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Fand alles über Lang in „M“. Dokumentarfilmer Gordian Maugg.

© Manfred Thomas

Kultur: Ein Abend mit „M“

Mit einem historischen und einem neuen Film hat sich das Filmmuseum zum Jubiläum Fitz Lang zugewandt

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Von Menschenmassen und Maschinen hatte Fritz Lang (1890-1976) eines Tages genug. Zumindest im Film. Der Star-Regisseur des deutschen Stummfilms hatte in den 1920er-Jahren des 20. Jahrhunderts in den Ufa-Filmstudios Neubabelsberg unter anderem mit „Die Nibelungen“ und „Metropolis“ bedeutende Kinofilme gedreht, die in die Geschichte eingingen. Nach ihrer Monumentalität wollte Lang in seinem 1931 entstandenen ersten Tonfilm „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“ einen kammerspielartigen Ton anschlagen.

Das Filmmuseum Potsdam, das am Wochenende sein 35. Jubiläum feierte, hat Fritz Lang, der in der Ära des späten Stummfilms und des frühen Tonfilms völlig neue Maßstäbe setzte, einen ganzen Filmabend mit Diskussion gewidmet. Es wurde ein spannender, künstlerisch wertvoller sowie informativer Abend. Für die Aufführung wählte man den am kommenden Donnerstag in die Kinos kommenden Schwarz-Weiß-Film „Fritz Lang“ des Regisseurs Gordian Maugg. Zuvor lief Langs Meisterwerk „M - eine Stadt sucht einen Mörder“ von 1931 auf der Leinwand.

Lang hatte nach seinen Monumentalstreifen seinerzeit ein Sujet gesucht, das sich auf eine Person konzentriert. In der Geschichte des Düsseldorfer Serienmörders Peter Kürten, dessen Verhaftung gerade große Wellen schlug, wurde er fündig. Für die Umsetzung verpflichtete Lang die Elite der damaligen Berliner Sprechtheater-Schauspieler. Für Gustav Gründgens, Paul Kemp, Inge Landgut oder Peter Lorre war es ebenfalls neu, sich in einprägsame Tonfilmschauspieler zu verwandeln. „M“ wurde eines der bedeutendsten deutschen Filmkunstwerke. Der kürzlich verstorbene Publizist Hellmuth Karasek schrieb treffend: „An ,M’ zeigt sich, was aus dem deutschen Film hätte werden können, hätten ihn die Nazis nicht kurz darauf mit ihrer Arisierung ausgelöscht und zu ihrem Instrument verstümmelt.“

Neun Kinder werden in dem Film Opfer von brutalen Verbrechen, in der Realität hatten junge Frauen ihr Leben lassen müssen. Der Regisseur lässt die Zuschauer teilnehmen an den Verfolgungsjagden einer hysterischen Lynchjustiz-Clique. Die den Täter verfolgende Triebkraft wird bei Fritz Lang zum atemberaubenden Psychogramm eines Menschen, dessen Krankheit die damalige Justiz nicht erkannte.

Fritz Lang hat den Mörder Peter Kürten persönlich kennengelernt. Für seine Recherche besuchte er ihn im Gefängnis. Regisseur Gordian Maugg erzählt darüber in seinem Film, der im vergangenen Jahr mit den fulminant spielenden Darstellern Heino Ferch als Lang, Samuel Finzi als Kürten, Thomas Thieme als Kriminalkommissar und Johanna Gastdorf in der Rolle der Thea von Harbou, der Frau des Filmemachers und erfolgreiche Drehbuchautorin, gedreht wurde.

„Natürlich hätte ich auch mit zehn Filmen Fritz Langs über dessen Leben reflektieren können, doch alles, was ich über ihn wissen wollte, fand ich in dem einen Meisterwerk ,M’“, sagte Gordian Maugg in einem Gespräch mit Filmmuseums-Mitarbeiter Stephan Ahrens. „Das Notizbuch Langs, das sich erhalten hat, ist eine tolle Ideenwerkstatt des Regisseurs. Beim Lesen habe ich manches darüber erfahren, wie er im Atelier gearbeitet hat.“

Das Leben Fritz Langs wird in Mauggs Filmarbeit lebendig. Die Zeit der Kindheit über und die Erfahrungen als Soldat im Ersten Weltkrieg, seine erste Liebe und Ehe, das Scheitern der Beziehungen mit Thea von Harbou – all das kann man erfahren. Dies verschränkt sich mit Lebenserinnerungen Kürtens, die er Regisseur Lang im Gefängnis erzählt.

In Mauggs und in Langs Film wird der Zuschauer hin und her gewirbelt zwischen Mitleid und Abscheu gegenüber dem Täter. Mit Hilfe von Filmdokumenten von 1929/30 zeichnet Maugg packend das Bild der Gesellschaft während der Weimarer Republik und des heraufbrechenden Nationalsozialismus. Die Schätze aus dem Filmarchiv und die neuen Filmszenen sind formal und stilistisch nahtlos zu verbinden. Klaus Büstrin

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