Kultur: Durch „König Zufall“ Opernaufführung im Fernsehen
Rosa-Luxemburg-Stiftung führte Theatererinnerungsreihe mit Mozarts „Schauspieldirektor“ fort
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„Wir wollen die Arbeit des Hans Otto Theaters nicht nur auf das Schauspiel reduzieren“, sagte Claus Dobberke von der Rosa-Luxemburg-Stiftung während ihrer Veranstaltung „Fenster zur Welt“. Aufführungen des Potsdamer Theaters, die vor 1989 vom Fernsehen der DDR aufgezeichnet wurden und heute im Deutschen Rundfunkarchiv aufbewahrt werden, kann man seit dem vergangenen Jahr wieder begegnen oder neu entdecken. Mit von der Partie sind bei diesen Veranstaltungen die einstigen Protagonisten der Inszenierungen, die zumeist weit über die Grenzen Potsdams hinaus bekannt wurden, sowie der ehemalige Intendant Gero Hammer. Konnte man zunächst nur Inszenierungen des Sprechtheaters auf der Leinwand ins Visier nehmen, so widmete man sich am vergangenen Sonntag in einer Matinee erstmals dem Musiktheaterschaffen des Hans Otto Theaters: Wolfgang Amadeus Mozarts Komödie mit Musik „Der Schauspieldirektor“ in einer Koproduktion mit dem DDR–Fernsehen. Gero Hammer berichtete, dass Opernaufführungen aus kleineren Theatern kaum aufgezeichnet wurden, sondern nur aus den ersten Opernhäusern in Berlin, Dresden und Leipzig. „Beim ,Schauspieldirektor“ kam uns König Zufall entgegen. Der Fernsehregisseur Georg Mielke wollte gern wieder einmal selbst eine Oper inszenieren, am liebsten im Schlosstheater im Neuen Palais.“ Mozart war hier angesagt, denn mehrere Opern dieses Musikgenies standen damals 1973 schon als Zyklus auf dem Spielplan des Hans Otto Theaters.
Am 9. November fand die Premiere von „Der Schauspieldirektor“ sowie des Deutschen Singspiels „Zaide“, ebenfalls von Mozart, statt. Im zweiten Programm des DDR-Fernsehens wurden beide Aufführungen am 25. Dezember 1973 gesendet. Eine Wiederholung gab es acht Jahre später. Damals erlebte man im Schlosstheater zwei Inszenierungen von konservativer Erzählweise, die durch eine gewisse Behäbigkeit Langeweile hervorriefen.
Dreiunddreißig Jahre später – im Foyer des neuen Hans Otto Theaters – war man erstaunt, welch positive Wirkung der Fernsehzuschauer von der Inszenierung des „Schauspieldirektors“ wohl hatte. Mielke war eben ein gestandener Regisseur für das Fernsehen. Da wusste er, Wirkungen zu erzielen. Dennoch hätten Kürzungen bei manchen dem Ganzen gut getan. Dafür wurde man aber im Musikalischen voll entschädigt. Vor allem die Sopranistinnen Ute Reinsch und Renate Loeper, mit edlem Timbre ausgestattet, sangen mit Leichtigkeit und Frische . Sie erinnerten gemeinsam mit den anderen Darstellern Eva-Marlies Opitz, Hildegard Schwarzer, Heinz Schmidt (der sich auch als quicklebendiger „Moderator“ erwies), Armin Terzibaschian, Joachim Giering, Klaus-Peter Hermann und Knut Frömmel sowie mit dem Theaterorchester unter dem Dirigat von Hans-Dieter Baum an beste Zeiten des Musiktheaters in Potsdam. Dabei stehen die Mielke-Inszenierungen nicht für sein Renommee, vielmehr die herausragenden Arbeiten des damaligen Oberspielleiters Peter Brähmig, der in seinen Interpretationen immer ein Bekenntnis zur Werktreue gab, denen aber das staatliche Fernsehen keine Aufmerksamkeit zollte.
Im Haus in der Zimmerstraße und im Schlosstheater hat Brähmig jahrelang große Werke der Operngeschichte auf die Bühne gebracht. „Die Mozart-Aufführungen fanden besonders viel Resonanz“, erzählte Eva-Marlies Opitz, die neben Renate Loeper und dem ehemaligen Studienleiter und Dirigenten Ronald Reuter an dem schwach geführten Gespräch Daniel Küchenmeisters an der Podiumsrunde teilnahm. „Wir haben jahrelang Mozart-Opern gespielt, oftmals über 100 Mal. Das war schon etwas Besonderes. Im Haus in der Zimmerstraße gab es dagegen nur bis 25 Vorstellungen“, so Eva-Marlies Opitz. Noch eine Musiktheaterproduktion kann in der verdienstvollen Erinnerungs-Reihe der Luxemburg-Stiftung vorgestellt werden: „Das Spiel von Liebe und Zufall“ des Potsdamer Komponisten Gerhard Rosenfeld, die auch von Brähmig im Schlosstheater auf die Bühne gebracht wurde. Das Deutsche Rundfunkarchiv bewahrt die Aufnahme desDDR-Fernsehens auf. Sie wird im Juni zu sehen sein.
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