Kultur: Ein Gruß, kurz und knapp, aber individuell Kunstgriff.23 bittet zum Postkartenwettbewerb
Einfach mal wieder eine Postkarte schreiben. Keine E-Mail, keine SMS, keine Nachricht über Facebook.
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Einfach mal wieder eine Postkarte schreiben. Keine E-Mail, keine SMS, keine Nachricht über Facebook. Nur eine schlichte Karte mit nett verpackten Grüßen, kurz und knapp, geschrieben, gemalt oder beides. Der Zeitpunkt ist günstig, denn die Herbstferien stehen an. Das veranlasste Heike Isenmann von der Kreativwerkstatt Kunstgriff.23, an eine fast 300 Jahre zurückreichende Tradition zu erinnern. Die Malerin ruft alle Möchtegernschreiber auf, einen Gruß an ihre Zeichenschule in der Carl-von-Ossietzky-Straße 23 zu schicken. Die wird aus den originellsten Einsendungen gemeinsam mit dem Buchladen Wist eine Ausstellung organisieren. Und auch Preise wird es geben. Um auch denen auf die Sprünge zu helfen, die gern schreiben wollen, aber vor einem weißen Blatt Papier kapitulieren, wird am morgigen Freitag zu einer Schreib-Werkstatt mit der Kinderbuchautorin Ariela Sager und mit dem Yoga-Lehrer Jens Schmidt eingeladen. Es gibt auch eine spezielle Ferienwerkstatt, die dem weithin vergessenen postalischen Gruß zu neuem Leben verhelfen soll.
Man schrieb das Jahr 1760, als das private Stadtpostunternehmen „Petite Poste“ in Paris offen lesbare Mitteilungen einführte. Aber erst 1840 erschien in England die erste Briefmarke als Voraussetzung für die Postkartenversendung. Die Erfindung der Postkarte ist denen zu verdanken, die sich nicht getrauten, die damals hohe Form eines Briefes zu meistern und sich über diese Regeln hinwegsetzen wollten. Massenpostkarten gab es schließlich das erste Mal aus dem Deutsch-Französischen Krieg als Feldpost 1870/71.
Heike Isenmann ist noch groß geworden mit Postkarten. „Ich schrieb sie an meine ganzen Onkels und Tanten, Omas und Opas, Mama und Papa aus den Ferienlagern.“ Für ihre jetzige Aktion stöberte sie im Familienarchiv. Auf einer ihrer Karten schrieb sie als Kind: „Ihr Lieben! Gestern haben wir ein Reh gesehen, das essen schmeckt, die Clohs sind sauber, für mein Taschengeld habe ich Bambina gekauft, meine Briefmarken sind alle, könnt Ihr mir noch etwas Geld schicken für Neue ;-).“ Später schrieb sie dann für Freunde: manchmal ohne Worte, nur mit Zeichen. „Und dann verschickte ich Zeichnungen, in denen meine Stimmung leichter lesbar waren als die Worte für Jedermann.“
Sie möchte nicht nur Reisende animieren, individuell gestaltete Postkarten auf den Weg zu bringen. „Reisen heißt nicht nur in ferne Länder reisen, sondern auch in sich selbst. Etwas festhalten von dem Erlebten, Erahnten – dazu will der Wettbewerb ermutigen. Wie damals bei der Erfindung der Postkarte, wo die Hemmschwelle klein ist, einen kleinen Text zu schreiben. Und wenn der letzte Bierdeckel hier landet“, ermuntert Heike Isenmann. JÄ
Freitag, 28. September, 18 Uhr, Schreibwerkstatt zum Thema Postkarten mit Ariela Sager, Kinderbuchautorin, und Meditation mit Jens Schmidt. Alle Kartengrüße sind zu richten an den Kunstgriff. 23, Carl von Ossietzky Straße 23, 14471 Potsdam. Einsendeschluss ist der 14. Oktober
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