Kultur: Die Macht der Musik an der Universität
Händels „Alexanderfest“ gehört zu den berühmtesten Oratorien des Komponisten. Schon Mozart, Beethoven oder Johann Friedrich Reichardt waren begeistert von dem Werk.
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Händels „Alexanderfest“ gehört zu den berühmtesten Oratorien des Komponisten. Schon Mozart, Beethoven oder Johann Friedrich Reichardt waren begeistert von dem Werk. Der Dichter Theodor Körner schrieb ein hymnisches Gedicht auf das „Alexanderfest“: „Seht! Seht! Es übt der Zauber der Gesänge / Die alte Macht auf alle Herzen aus! / Das Volk ist mit der Zeit noch nicht gesunken,/ Das so erweckt wird durch der Schönheit Funken.“ Heutzutage hört man das Oratorium seltener. Glücklicherweise hat Prof. Kristian Commichau sich seiner erinnert und es zu einer bewegenden Aufführung gebracht, im akustisch nicht sehr günstigen Auditorium Maximum der Universität Potsdam. Von einer eigentlichen Handlung kann man nicht sprechen. Der Sänger Timotheus lobt vor dem siegreichen Alexander und seiner Braut Thais im eroberten Persien die Götter Zeus und Bacchus sowie die Kunst der Krieger. Zum Schluss warten Händel und sein Textdichter John Dryden mit der „Heiligen Cäcilie“ auf, um eine christliche Komponente einzubringen. Die Macht der Musik wird in dem Werk gepriesen, in allen Farben und Schattierungen. Sie lobt, sie erhebt, sie stachelt auf, sie beruhigt, sie erfreut. Die Mitwirkenden haben der Musik Händels und den Zuhörern einen guten Dienst erwiesen, in dem sie dem Oratorium eine sehr inspirierte Interpretation gaben. Der Chor der Universität Potsdam, Cantus Cantabile, bot eine respektable und engagierte Leistung. Kristian Commichau konnte die Tenöre und Bässe gegen die Übermacht der Frauenstimmen gut „verteidigen“, so dass der Universitätschor ausbalanciert und klangschön sang – keine leichte Aufgabe für den Dirigenten, denn die Mitglieder eines solchen Ensembles wechseln naturgemäß oft. Commichau ist in der Barockmusik zu Hause. Das war zu spüren, vor allem in der Behandlung des Orchesters, den Mecklenburger Kammersolisten. Sie musizierten mit einer wunderbaren Klarheit, doch nicht akademisch-langweilig. Auch die drei Solisten, Doerthe Maria Sandmann /Sopran, Christian Mücke/Tenor, Christof Hartkopf/Barition, haben ihren Partien eine treffliche Bildhaftigkeit verliehen. Spannungsreich wurde die Aufführung noch zusätzlich durch die Begegnung zweier musikalischer Welten, der Barockmusik und den orientalischen Zwischenmusiken aus osmanischer Zeit, gespielt von Claudia Ott, Nuri Karademirli und Matthias Bautz auf türkischen Instrumenten. Affekte, die durch ihre spezifische Rhetorik diese Musik hervorzubringen imstande ist, werden hierbei in besonderer Weise vorgeführt. Das war eine großartige Idee Commichaus. Ihm und der Macht der Musik, der barocken und der osmanischen, sind Dank zu sagen. Der Beifall war riesengroß.Klaus Büstrin
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