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Kultur: Die Sehnsucht des Seepferdchens Peter Traberts „Töne aller Arten“ als Hörspiel

Wie ein warmer Sommernieselregen tröpfelt die Musik in die Seele. Die Gedanken fließen davon, treiben ins Labyrinth der Fantasie.

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Wie ein warmer Sommernieselregen tröpfelt die Musik in die Seele. Die Gedanken fließen davon, treiben ins Labyrinth der Fantasie. „Töne aller Arten“ gibt es dort zu entdecken. Nicht nur vertraute Harfen- oder Klavierakkorde, auch das „Morgenlied des Gibbon“ oder die „Sehnsucht des Seepferdchens“. In dem Laden des seltsamen Herrn Schlonski, zu dem das wundersam-versponnene Märchen von Peter Trabert entführt, gibt es bunte Kästchen mit den ausgefallensten Tönen zu kaufen. Töne, die sich in der Hand bewegen und pulsieren und die, erst einmal freigelassen, eine ganze Stadt auf den Kopf stellen können. Sie wecken längst verloren geglaubte Gefühle, führen einsame Menschen zueinander. Und sie machen auch Angst, wie die Posaunenstöße, Marke Jericho, die, von einem nach Anerkennung dürstenden Schüler in die Menge geworfen, ein Kaufhaus ins Chaos stürzen.

Als der in Potsdam lebende Schauspieler, Autor und Produzent Stephan Dierichs den kaum beachteten Roman über den geheimnisvollen Herrn Schlonski las, der 2001 im Ullstein List Verlag nur eine Auflage erlebte, wurde er sofort mitgerissen. Ein Hörspiel musste daraus entstehen! Die in der Geschichte so bildhaft beschriebenen Töne gehörten auch gesprochen und durch Musik unterlegt – so sein fester Entschluss. Um die Finanzierung zu sichern, ging der in Weimar geborene 52-Jährige erstmals den Online-Weg. Er mobilisierte auf dem Internet-Marktplatz „Startnext“ genügend finanzielle Unterstützer, um sich schließlich in sein Tonstudio auf dem Gelände des Studios Babelsberg zurückziehen zu können.

Das Ergebnis kann sich sehen und hören lassen. Schon das liebevoll gestaltete Cover von Michael Eifert ist eine Einladung, näher zu treten. Weit öffnen sich darauf die Türen zum Laden des Herrn Schlonski. Die vier CDs, die das Buch in der wohl komponierten Hörspielfassung ordentlich zusammenstauchen, stecken im Inneren des Buches wie Kreisel auf dem illustrierten Elisabethenplatz, um den sich alles dreht.

Stephan Dierichs schafft mit seiner warmen einfühlsamen und klangweiten Stimme Atmosphäre. Man sieht sie genau vor sich: die schöne taubstumme Bibliothekarin Amanda, die plötzlich eine Beethoven-Sonate hört. Oder den kauzigen stotternden Johannes in seiner Strickjacke, der nicht für diese Welt geschaffen scheint: Immer, wenn sich der kauzige Mathematiker ihr nähert, verwirrt und verstottert sie sich ihm. Doch nun, durch diese neuartigen Töne, weht ein Zauber durch die Stadt, die auch Amanda und Johannes zueinandertreiben. Wie bei „Chocolat“, der französischen Kino-Verführung, ist „Töne aller Arten“, eine magische Versuchung, in der sich Poesie, Spannung und Philosophie unterhaltsam vereinen: mit Pauken und Trompeten, zarten Streichertönen und der modulationsreichen Stimme Stephan Dierichs.

Eines Tages ist Schlonski, der stets freundliche Mann, von dem niemand etwas Näheres weiß, verschwunden. Was geschieht nun mit der Stadt und den Tönen? Ist auch weiterhin die Sinfonie dieses Stadtviertels zu hören, die Ohren und Herzen öffnet und andere verwirrt?

Heidi Jäger

Das Hörbuch „Töne aller Arten“ nach einer Romanvorlage von Peter Trabert ist erhältlich unter info@tongeschichten für 22,50 (inklusive Versand)

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