Kultur: Ein Getriebener
Schuberts „Winterreise“ in szenischer Version im Schlosstheater im Neuen Palais mit Jan Buchwald
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Schuberts „Winterreise“ in szenischer Version im Schlosstheater im Neuen Palais mit Jan Buchwald Vor 176 Jahren am 19. November 1828 starb Franz Schubert in Wien, in der Kettenbrückenstraße Nr. 6. „Gestern Mittwoch Nachmittag um 3 Uhr entschlummerte zu einem besseren Leben mein inniggeliebter Sohn Franz Schubert, Tonkünstler und Compositeur, nach einer kurzen Krankheit und nach dem Empfang der heiligen Sterbesacramente im 32. Jahre seines Alters“, teilte des Komponisten Vater der Öffentlichkeit mit. – „Eine Straße muss ich gehen, die noch keiner ging zurück“ – kein Ausbruch der Gefühle, scheinbar keine Emotionen, die Töne in diesem Lied werden chromatisch gegeneinander geführt. Trostlose Monotonie. Franz Schubert komponierte „Die Winterreise“ auf Texte des Dichters Wilhelm Müller im Jahre 1827. Ein Zyklus, doch kein eigentlicher Handlungsstrang liegt den 24 Liedern zugrunde. Heute singt der Hamburger Bariton Jan Buchwald den neben der „Schönen Müllerin“ bekanntesten Liederzyklus auf der Bühne des Schlosstheaters im Neuen Palais. Er gestaltet ihn nicht nur als Liedsänger, sondern er wird ihn szenisch darstellen – „Die Winterreise“ als Musiktheater. „Man durchlebt aber dennoch keine Oper“, sagt Jan Buchwald. Es ist nicht das erste Mal, dass der Zyklus als „Theaterstück“ gespielt wird. In den neunziger Jahren hat ihn das Hans Otto Theater mit Sängern und Tänzern im Schlosstheater bereits inszeniert. Nun nahm sich HOT–Intendant Uwe Eric Laufenberg den Liedern an und Jan Buchwald wurde für die Darstellung des Wanderers gewonnen. Der junge Sänger war sofort von dem Regiekonzept Laufenbergs überzeugt. Der Regisseur habe dem Liederzyklus glücklicherweise keine oberflächliche Geschichte übergestülpt, so Buchwald in einem Gespräch. „Der ,Wanderer“ der Winterreise, ein Soldat, der nach dem Kriege wieder nach Hause zurückkehrt, wird getrieben von Unrast und Enttäuschungen. Ein empfindsamer Mensch, der darunter sehr leidet.“ Doch mehr erzählt der Bariton nichts über die Inszenierung. Ob der „Wanderer“ zum Schluss beim „Leiermann“ trotz der Bitte an den alten Mann „Willst zu meinen Liedern deine Leier drehn“ aufgibt? Darauf kann man gespannt sein. Jan Buchwald wird am Flügel von dem Pianisten und Dirigenten Cornelius Meister begleitet, der nach Engagements in Bayreuth und Hannover ab nächster Spielzeit Generalmusikdirektor am Theater in Heidelberg wird. Der in Leverkusen aufgewachsene Jan Buchwald, Jahrgang 1974, wollte zunächst Schauspieler werden, doch dann kam der Entschluss, sich dem Gesang ganz und gar zuzuwenden. Er studierte in Köln, Hannover und Berlin. Im Jahre 2000 kam er an das Internationale Opernstudio der Hamburgischen Staatsoper und seit der Spielzeit 2002/03 gehört er dem renommierten Opernhaus als Ensemblemitglied an. Unlängst sang er sehr erfolgreich in der Wiederaufnahme von Mozarts „Hochzeit des Figaro“ den Grafen Almaviva und im Februar die Titelpartie in der Barockoper „Der lächerliche Prinz Jordelet“ von Reinhard Keiser. Dabei lernte er die Arbeit mit dem Regisseur Uwe Eric Laufenberg schätzen. „Ich glaube, dass ich die ,Winterreise“ mit keinem anderen Regisseur gemacht hätte“, sagt Jan Buchwald, der in diesem Sommer die Partie des Fritz Kothner in der Premiere von Wagners „Die Meistersinger von Nürnberg“ bei den Münchener Opernfestspielen sang. Heute Vormittag wird dem Künstler der wichtige Wilhelm-Oberdörfer-Preis der Körber-Stiftung Hamburg für herausragende gesangliche Leistungen in der Hansestadt überreicht.Und am Abend ist er in Potsdam zu erleben. Klaus Büstrin
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