zum Hauptinhalt
Der Park als königliches Programm. Das Grün in Sanssouci.

©  Hans Bach

Kultur: Eine allegorische Lebensreise Die Gartenkunstwelt von Friedrich II.

Parkanlagen sind auch Orte von Geistesströmungen. In Potsdam kann man, trotz der Veränderungen, die sie oftmals im Laufe der Zeit erfuhren, den Intentionen der königlichen Auftraggeber, vor allem der Nachfolger Friedrich des Großen, nachgehen.

Stand:

Parkanlagen sind auch Orte von Geistesströmungen. In Potsdam kann man, trotz der Veränderungen, die sie oftmals im Laufe der Zeit erfuhren, den Intentionen der königlichen Auftraggeber, vor allem der Nachfolger Friedrich des Großen, nachgehen. Doch auch der bedeutendste preußische König Friedrich II. war in Sachen Garten nicht untätig. Die Quellenlage darüber ist wenig ersprießlich, ein schriftliches Gartenprogramm existiert nicht, dafür ein vom König für den Vorleser Henri de Catt gezeichneter Plan. Hofgärtner Friedrich Zacharias Saltzmann gab 1786 kund: „Die Anlage ist nach eines großen Königs Idee so und nicht anders gemacht worden“. Er wandte sich gegen die Kritik des Kieler Gartentheoretikers Christian Cay Lorenz Hirschfeld, der Friedrichs Parkanlage als veraltet und misslungen fand, den neusten Zeitströmungen nicht entsprach.

Die Kunsthistoriker Adrian von Buttlar und Marcus Köhler – beide beschäftigen sich seit Jahren intensiv mit historischer Gartenkunst – haben nun ein Buch herausgebracht, das Friedrichs geistige Ideen für seinen Park rund um das Schloss Sanssouci und der Ausführung alleinigen Raum gibt. Es sind bislang unbekannte, doch spannend zu lesende Sichten, die die Autoren darin ausbreiten. „Tod, Glück und Ruhm in Sanssouci“ (Hantje Cantz Verlag, 16, 80 Euro) nennt sich der Führer durch die Gartenkunstwelt des Königs.

Der König, so die beiden Autoren, trat in Sanssouci nicht nur in den von ihm erbauten Schlössern als Regisseur auf, sondern auch im Garten. Wie in einer Nummernoper kommen die verschiedensten Szenen bildnerisch zur Geltung. Dabei kann man anhand des neuen „Parkführers“ die Gedanken- und Erkenntniswelt des Monarchen nachspüren, seinen Reflektionen über Tod, Glück und Ruhm, die ihn lebenslang begleiteten.

Zwei „Opernaufführungen“ sind nach Buttlars und Köhlers Ansicht im Park Sanssouci zu erleben: die „Achse der Erkenntnis“ sowie die „Achse der Macht“. Ihre Wege schneiden sich unterhalb des Weinbergschlosses an der Großen Fontäne. Die Erkenntnis-Achse beginnt mit den Sphingen in der Nähe der Gartendirektion, sie geht über das Große Fontänenrondell mit den Götterfiguren hinauf zum Schloss Sanssouci und endet auf dem Ruinenberg. Sie ist eine Widerspiegelung seines nicht immer unproblematischen inneren Weges. Je höher man auf den Berg kommt, werde das Wissen und die Selbsterkenntnis vermehrt. Oben auf der Terrasse denkt der König über den Tod nach, auch über das Recht auf einen selbstbestimmtes Lebensende Die Gruft, die er nach eigenen Angaben herrichten ließ, sowie die Plastik der Kleopatra, die sich von einer Schlange töten lässt, sind dafür die Symbole. Der Ruinenberg, der die Achse beschließt, will die Nichtigkeit des irdischen Seins ins Gedächtnis rufen, doch auch dazu auffordern, den Augenblick im Wissen um den Tod zu genießen.

Die „Achse der Macht“ erzähle von Friedrichs dynastischem Anspruch und seinem Ruhm als Kriegsherr, so der Historiker Marcus Köhler, der sich diesem Weg annahm. Er führt vom ägyptisierenden Obelisk über die Rondelle, in denen die Skulpturen antike Familienfeste feiern, die aber auch davon erzählen, dass die Gewalt der Götterwelt nicht fremd ist. Eine Verwirrung der Gefühle findet auf dieser Achse statt. Sie kommt im Halbrund auf der Gartenseite am Neuen Palais mit den freistehenden antiken Figuren zur Ruhe, mit Figuren, die Friedrich innerlich nahestanden und ihm Vorbild waren, wie Julius Cäsar, Marc Aurel oder Cicero. Scheinbar abgeschlossen wird die „Achse der Macht“ hinter dem Neuen Palais, das nach dem Siebenjährigen Krieg entstand. Triumphtor und die Kolonnade künden von kämpferischen Siegen. Doch der Weg ist nicht zu Ende, er führt durch das Tor in die Landschaft. Es öffne der Blick in ein anbrechendes Reich des Friedens und der Künste, das Friedrichs allegorische Lebensreise durch seinen Park versprach, so Köhler. Klaus Büstrin

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })