Kultur: Ein Prediger auf der Flöte
Wohltätigkeitskonzert: Hufeisen in der Friedenskirche
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Wohltätigkeitskonzert: Hufeisen in der Friedenskirche Von Hans-Jürgen Hufeisen stammt der Satz: „Möge der Klang einer Flöte dich berühren“. Es ist nicht zu überhören, dass der Musiker damit sein eigenes Spiel meint. Denn wie sonst würde das CD–Werbeblatt (Hufeisen-Musik-Vertrieb) die Musik des Flötisten mit solch großen Worten verkünden wie „Segen ist das, was die Musik von Hans-Jürgen Hufeisen im Hörer hinterlässt.“ Vielleicht werden die Zuhörer bei seinen vielen Konzerten von dem jetzt in der Schweiz lebenden Musiker so beschenkt. Auf alle Fälle ist Hufeisen ein hervorragender Flötist mit charismatischer Ausstrahlung. Doch ein wenig mehr Bescheidenheit würde seinem Image gut tun. Sein Pathos lag auch über das Wohltätigkeitskonzert für das Oberlinhaus am Mittwoch in der Friedenskirche ein wenig zu erleben. Der Erlös vom Verkauf der Eintrittskarten kommt taubblinden und schwer mehrfach behinderten Jugendlichen zu Gute, die kaum eine Berufsausbildung erhalten oder in einer geschützten Werkstatt nicht arbeiten können. Zu Beginn des Konzertes überreichte Brandenburgs Finanzministerin Dagmar Ziegler an Pastor Friedrich-Wilhelm Pape, Vorstandsvorsitzender des Vereins Oberlinhaus, Lottomittel von 5000 Euro für den „Familienentlastenden Dienst“. „Nicht nur Menschen, auch die Tiere und die Pflanzen, das Meer und die Berge brauchen Schutz und Frieden. Und dafür möchte ich spielen“, sagte Hans-Jürgen Hufeisen zu Beginn des Konzerts. Des Künstlers Spiel, der mit den verschiedenen Blockföten auftrat, ist ein sehr beseeltes, ein friedvolles, auch wenn er sich mit dem „Feuer“-Stück so richtig leidenschaftlich ereiferte. Aber die sanfteren Töne liebt Hufeisen mehr. Und von denen bekamen die Zuhörer eine Fülle zu hören. Er vermag auch, bewegend die Stille auf seinem Instrument ins Visier zu nehmen. Das Pianissimo, das er mit seinem Instrument zaubert, hat stets einen runden Ton, nichts klingt gehaucht. Die meisten Stücke, die der Künstler zu Gehör bringt, sind eigene Kompositionen. Sie illustrieren Geschehnisse und Beobachtungen, wie das Spiel und das Leid von Kindern, den Tanz der Delphine oder das Blühen der Christrose in kalter Winterszeit. Hufeisen macht das sehr virtuos und fantasievoll, mit Wärme und Herz. Doch selten bewegt er sich in zeitgenössischen Klangfeldern, denn fast alles soll schön klingen. Hufeisen will Musik machen, „die dem Herzen einfach gut tut“. Neben Eigenem spielte der Flötist auch Werke von Händel, Purcell und Dowland, die er für sein eigenes Musizieren bearbeitete. Ihm zur Seite saß Oskar Göpfert am Klavier, der auf die teilweise virtuosen Flötenausflüge bestens reagierte. Der Künstler ist mit seinen verbindenden Worten, die ebenfalls das Herz berühren sollen, wohl ein Flöte spielender Prediger, der eine Vision von einer besseren Welt hat, die jedoch nicht auf dieser Erde zu finden ist. Gut eine Stunde spielte Hans-Jürgen Hufeisen. Vielleicht reichte dies, denn sonst wäre es des Guten zu viel und das Herz wäre vor Rührung zersprungen. Mit langem Beifall und zwei Zugaben wurde das Wohltätigkeitskonzert beendet. Klaus Büstrin
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