Kultur: Eine Bilderwanderung
Otto-Heinrich-Ausstellung des Potsdam-Museums ab morgen in der Ticket-Galerie
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Otto-Heinrich-Ausstellung des Potsdam-Museums ab morgen in der Ticket-Galerie Von Klaus Büstrin Der junge Berliner Maler Otto Heinrich (1891-1967) erhielt im Jahre 1919 den Rom-Preis, ein damals begehrtes Stipendium. Heinrich unternahm zwar den Versuch, in das Land zu reisen, „wo die Zitronen blühen“, doch er kam nicht in der „Ewigen Stadt“ an. Kurz vor dem Ziel kehrte er um und begab sich in den Norden. Die Inseln Rügen und Hiddensee bevorzugte der Künstler, auch die Nordseeküste. Und dort packte er die Malutensilien und die Leinwände aus und malte. In der neuen Otto-Heinrich-Ausstellung des Potsdam-Museums, die morgen Nachmittag in der Ticket-Galerie eröffnet wird, hat die Kuratorin Gerhild Martens Gemälde von den Reisen in den Norden ausgewählt: Zeesenboot und Rügenwalder Münde. Diese Bilder wie auch die von Notre Dame in Paris mit den im Regen stehenden Menschen oder die Friedrichsgracht in Berlin sind bisher selten zu sehen gewesen. Am häufigsten malte der Künstler aber dort, wo sein Leben sich täglich abspielte, nämlich in der alten Residenzstadt Potsdam. 1920 kam er von der Spree an die Havel. Als Kind wurde bereits seine Begabung erkannt. An der Königlichen Kunstschule in Berlin erteilte ihm Philipp Franck, der ebenfalls das Gesicht Potsdams auf Leinwände bannte, Zeichenunterricht. Er wurde später Schüler in der Landschaftsklasse von Friedrich Kallmorgen sowie Ulrich Hübner an der Hochschule für Bildende Künste und ließ sich als Theatermaler ausbilden. 1912 nahm er an der Großen Berliner Kunstausstellung teil und stellte im Münchener Glaspalast aus. Landschaften wurden und blieben sein großes Thema – Potsdam insbesondere. Nicht die genaue Wiedergabe der barocken und klassizistischen Architekturen galt seine Aufmerksamkeit, sondern die Atmosphäre der Stadt, die von Wasser und vielem Grün eingebettet ist. Besonders bis zur Zerstörung der historischen Mitte im Jahre 1945 malte er Potsdam, danach leider weniger. Es scheint, als ob sich lähmende Trauer über sein künstlerisches Schaffen im Angesicht der Trümmerlandschaft legte. Das Potsdam–Museum ist reich an Bildern von Otto Heinrich. 1968 erwarb die Stadt Potsdam den künstlerischen Nachlass des Malers. 600 Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen und Skizzen befinden sich in der Sammlung des Museums. Das Ausstellungspublikum liebt die Bilder Otto Heinrichs, vermitteln sie doch einzigartige Stimmungen von Straßen, Plätzen und vom Kanal, wie man sie heute nicht mehr in Potsdam findet, obwohl ein Stück vom Stadtkanal sich wieder präsentiert. Kuratorin Gerhild Martens geht anhand der Bilder im Sommer und im Winter durch die Stadt spazieren, denn Heinrich hat sie nicht nur im Lichtspiel des Sommers, sondern auch in der klirrenden Kälte des Winters gemalt. Stundenlang soll er im Freien bei Schnee und Frost vor seiner Staffelei gesessen und gemalt haben. Er beobachtete die Menschen, die an ihm vorübergingen, schlendernd oder in Eile. Aber auch das emsige Treiben des Fischmarktes am Kanal interessierte ihn. Mit den 20 Bildern Otto Heinrichs wird eine kleine, jedoch feine Bilderwanderung durch das alte Potsdam unternommen. Sie bringt auch zusätzlich einen angenehm harmonischen Ton in die vielfältigen Klänge, die das Musikhören im Nikolaisaal bereitet. Otto Heinrich, Chronist des alten Potsdam, Ausstellung des Potsdam-Museums in der Ticket-Galerie des Nikolaisaals, Wilhelm-Staab-Straße 11, 13. 11. bis 3. 1., Mo-Fr 10-17 Uhr, Sa 10-14 Uhr.
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