Kultur: Ein Verzauberer

Die „Weltbühne“ fand in einer Kritik Anfang 1954 über den DEFA-Film „Die Geschichte vom kleinen Muck“, der zu den erfolgreichsten Produktionen der Babelsberger Spielfilmstudios folgende Betrachtungsweise: „Lebendig und sympathisch wirkt Thomas Schmidt als kleiner Muck, kein kleiner Filmstar jener widerwärtigen Sorte, die einem oft westdeutsche Filme verekeln, sondern ein richtiger Junge, der mit Wissbegier und Staunen die geheimnisvollen Eigenschaften des Zauberstäbchens und der wunderbaren Pantoffeln entdeckt und diese Eigenschaften gütig und einfallsreich zum Nutzen seiner Mitmenschen verwendet.“

Gut zwei Jahre nach der Uraufführung ging die Familie – die Mutter war die Schauspielerin Charlotte Ulbrich, der Stiefvater Peter Podehl, Mitautor des „Kleinen Muck“ – von Babelsberg nach München. Es waren vor allem ideologische Gründe, die sie bewog, die DDR zu verlassen. In Westdeutschland spielte Thomas Schmidt ab und zu noch kleine Filmrollen. Doch als Schauspieler sah er sich nicht. Arzt wollte er werden, wie sein Vater, der bereits mit jungen Jahren starb. Nach einem Studium der Psychologie und Medizin lehrte Schmidt an der Medizinischen Hochschule Hannover. Doch der kleine Muck begleitete ihn sein Leben lang, schließlich wurde er in über 60 Ländern gezeigt. Und immer wieder erreichten ihn Briefe von Zuschauern. Dabei ist ihm diese Rolle nur durch Zufall angetragen worden. In einem Interview erinnerte er sich: „Meine Mutter dachte: Der Thomas kann das bestimmt spielen. Deshalb hat sie mich mitgenommen, als sie für die Probeaufnahmen des Films eingeladen war. In einer Drehpause hat sie mir einfach den Turban aufgesetzt, und da wurde Staudte auf mich aufmerksam.“ Nach Probeaufnahmen war der Regisseur von Thomas überzeugt: Das ist der kleine Muck. Und in dieser Rolle hat er sich in die Herzen der kleinen und großen Zuschauer gespielt, bis heute. Und so wird es wohl bleiben. Thomas Schmidt ist am 4. Juli im Alter von 66 Jahren nach einer Krankheit gestorben. Klaus Büstrin

Das Filmmuseum zeigt den DEFA-Klassiker heute und Samstag um 16 Uhr