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Kultur: Die Perlenfädler

Das Thalia focussiert sich auf weniger Filme, baut aber seine Spezialreihen familienfreundlich aus

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Selbst vor Säuglingen macht das Thalia in seiner Familienoffensive nicht Halt. Ab März können Mütter und Väter in der Mittagszeit aktuelle Filme sehen und dabei ihre Babys im Kinderwagen schuckeln. „Die Reihe 8 bietet dafür ausreichend Platz“, so Kinoleiter Thomas Bastian. Und um die Kleinsten im schönsten Kino-Schlaf zu wiegen, wird die Lautstärke während der Vorführungen zurückgefahren, das Licht gedimmt angelassen und auch ein Wickeltisch bereit stehen.

Mit dieser Idee nimmt das Thalia seinen Part im „Lokalen Bündnis für Familien“ noch konsequenter wahr und schließt zugleich die Lücke zwischen morgendlichen Veranstaltungen für Kitas und Schulen, den Nachmittagsangeboten für Familien und dem Abendspielplan. Die Senioren sind bereits seit vergangenem Jahr mit Extra-Bonus mit von der Kino-Partie. Vierteljährlich öffnet sich für sie am Nachmittag der „Silberstreifen“, „was bestens nachgefragt ist“, wie Thomas Bastian betont. Mit Angeboten wie „Elsa und Fred“ am 14. Februar oder „La Vie en Rose“ am 8. Mai holen sie dabei durchaus keine „Rentnerfilme“ aus der Kiste.

Gecancelt wird indes der Vorstoß, eigene Lesungen zu veranstalten. „Man muss wohl nicht alles machen wollen“, reagiert der Kinochef auf diesen wenig nachgefragten Vorstoß. Doch an seinem argwöhnisch beäugten „Ausflug“ vom Sommerkino in die Innenstadt hält er fest. Intensiver als zuvor. Schon im Mai geht“s hinaus auf die Freundschaftsinsel, um jeden möglichen Wärmefunken abzufassen. Denn das Wetter fuhr dem Thalia im vergangenen Jahr mächtig in die Parade. Gerade mal 5000 der insgesamt 130 000 Besucher kamen aufs Foerstersche Eiland, allerdings nach einem sehr späten Start. Von den Windböen abgesehen, sei aber alles sehr ruhig verlaufen. „Es gab weniger Beschädigungen auf der Insel als zuvor und auch die Anwohner fühlten sich nicht durch uns belästigt. Die deutlichen Investitionen für das Open-Air-Kino fielen uns indes nicht leicht: gerade bei den insgesamt mauen Besucherzahlen.“ Um so mehr hoffe er, dass es 2008 „so richtig brummt“. Insel-Wohlfühlpakete für 20 Euro, in denen sich zwei Eintrittskarten und eine Flasche Sekt verbergen – nach vorheriger Internetbuchung kühl serviert – sind ein kleines Lockmittel.

Um der brenzligen wirtschaftlichen Situation im vergangenen Jahr entgegenzusteuern, die durch eine Filmschwemme auch die Perlen mit sich fortriss, wird das Thalia jetzt verstärkt focussieren. „Bei einem Angebot von 12 bis 14 Filmen pro Woche, ist das für den Zuschauer einfach eine Überflutung. Wir setzen mit weniger auf Mehr: Mit Once, Leergut, Control, Darjeeling Limited und Drachenläufer haben wir uns in dieser Woche auf fünf Filme konzentriert, hinter denen wir aber hundertprozentig stehen. Auf ,Once“ gibt es sogar eine Geld-Zurück-Garantie. Von 1400 Zuschauern pro Woche – das ist pro Kopf gerechnet das Doppelte vom Bundesdurchschnitt – wollten nur sechs das Geld zurück. Zwar sind Filme keine Ware, die man reklamiert, aber wir vertrauen unserem Publikum, dass es unser Angebot nicht schamlos ausnutzt.“

Um das Geschäft anzukurbeln, hat das Thalia zudem die Preise leicht erhöht. „Unser Aufwand muss sich in der Wertigkeit der Karten wiederfinden. Wir locken schließlich nicht mit mittelmäßigen Filmen, um teure Süßigkeiten zu verkaufen. Auch gibt es bei uns keine halbe Stunde Werbung und Aufschläge für Überlängen. Doch die vielen Nebenreihen und vor allem die Gäste wollen bezahlt sein.“

Allein 2007 statteten 30 Regisseure, Schauspieler und Produzenten dem Thalia ihren Besuch ab. Mit Jan Svérak, dem Regisseur von „Leergut“, konnte nach Volker Schlöndorff und Florian Henckel von Donnersmarck gerade der dritte Oscar-Preisträger empfangen werden. Eine Vorschau für dieses Jahr gibt es noch nicht, „wir hoffen aber, Nadja Uhl für ,Kirschblüten“ zu bekommen und natürlich Andreas Dresen mit seinem neuen Film ,Whisky mit Wodka“. Wir fühlen uns in der Stadt als die Feinkosthändler und nicht als das Aldi“, betont Bastian selbstbewusst. Und die zahlreichen Preise für sein Programmkino geben ihm dabei Rückenwind.

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