Kultur: Eine fantastische Symbiose Haydn und Beethoven bei „Klassik am Sonntag“
Lehrer und Schüler in bester Runde vereint – der Nikolaisaal machte es am Sonntagnachmittag möglich, dass Joseph Haydn und Ludwig van Beethoven ein gemeinsames Podium bekamen. Die Brandenburger Symphoniker musizierten diesmal unter der Leitung von Florian Krumpöck, der seit Kurzem Chefdirigent des Sinfonieorchesters des kleinen Fürstentums Liechtenstein ist.
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Lehrer und Schüler in bester Runde vereint – der Nikolaisaal machte es am Sonntagnachmittag möglich, dass Joseph Haydn und Ludwig van Beethoven ein gemeinsames Podium bekamen. Die Brandenburger Symphoniker musizierten diesmal unter der Leitung von Florian Krumpöck, der seit Kurzem Chefdirigent des Sinfonieorchesters des kleinen Fürstentums Liechtenstein ist. Krumpöck ist nicht nur ein renommierter Dirigent, sondern auch ein großartiger Pianist. Somit übernahm er bei „Klassik am Sonntag“ beide Rollen.
Als weiterer Gast war rbb-Kulturradio-Moderator Clemens Goldberg traditionsgemäß mit von der Runde, der sich mit dem Pianisten und Dirigenten bestens unterhielt. So unter anderem über die Konstruktion der gespielten Werke, über ihr thematisches Material, die formale Struktur und den Rhythmus. Natürlich kam auch die Anfrage an Krumpöck, warum er am Flügel mit dem Rücken zum Publikum sitze. „Weil es zur Zeit Haydns und auch noch Beethovens üblich war, ohne Dirigenten zu musizieren. Dessen Arbeit übernahm der Pianist oder der Konzertmeister“, erzählte der gebürtige Österreicher. Gute Teamarbeit zwischen Solisten und Orchester sind hierbei natürlich besonders gefordert, die man im Konzert beobachten konnte.
Zwei Kompositionen kamen zur Aufführung: Joseph Haydns Klavierkonzert D-Dur op.21, das ursprünglich für Cembalo geschrieben wurde und sich für die Aufführung auf dem Hammerklavier vorbereitete, sowie das Klavierkonzert Nr. 1 C-Dur op. 15 von Ludwig van Beethoven. Die Konzerte für Tasteninstrumente, die Haydn als Hofkapellmeister der Fürsten Esterházy komponierte, sind weniger bekannt. Darum gestalten sie sich immer noch zu Neuentdeckungen. So auch das helle und lichte Klavierkonzert in D-Dur. Florian Krumpöcks Haydn-Spiel war zwar von edler Anmut gekennzeichnet, doch auch den Schalk des Komponisten lässt er mit einfließen, vor allem im Finale, das von volksliedhaften Elementen geprägt ist. Bei nie abreißendem Augenkontakt zu den Orchestermusikern gestaltete sich das Zusammenspiel mit den Brandenburger Symphonikern sehr sicher. Man erreichte eine fantastische Symbiose.
Bei Beethovens 1. Klavierkonzert kannte sich das Publikum natürlich besser aus, gehört es doch zu den immer wieder gern gehörten Kompositionen der großen Klassik-Konkurrenz. Das Orchester hat hierbei mehr eigenständige Aufgaben zu bewältigen als bei Haydn. Beethoven, der Unterricht bei dem Altmeister nahm, wollte, wie Clemens Goldberg mitteilte, hörbar machen, was in Sachen Klavierkonzert alles möglich sein kann. Bei Ludwig van Beethoven gebe es nicht mehr, wie der Moderator betonte, die kleinen rokokohaften Gesten wie bei Haydn, obwohl in dem Werk der Geist seines Lehrers und auch Mozarts noch atme. Man finde bereits Auseinandersetzungen mit Menschheitsfragen, die sich bei dem Komponisten später noch verstärken sollten. Nach der festlichen Orchestereinleitung verdichtete sich der erste Satz, ein Allegro con brio, durch das quasi improvisatorische Fortspinnen des Soloinstruments. Das poesievolle Spiel von Florian Krumpöck im anschließenden Largo war hinreißend schön und das abschließende Allegro Scherzando geriet quicklebendig. Des Pianisten klarer, niemals scharfer Ton ergänzte sich wunderbar mit dem vital federnden und warmen Klang der Brandenburger Symphoniker.
Das Publikum im Nikolaisaal war sehr angetan von den Interpretationen und gegenüber allen Mitwirkenden sehr beifallsfreudig. Die Begegnung mit Florian Krumpöck sollte nicht die letzte sein und die mit den Brandenburger Symphonikern könnte sich in Potsdam häufen. Klaus Büstrin
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