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Kultur: Die Kunst des Sterbens

Bachkantatengottesdienst in der Friedenskirche

Stand:

Die Bachkantatengottesdienste gehören wohl zu den Höhepunkten gemeindlichen Lebens der Friedenskirche und darüber hinaus. Rund zwanzig Minuten dauern zumeist die Kantaten – Kostbarkeiten Bach’scher Musik. Trotz der kurzen Aufführungszeit sind sie für die Interpreten mit heiklen Schwierigkeiten nur so gespickt. Darin sind sie den großen Oratorien und Passionen des Leipziger Thomaskantors ebenbürtig.

Eingebettet in Gemeindegesang, Predigt und Liturgie erklang am vergangenen Sonntag im überaus gut besuchten Gotteshaus im Park Sanssouci die Bachkantate „Herr Jesu Christ, wahr’ Mensch und Gott“ BWV 127. „Der Tod übte stes eine außerordentliche Faszination auf Bach aus, und viele seiner schönsten Kompositionen wurden durch den Gedanken über den Tod angeregt“, schrieb der Musikhistoriker Hubert C. Parry. Auch bei der aufgeführten Kantate, die vom Vocalkreis Potsdam, dem Neuen Kammerorchester Potsdam und den Solisten Kristiane Krauß, Sopran, und Markus Schütte, Bass, unter der Leitung von Kirchenmusikdirektor Matthias Jacob musiziert wurde.

Der Tod war in der Zeit Johann Sebastian Bachs ein ständiger Begleiter des Menschen. Damals war das durchschnittliche Lebensalter weitaus niedriger als heutzutage, was hauptsächlich der hohen Kindersterblichkeit sowie der Tatsache zuzuschreiben war, dass viele Frauen jung im Kindbett starben. Oftmals wurde der Tod als „Ende aller Not“ begrüßt, um das Lebensende zu erleichtern. Die Kantate Numero 127 spricht von der Todessehnsucht (Ach ruft mich bald, ihr Sterbeglocken) sowie von der Gewissheit des Gläubigen auf ewiges Leben (Er wird nicht kommen ins Gericht und den Tod ewig schmecken nicht). Von der Kunst des Sterbens sowie des Lebens (... dass wir warten mit Geduld, bis unser Stündlein kommt herbei, auch unser Glaub stets wacker sei) sprach Pfarrerin Susanne Weichenhan in ihrer Predigt, die sich vor allem als eine eindrucksvolle Einführung in den Kantatentext erwies.

Kristiane Krauß sang die Sopranarie „Die Seele ruht“, bei der die Oboe das Totengeläut der Blockflöten umspielt, mit großer Verinnerlichung. Das Rezitativ und die Bassarie „Wenn einstens die Posaunen schallen, in der neben Streichern auch eine festlich klingende Trompete integriert ist, kündigt unüberhörbar das Jüngste Gericht an, doch Text und Musik wissen Trostreiches und Hoffnungsvolles mitzuteilen. Dies wusste Markus Schütte mit schöner Gestaltung nahezubringen - kraftvoll und in keinem Augenblick oberflächlich. Eingangschor und Choral wurden vom Vocalkreis mit gewohnter Präzison und Stimmkultur gesungen. Leider waren diesmal die Soprane etwas schwacher besetzt als sonst. Und das Neue Kammerorchester erwies sich wieder als aufmerksamer und fein muszierender Mitgestalter dieses Kantattengottesdienstes. Klaus Büstrin

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