Kultur: Ein erfülltes Leben
Hubert Globisch ist im Alter von 90 Jahren verstorben
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Hubert Globisch ist im Alter von 90 Jahren verstorben Es sind fast vier Wochen her, als eine große Kunstgemeinde des 90. Geburtstages von Hubert Globisch gedachte, des Nestors der Potsdamer Maler. Gern hätte man ihm am 13. März auch persönlich gratuliert. Aber die schwere Krankheit, die ihn ergriff, ließ dies nicht zu. Er war unzufrieden, dass er so untätig im Bett liegen musste. Wie liebend gern hätte er gemalt. Ideen hatte der Künstler noch viele. Nun ist aber sein malerisches und grafisches Werk vollendet, kein Bild wird er seinem großen Oeuvre hinzufügen. Wir müssen uns damit zufrieden geben. Aber mehr noch: Hubert Globisch war einer der Großen der Potsdamer Maler. Am 3. April ist er verstorben. In einem Katalogtext, den er selbst zu seinem 85. Geburtstag schrieb, ist zu lesen: „Im 90. Psalm heißt es: Unser Leben währet 70 Jahre, und wenn es hoch kommt, so sind es 80 Jahre, und wenn es köstlich gewesen ist, so ist es Mühe und Arbeit gewesen. Mit 85 Jahren kann ich vollauf die Mühen und Arbeit bestätigen, aber bei den Köstlichkeiten ergeben sich noch manche Fehlstellen.“ Das heißt nicht, dass Hubert Globisch undankbar gewesen wäre, schließlich war es ihm bewusst, dass seine Malerei viele Menschen immer wieder anspricht und hoch geschätzt wird, dass er, der als Kunstpädagoge tätig war, von seinen Schüler hoch verehrt wird.Hubert Globischs Lebenszeit begann 1914 in Potsdam. Vier politische Wenden erlebte er seitdem, Wenden, die das gesellschaftliche Leben grundsätzlich veränderten, die aber auch immer in das persönliche eingriffen: 1918, 1933, 1945 und 1989. Elf Kriegsjahre haben ihm nicht nur viel Zeit geraubt, sondern seinen Hass gegen Intoleranz, Antisemitismus und Diktatur noch verstärkt.Als er 1945 aus dem Krieg zurück kehrte, die brennende Stadt Potsdam noch sah, entschloss sich Hubert Globisch mit Gleichgesinnten, der Kultur wieder ein gutes Gesicht zu geben. Der als Werbegrafiker Tätige hat sich in seiner Freizeit stets mit der Kunst beschäftigt, mit Zeichnen und Malen. 1946 wurde die erste Kulturbund-Ausstellung eröffnet. Der junge Hubert Globisch durfte sich mit drei Grafiken beteiligen. In vielen Ausstellungen konnte der Kunstinteressierte fortan des Künstlers Bilder betrachten. Sie schärften unsere Seh- und Fühlkraft. Andreas Hüneke schrieb über seine Kunst: „Hubert Globisch wagt die Gratwanderung zwischen vollständiger Abstraktion und ausdrucksstarker, empfindungsgesättigter Landschaftsmalerei. Nie hat er seine Motive nach den geläufigen Kriterien der Naturschönheit ausgewählt, ja, er hat ,schöne“ Landschaften eher gemieden und in die unscheinbaren, manchmal auch ,hässlichen“ Winkel geschaut.“ Das Maß, das uns die Großen gegeben haben, wir können es ruhig anlegen, es wird nicht absinken.Im Frühsommer sollte im Potsdam-Museum eine Ausstellung zum 90. Geburtstag Hubert Globischs eröffnet werden. Nun werden wir seine einzigartige Bilderwelt still betrachten. In memoriam! Klaus Büstrin
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