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Kultur: Die Managerin

Inge und Walter Jens lesen morgen in der Reithalle A aus „Frau Thomas Mann“

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Inge und Walter Jens lesen morgen in der Reithalle A aus „Frau Thomas Mann“ Von Klaus Büstrin Thomas Mann ist wieder gefragt, nein, die gesamte Familie des Dichters steht im Mittelpunkt des literarischen Interesses. Man liest sich durch Romane durch und verschlingt Biografien, man spricht darüber. „Einen ganz wesentlichen Anteil daran hat der Regisseur Heinrich Breloer mit seinem mehrteiligen Film über Thomas Mann“, sagt Inge Jens in einem PNN-Gespräch. Sie hat gemeinsam mit ihrem Mann, Walter Jens, ein Buch über die Frau des Dichters geschrieben, die in den meisten Biografien des Nobelpreisträgers etwas dürftig wegkam. „Frau Thomas Mann“ nannte das Autorenehepaar ihr Buch, das im Rowohlt Verlag (19.90 Euro) erschien. Am morgigen Donnerstag werden Inge und Walter Jens auf Einladung des Hans Otto Theaters und der Akademie der Künste Berlin-Brandenburg in der Reithalle A aus „Frau Thomas Mann“ lesen. Beginn: 19.30 Uhr. Der Titel gibt über das Selbstverständnis der Katharina Mann, geb. Pringsheim, einiges preis. Die Tochter aus einem großbürgerlichem, jüdischem, kunstliebendem und gesellschaftlich aktivem Haus hat sich ganz bewusst als Managerin für den Dichter und für ihre Familie entschieden. „Das war ihr Berufsverständnis. Sie hielt ihren Mann von allen Problemen des Alltags fern, damit er seine ganze kreative Kraft ausschöpfen konnte. Sie kümmerte sich um ihre Kinder, versuchte deren Allüren und Tragödien zu verstehen, auch in den Griff zu bekommen, sie fühlte sich als Sekretärin ihres Mannes mit den vielfältigsten Aufgaben.“ Katia Mann hat mit ihrer Lebens- und Geisteshaltung ein kulturgeschichtlich gleichwertiges Ambiente geschaffen, wie sie es vor allem im Hause ihres Großvaters Alfred Pringsheim väterlicherseits kennenlernte. „Die Pringsheims führten ein unglaublich geistig lebendiges Haus“, erzählt Inge Jens. Die Großmutter mütterlicherseits, Hedwig Dohm, war eine bekannte deutsche Feministin. Doch das war für die Enkelin wenig interessant. Inge Jens hat vor einigen Jahren die Tagebücher Thomas Manns ediert. Und immer wieder musste sie feststellen, dass der Dichterfürst seine Frau nur „nebenbei“ erwähnte. „Manchmal hatte ich den Eindruck, Katia sei nur das ,Objekt“ ihres Mannes. Ich wollte ihr Gerechtigkeit widerfahren lassen.“ Dabei dachte die Germanistin zunächst an die Herausgabe einer Briefsammlung der Katia Mann. „Doch in den Briefen wurde viel über Haushaltsprobleme geschrieben, eben über Alltäglichkeiten. Dies ist jedoch zu wenig für eine Edition. Auch manch witzige Formulierungen können sich schnell abnutzen.“ Und so entstand der Gedanke eine Biografie über Katia Mann zu verfassen. Es machte der ausgewiesenen Archivforscherin Spaß, sich auf Suche nach originalen Quellen und unbekannten Briefen zu gehen. Sie gewann ihren Mann als Co-Autor. „Eigentlich wollte er seine Autobiografie schreiben“, erzählt Inge Jens. „Er hat sie links liegen gelassen, sich den kulturgeschichtlichen Aspekten der Familie Mann und den Vorfahren der Katia zugewandt.“ Herausgekommen ist ein stilsicher erzähltes Buch, das manch neue Einblicke in die des Dichterfürsten Familie verrät, vor allem erfährt man noch andere Aspekte als Heinrich Breloer in seinem Film über „Frau Thomas Mann „weismachen“ möchte.

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