzählen im Buch von der Motivation ihres Engagements. Und liebevolle Porträtaufnahmen geben einen visuellen Eindruck von den Menschen, die sich vor Ort für die Erhaltung ihrer Dorfkirchen verantwortlich fühlen.

Bernd Janowski und Hans Krag vom Förderkreis Alte Kirchen e.V. lobten bei der Ausstellungseröffnung in den Bahnhofspassagen ebenfalls die Ehrenamtlichen. Ohne sie würde so manches der rund 1500 Gotteshäuser auf dem Lande nicht mehr existieren. Dadurch könne man nun auch in der kleinsten Kirche vielfältiges Leben beobachten, geistliches und künstlerisches. Der Verein gebe den Gemeinden so manche Hilfestellung in puncto Förderanträge und veranstaltet Benefizkonzerte. Alles unter dem Motto: Die Kirche soll im Dorf bleiben. Und das ist auch das Anliegen der Fotoausstellung.Klaus Büstrin

Brandenburgische Dorfkirchen und ihre Hüter, Prestel Verlag, 29.95 Euro

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })