Kultur: Ein Haus voller Geschichten
Die Schauspielerin Gerit Kling debütierte als Kinderbuchautorin / Wolf-Dieter Pfennig malte dazu
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Die Schauspielerin Gerit Kling debütierte als Kinderbuchautorin / Wolf-Dieter Pfennig malte dazu Von Heidi Jäger Das Buch ist ein Augenschmaus. Der Potsdamer Maler Wolf-Dieter Pfennig „fegt“ mit gewohnt frech-frischem Strich schwungvoll durch die Geschichte, dass die Figuren fast aus den Seiten heraus springen. Dabei gehörte bei der gestrigen Buchpremiere die Aufmerksamkeit der Medien zuallererst der Autorin: der Schauspielerin Gerit Kling, die sich nun auch in die schreibende Zunft vorwagte. Der Ort der Präsentation war ihr heimisches Refugium in Wilhelmshorst und passte trefflich zum Titel „Unser großes Haus“. Denn Gerit Kling wohnt mit Eltern, Schwester und Familie sowie eigenem „Anhang“ inzwischen neunköpfig in drei Generationen zusammen – unter zwei benachbarten Dächern verteilt. Da liegen die Anleihen für ihre Kindergeschichte natürlich auf der Hand, auch wenn Gerits Vater betonte, dass das Buch keine Adaption aufs eigene Familienleben sei. Schließlich gibt es bei den Klings weder einen Hund, „und hoffentlich auch keine Mäuse“. Aber in der Atmosphäre und in den Botschaften fände er sich durchaus wieder, denn da gehe es um Toleranz und um das Füreinanderdasein. Ein sehr emotionales Buch, wie er meint. Und dem kann man durchaus zustimmen: In Gerit Klings „Haus“ gibt es sowohl Raum für vergnügliche als auch für nachdenkliche Töne, mit leichter Hand spielt sie auf der Klaviatur kleiner und großer Gefühle und klammert selbst den Tod nicht aus. Zusammengefunden haben sich die Autorin und ihr Illustrator über die Kunst. Denn „Pfennigs“ gab es schon vor dem Buch im Hause Kling. Dank eines Freundes wagte sich dann die Schauspielerin an den von ihr verehrten Bildenden Künstler heran. Und der ließ sich nicht lange bitten, auch wenn es erst sein zweites Kinderbuch werden sollte. Doch schließlich hatte er schon am Hans Otto Theater manch Kindertheaterstück „in der Mangel“, nicht immer zur Freude des damaligen Intendanten Gero Hammer. Hier nun aber konnte er „seinem Affen Zucker geben“, musste keine kleinlichen Forderungen erfüllen. Und so ging der Grafik-Professor der Hochschule Wismar als „ernsthafter Künstler mit mediterraner Geste“ durchaus hintergründig und auch bissig zur Sache, setzte den Texten die nötige Pointe auf und freute sich gestern sichtlich über den gelungenen Seitenrhythmus, wofür er auch Buchgestalterin Hanka Polkehn dankte. In der Geschichte geht es um die Mäuse Susi und Tom, die sich erst raufen, dann verlieben, um Fritzi, der nicht in die Schule will, weil sein Hund Bello an der Kette liegen muss. Und um Lola, die Angst vor Spinnen hat sowie Katze Lola, der niemand Liebe geben will. Und auch die Oma hat Probleme: „Sie kann nicht mehr laufen, zu Haus nicht mehr sein. Sie muss in ein Heim, denn hier ist“s zu klein.“ Gerit Kling fabuliert in Versen, was durchaus griffig daher kommt, aber ab und an auch etwas erzwungen wirkt. Das Schreiben in Reimform war indes das erste, was für Gerit Kling feststand, als sie sich vorigen Sommer ans Schreiben machte, um ihren Sohn Leon zu erfreuen: Allerdings sollte es um Piraten gehen. Aber die Wege des Schreibens sind manchmal genauso unergründlich wie die des Druckens. Auch da weiß das Buch-Team ein Lied zu singen. Der gewünschte Verlag Edition Riesenrad ging in Insolvenz, also musste ein neuer gefunden werden. Zum Glück sprang der BoltenhagenVerlag Anne Raetzke kurzerhand in die Bresche und stellte sich mit seinem nunmehr dritten Titel frauenstark hinter das ambitionierte Projekt. Das wurde am Ende noch durch ein Musical aufgepeppt, was wiederum zu Schwierigkeiten mit der Plattenfirma führte, die den Vertrieb organisieren sollte. Und dann musste kurzerhand auch noch ein Schulchor her. Doch Ende gut, alles gut: die CD liegt bei und weist nun Gerit Kling auch als Liedschreiberin aus. Vertont hat die Geschichten zum „Großen Haus“ der Komponist Thomas Bürkholz. Um die Lieder zu produzieren, wurde die gute Stube des TV-Stars kurzerhand in ein Studio verwandelt. „Die Künstler gaben sich bei uns die Klinke in die Hand.“ Also ein Haus voller Geschichten – im Buch wie im wahren Leben. Aber: „Am Ende bekommen alle Applaus und die Geschichte ist damit aus.“ Unser großes Haus, BoltenhagenVerlag, ohne CD 12,90; mit CD 19,90. Für Kinder von 4 bis 8 Jahren.
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