Kultur: Ein Wiedersehen
Neun Künstler in der Vertretung Brandenburgs
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Neun Künstler in der Vertretung Brandenburgs „Die Kunst ist frei. Sie bedarf der öffentlichen Förderung, insbesondere durch Unterstützung der Künstler.“ So allgemein der Paragraph 34 in der Verfassung des Landes Brandenburg von 1992 klingen mag, so wirkungsvoll ist er im besonderen Fall. Staatssekretär Hans-Joachim Pfaff, Bevollmächtigter des Landes beim Bund, leitet daraus sogar eine öffentliche Verantwortung für die Pflege von Kunst und Kultur ab. Trotz Wahlkampfzeiten waren dies mehr als Worte, nämlich Erläuterungen des Hausherrn auf der Vernissage zur aktuellen Ausstellung „Spannungsmomente - Künstlerische Positionen im Land Brandenburg“ in der brandenburgischen Landesvertretung unweit des Potsdamer Platzes in Berlin. Die neun beteiligten Maler und Bildhauer, je mit vier bis zwölf Arbeiten vertreten, dürfen sich zu Recht über ihre Beteiligung an der dritten Ausstellung in der Landesvertretung freuen. Zwar sind die Räume nicht für die Kunst gebaut, sind nicht ideal für die Präsentation, doch die kompakte Gruppenschau im hohen Atrium, dem niedrigeren Vortragssaal und einem luftigen Gartenbereich bezeugt das sprichwörtlich glückliche Händchen von Kuratorin Annette Purfürst und Galerist Rainer Sperl bei Auswahl und Hängung der Arbeiten. Dabei erhebt die Ausstellung, so Purfürst, weder den Anspruch auf Vollständigkeit, noch versteht sie sich als Zusammenschau brandenburgischer Gegenwartskunst, sondern bewusst als eine Auswahl. Wer die Galerienszene Potsdams in den letzten Jahren verfolgte, kann in derLandesvertretung ein erfreutes Wiedersehen mit vor kürzerer oder längerer Zeit ausgestellten Künstlern und ihren Werken feiern. Der Maler Stephan Velten zeigte im Frühjahr zu seinem 50. Geburtstag seine Arbeiten in der Sperlgalerie. Aus der „Hungry“-Serie sind auch jetzt zwei beunruhigende Querformate mit einem kieloben liegenden Boot, Meereskulisse und davor einer Männergruppe zu sehen, die, wie der Maler einmal bemerkte, „Hunger haben nach mehr. Nach Macht, Einfluss oder frischem Fleisch“. In Potsdams Stadtbild aufgrund seiner Arbeiten kein Unbekannter auch der Stahnsdorfer Bildhauer Christian Roehl, der die Großplastik „David und Goliath“ und kleinere Arbeiten zeigt. Der Cottbuser Maler Matthias Körner, im März des Jahres mit einer Personalausstellung bei Sperl vertreten, kann mit seinen lichten und weiten Bildern „Lustige Partisanen“ und „Abschied von Lacoma“ ebenso überzeugen wie mit den wenig älteren Tuschen „Marokko“ und „Abschied von Spanien“. Anders die auf sattes Schwarz, tiefes Rot und blendendes Weiß gestimmten zwei Großformate „Die Reisen des Fürst Pückler“ vom Cottbuser Hans Scheuerecker, die das hohe Atrium mit der Präsenz ihrer reduzierten Bildsprache gut füllen. Ausdrucksstark wie bei ihrer Beteiligung an einer Neumitglieder-Ausstellung des BVBK im August 2002 sind die plastischen Arbeiten Solveig K. Bolduans aus Spremberg. Wie auf ihren „Schichtenlandschaften“ betitelten Mischtechniken auf Papier überzieht sie auch ihre hier feiner ausgearbeiteten, dort gröber belassenen Holzfiguren mit betonenden Farbflächen und Kohlestrichen, die Kraftlinien nachzuzeichnen scheinen. Wiederum anders, aber nicht weniger eigenständig hängen daneben Dieter Zimmermanns Acrylbilder aus der Serie „Provinzpossen“. In malerisch anverwandelten Comicstrips schildert der Spreewälder Maler mit mal urwüchsigen, mal kubistisch anmutenden Gestalten ein auch farblich buntes Treiben. Mit den Zeichnungen Werner Stötzers und seinen Steinskulpturen, die unfertig erscheinen, aber durch die betonte Materialität die im Stein vom Bildhauer aus dem Oderbruch erspürte und angelegte Figur ahnen lassen, ist eine weitere wichtige Position der Kunst Brandenburgs vertreten. Zum Nachspüren ihrer sich selbst genügenden Farbgebilde laden die Arbeiten konkreter Malerei des Cottbusers Daniel Sambo-Richter ein, während sich Petra Flierl, die in Berlin und der Uckermark lebt und arbeitet, auf ihren Ölbildern mit der Macht der Massenmedien auseinandersetzt, indem sie deren Bilder zu Fratzen karikiert, Farborgien über die Idole gießt. Nicht nur, wer Notwendig- und Möglichkeiten einer Kunsthalle in Brandenburgs Landeshauptstadt nicht sieht, sollte sich von der Berliner Gruppenausstellung überzeugen lassen. Götz J. Pfeiffer Bis 23. September in der Vertretung des Landes Brandenburg beim Bund, In den Ministergärten 1, 10117 Berlin. Mo-So 9-18 Uhr. Tel. 030-22022-0.
Götz J. Pfeiffer
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