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Kultur: Die Welt umarmend

Musik von den Färöer-Inseln erklang in der Grotte unterhalb der Jubiläums-Terrasse in Sanssouci

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Musik soll dort keine Randerscheinung sein. So wirbt ein Reiseprospekt für die achtzehn baumlosen Färöer-Inseln, die zwischen Island, Norwegen und Schottland liegen und zu Dänemark gehören. 40 000 Menschen leben auf den Inseln, doch auch 70 000 Schafe. „Die Färinger sind musikliebend und sangesfreudig, bei jeder Gelegenheit singt und spielt man, was das Zeug hält“, weiß der Prospekt weiter zu berichten. Die Färöer-Inseln scheinen eine gute Atmosphäre für Musiker zu haben.

Das konnte man auch am Samstagnachmittag während eines Konzerts mit der Gruppe Yggdrasil bei den Musikfestspielen Potsdam Sanssouci erleben. Dazu begaben sich Musiker und Zuhörer in die akustisch wunderbare Grotte unterhalb der Terrasse an der Sanssouci-Orangerie, die anlässlich des 25-jährigen Regierungsjubiläums Kaiser Wilhelm II. erbaut wurde. Der Monarch selbst war ein begeisterter Skandinavien-Reisender.

Das Ensemble Yggdrasil mit Kristian Blak, Klavier, Angelika Nielsen, Violine, und Michael Blak, Kontrabass, gehört zu den bekanntesten Gruppen der Färöer. Kristian Blak scheint außerdem einen großen Einfluss auf die gesamte Musikszene der Inseln auszuüben. Er ist nicht nur Instrumentalist, Komponist, sondern auch Betreiber des einzigen färöischen Musiklabels Tutl.

Die Weite des Meeres, die faszinierenden Formen der Landschaft mit ihren Höhen und Tiefen, die Stille, die nur unterbrochen wird von den Stimmen der Vögel, beeinflussen wohl jeden Musiker. Und so klingt in der Musik von Yggdrasil immer ein bisschen steife Brise rauer Atlantikluft mit, doch auch die zärtliche Liebe zu den heimatlichen Inseln und hin und wieder etwas Fernweh. Die Drei spielten in der Grotte ausschließlich Kompositionen von Kristian Blak, doch auch die Geigerin Angelika Nielsen steuerte Eigenes bei. Und immer haben sie etwas mit der Landschaft, mit der Kirchenmusik zu tun, mit zentralen Ereignissen der Inseln wie die Eröffnung des ersten Unterwassertunnels der Färöer.

Man spürt, dass die Musik weiten Räumen entspringt, dass sie sich selbst genug ist und in sich ruht. Kristian Blak bedient sich verschiedener musikalischer Quellen. Zumeist verströmt sie eine zauberhafte Folkpop-Intimität, dann erinnert sie an treffende Filmmusik oder hält klassische und jazzige Momente parat.

Alles in allem: Man kann und will sich ihr nicht entziehen. Mal ist sie leise, und dann wieder laut, aber auch melancholisch und langsam. Doch hin und wieder will sie sich zu knirschender Widerborstigkeit aufschwingen, dann wieder zurück zu überschäumenden, die ganze Welt umarmenden Melodien, die von Kristian Blak singend oder summend mitgetragen werden.

Die drei unkonventionellen Instrumentalisten von Yggdrasil, benannt nach dem Weltenbaum der nordischen Mythologie, sind in der Musik der Färöer-Inseln bestens zu Hause. Sie beherrschen nicht nur ihre Instrumente souverän, sondern verstehen der Atmosphäre ihrer Heimat eine feine musikalische Emotionalität zu geben. Die Zuhörer waren dankbar für dieses Kennlern-Konzert in Sachen skandinavischer Musik. Es gab herzlich Beifall für die drei Künstler. Klaus Büstrin

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