Kultur: Ein Schloss, das Weltpolitik ausrichtete
Dank einer Zentralheizung konnte dieser letzte Schlossbau der Hohenzollern auch im Winter bewohnt werden. So kann man es im soeben erschienenen Buch „Schloss Cecilienhof –Tudorromantik und Weltpolitik“ (Prestel-Verlag) lesen.
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Dank einer Zentralheizung konnte dieser letzte Schlossbau der Hohenzollern auch im Winter bewohnt werden. So kann man es im soeben erschienenen Buch „Schloss Cecilienhof –Tudorromantik und Weltpolitik“ (Prestel-Verlag) lesen. Die damals moderne Technik ist also Anfang des 20. Jahrhunderts in dieses Schloss, das nach der Kronprinzessin Cecilie benannt wurde, eingezogen. Die kronprinzliche Familie und die wichtigsten Staatsmänner der Welt haben 1945 die Annehmlichkeiten sehr genossen. Die Wohnkultur, die Cecilie und ihr Mann, Kronprinz Wilhelm, bevorzugten, war nicht nur auf Festlichkeit bedacht, sondern man wusste auch die Gemütlichkeit zu schätzen, die neuzeitlichen sanitären Anlagen zu genießen. Die beiden Autoren Harald Berndt und Jörg Kirschstein haben den Buch-Text im Auftrag der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg verfasst, die als Herausgeberin einer umfangreichen Edition fungiert, in der Schlossanlagen der Stiftung nach und nach vorgestellt werden. Berndt und Kirschstein, so spürt man auch in diesem reich bebilderten Band, sind hervorragende Kenner des Schlosses Cecilienhof und seiner nicht einmal 100-jährigen Geschichte sowie der Bewohner und Besucher. Kaiser Wilhelm II. ließ das Schloss für seinen Sohn, den Kronprinzen, von 1913 bis 1916 bauen. Architekt PaulSchultze-Naumburg wählte den englischen Landhausstil, auch im Inneren hat man weitgehend den Tudorstil bevorzugt. Doch auch mit neobarocken und neoklassizistischen Innenraumgestaltungen umgab man sich gern. Der Kaiserspross und seine Familie wohnten in Cecilienhof bis zum 2. Februar 1945. Ein anderer Sohn des Kaisers, Prinz Oskar, lebte mehr als zwei Monate länger in diesem Schloss im Neuen Garten. Am 12. April, kurz vor Kriegsende, verließ auch er es, das wertvolle Mobiliar zurücklassend. Somit müsste es für die sowjetische Delegation, die die Konferenz der Siegermächte über Hitlerdeutschland (17. Juli bis 2. August 1945) organisierte, ein Leichtes gewesen sein, das Treffen auszustatten. Doch ganz spezielle Wünsche der Staatschefs waren zu erfüllen. Die leichten Möbel mussten mit schweren ausgetauscht werden. Sie sammelte man in Potsdamer Schlössern und Villen zusammen. Der größte Teil der originalen Einrichtung kam in die nahe gelegene Meierei, die am 18. Juli, einen Tag nach der Eröffnung der Konferenz, ausbrannte. Und somit auch die wertvollen Möbel vernichtete. Preußen- und Kunst-Geschichte, Weltpolitik, die die Welt veränderte, das Ende einer Epoche und der Beginn unterschiedlicher Gesellschaftsordnungen in Deutschland sind mit Schloss Cecilienhof verbunden. Das Buch macht es beeindruckend deutlich. Klaus Büstrin Schloss Cecilienhof, Prestel Verlag, 9,95 Euro.
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