
© M. Thomas
Kultur: Ein Leben wie aus einem Film
Knut Elstermann bei „lit:potsdam“
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Und wieder eine Stimme aus dem Radio: „Kinoking“ Knut Elstermann ist Stammgast in den Kinositzen Berlins und Brandenburgs. Das Berliner Urgewächs studierte Journalistik an der Karl-Marx-Universität in Leipzig und arbeitete bis 1989 in der Nachrichtenredaktion der Tageszeitung „Neues Deutschland“ und für die DDR-Kinozeitschrift „Filmspiegel“. Wenig später dann der Sprung zum Radio: Elstermann kam zum Jugendradio DT 64 und später zu MDR Sputnik. Bereits da machte er sich einen Namen als Filmkritiker, zunächst bei Radio Brandenburg, nach dessen Zusammenschluss mit „radioeins“ dann dort – und mit eigenem Format: Die Sendung „12 Uhr mittags – Das Filmmagazin“ wird bereits seit 1997 ausgestrahlt und ist immer noch jeden Samstagmittag fester Bestandteil.
Eine Initialzündung war für ihn der Kinderfilm-Klassiker „Der kleine Muck“, wie er sagt. „Diesen Film habe ich als Kind so oft gesehen, dass die Handlung irgendwann unwichtig wurde, und ich begann, genauer hinzusehen.“
Als freier Filmjournalist ist er Spezialist unter anderem für die Geschichte des Kinos in der DDR, in Russland und in Israel. 2005 erscheint das erste Buch Elstermanns: „Gerdas Schweigen. Die Geschichte einer Überlebenden“ thematisiert das Leben von Gerda Schrage, einer Tochter jüdischer Eltern aus Polen, die von den Nazis ins KZ Auschwitz deportiert wurde: Schrage war die beste Freundin von Elstermanns Großmutter, welche ihr auf der Flucht vor ihrer Deportation unterzutauchen half. 1944 wurde sie aufgespürt und nach Auschwitz verschleppt, wo sie eine Tochter bekam. Die verlor sie jedoch nach wenigen Tagen durch die unmenschlichen Versuche des KZ-Arztes Josef Mengele. Als Siebenjähriger fragte Elstermann seine inzwischen in New York lebende, aber in Ostberlin weilende Tante nach deren Tochter – und erntete entsetztes Schweigen, eine Situation, die er niemals vergaß. Jahre später fragte er sie erneut: Diesmal brach sie das Schweigen.
Elstermann moderiert am Samstag und Sonntag, 23. und 24. August, die Autorengespräche im Bildungsforum und im Brandenburgischen Literaturbüro. old
An dieser Stelle stellen wir bis zum Beginn von lit:potsdam am 22. August täglich einen der teilnehmenden Autoren vor.
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