
© Marameo
Kultur: Ein unheldischer Held
Marameo spielt in der Grande Ecole „Prinz von Homburg“ und lädt zum literarischen Spaziergang ein
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Heinrich von Kleist entwirft mit dem Schauspiel „Prinz von Homburg“ das Bild eines Offiziers, das so gar nicht den Vorstellungen seiner Zeit entsprechen will: Heißsporn, Träumer und Schlafwandler, und angesichts des Todes ein elendes Häufchen Verzweiflung und Angst – so wollte man in Preußen die Helden nicht sehen. Der Dichter eckte an mit diesem Werk, wie mit so vielen anderen. Vor allem bei König Friedrich Wilhelm III.
Der Dichter erzählt in seinem 1807 geschriebenen Stück vom Prinz Friedrich Arthur von Homburg, General im Heer seines Onkels, des Großen Kurfürsten von Brandenburg. Der Kampf gilt den Schweden. Homburg, heißblütig und verträumt zugleich, missachtet in der entscheidenden Schlacht eine kurfürstliche Order. Die Brandenburger siegen, und dennoch lässt der Kurfürst den jungen General für sein Fehlverhalten gefangen setzen. Ihm droht die Todesstrafe. Homburg glaubt zunächst, dies sei nur der Form halber – und bricht ganz unheldisch zusammen, als er sich tatsächlich dem Tode nahe sieht. Natalie, die er liebt, wie sie ihn, sein Freund Hohenzollern sowie die Kurfürstin kämpfen für seine Rettung. Doch als der Kurfürst einzulenken scheint, erleben sie eine Überraschung. Homburg fällt angesichts des nahenden Todes seine eigene Gewissensentscheidung und bekennt sich schuldig.
„Prinz Friedrich von Homburg“, das Stück, das als Verhöhnung des preußischen Gehorsams galt, aber auch als Hohelied auf die preußische Gerechtigkeit gepriesen wird, kommt nun in Potsdam, der ehemaligen Residenzstadt der Preußenkönige, wieder zur Aufführung. Das Theater Marameo, das in Potsdam und in Magdeburg seine Heimstatt hat, spielt es an historischem Ort, dort wo Kleist von 1792 bis 1799 während seiner Ausbildung zum preußischen Offizier zur Schule ging, in der Grande Ecole in der ehemaligen Nauener Straße (heute Kleist-Schule, Friedrich-Ebert-Straße 17). Die Aufführung soll auch an den 200. Todestag des Dichters am 21. November erinnern. Hier in Potsdam lernte er übrigens seine erste Jugendliebe Luise von Linckersdorf kennen, die später aber einen General von Niesemeuschel heiratete. Luise fand auf dem Bornstedter Friedhof ihre letzte Ruhe.
Marameo ist seit Jahren ein gern gesehener Gast der Potsdamer Kleist-Schule und hat dort manch erfolgreiche Inszenierung vor allem der Klassik vorgestellt, so Goldonis „Diener zweier Herren“, Moliéres „Der Tartüff“ oder Schillers „Die Räuber“. Als Bühne fungiert der Hof. Auch beim Homburg-Schauspiel.
Michael Lüder, der Chef des Marameo-Theaters, ist wieder für die Regie verantwortlich. „Der Prinz von Homburg ist ein Außenseiter, ein Träumer, ein Mensch von außerordentlicher Empfindsamkeit, der das macht, was junge Männer tun: Er träumt von einer großen Karriere und ist verliebt, ohne das Gefühl vielleicht selber beim Namen nennen zu können“, erzählt Regisseur Michael Lüder während des Pressegesprächs in der Kleist-Schule über die Motivation, das Stück zu inszenieren. „Homburg träumt öffentlich und offenbart dadurch eine skandalöse Verletzlichkeit, die letztendlich das gesamte Staatswesen ins Wanken bringen könnte, ist er doch der Chef der Reiterei. Am Ende wird er spüren, dass die Verwirklichung seiner selbst sich nicht an der eigenen Natur orientiert, sondern nur an den Bedürfnissen der Gesellschaft.“ Es ist aber auch die Sprache Kleists, die Schauspieler und Zuschauer gleichermaßen fasziniert.
Der junge Julian Birkner, der die Titelrolle spielt, sagte, dass es für ihn ein großes Geschenk sei, den Homburg zu spielen. Zugleich aber auch eine riesige Herausforderung, dieses facettenreiche Stück zu bestehen, das alles andere als mit Schwarz-Weiß-Malerei arbeitet. „Manchmal beschlich mich bei den Proben auch Angst. Aber Michael Lüder und die Kollegen standen mir immer wunderbar zur Seite“, so Birkner. Die Kritiken der bisher 18 Vorstellungen im Land Brandenburg und in Magdeburg reagierten vollauf mit großem Lob für Inszenierung und Darsteller, besonders auch für Julian Birkner.
Fünf Vorstellungen sind vom 26. August bis 3. September in Potsdam vorgesehen Zuvor wird jeweils um 17 Uhr zu einen literarischen Spaziergang durch das historische Potsdam eingeladen. Der Titel: „Die Kleistspur“.
Premiere am 26. August, 19.30 Uhr, Grand Ecole, Friedrich Ebert-Straße 17.
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