zum Hauptinhalt

Kultur: Eine festliche Geburtstagsgabe

Zum zehnjährigen Bestehen der Schlösserstiftung „Preußische Residenzen“

Stand:

Zum zehnjährigen Bestehen der Schlösserstiftung „Preußische Residenzen“ Von Klaus Büstrin Der junge Kronprinz Friedrich durfte eines Tages mit seinem Vater König Friedrich Wilhelm I. an den verschwenderischen Festen des sächsischen Hofes teilnehmen. Da war er gerade mal 16 Jahre alt. Die karg eingerichteten Schlösser in Potsdam, Berlin oder Königs Wusterhausen müssen den in Sachen Kunst, Musik und Literatur ambitionierten Thronfolger alles andere als eine Freude gewesen sein. Darum verließ er die preußischen Residenzen nur allzu gern, um die wie in einem Märchenland wirkenden Bauten Augusts des Starken zu bewundern. Denn dort war das für ihn Unvorstellbare alltäglich und der Genuss schien einziger Daseinszweck zu sein. Später in Rheinsberg, fernab von der Knute des Vaters, konnte Friedrich das Vorspiel für das spätere Sanssouci leben. Kunst und Kultur wurden am Grienericksee ausgiebig gefeiert. Ohne Friedrichs des Großen Freude am Bauen, manche meinen sogar, dies wäre in eine Bauwut ausgeartet, hätten Potsdam, Berlin und die Mark Brandenburg wenig von ihrer Vielfalt aufzuweisen, die wir heute noch so bewundern. In der Obhut der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg befinden sich Bauten, Gärten und Kunstschätze Friedrichs des Großen und der anderen Hohenzollernkönige und -prinzen. 150 Bauten und 800 Hektar historische Parkanlagen umfasst das Erbe, das auf uns gekommen ist. In einem neuen Buch, das im Deutschen Kunstverlag München und Berlin erscheint,werden die preußischen Residenzen vorgestellt, alle, die für die Öffentlichkeit zugänglich sind. Das sind über 30 Schlösser und andere Bauwerke. „Preußische Residenzen - Königliche Schlösser und Gärten in Berlin und Brandenburg" nennt der Herausgeber, die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten in Berlin und Brandenburg, den Band. Ihr Generaldirektor Hartmut Dorgerloh sowie der Berliner Editionsphilologe Michael Scherf sind die Autoren dieser informationsträchtigen Veröffentlichung. Reichhaltig ist die Bildauswahl. Mit den vorzüglich gedruckten Fotos kann man wunderbare Spaziergänge durch die Schlösser und Gärten unternehmen. Dafür werden die verschiedensten Fotografenhandschriften in Anspruch genommen, nämlich die von Hans Bach, Klaus Bergmann, Roland Handrick, Hagen Immel, Michael Lüder oder Gerhard Murza. Natürlich sind keine experimentelle Bilder zu finden, sondern solche, die allein dem Kunstwerk verpflichtet sind, die abbilden wollen. Aber auch dafür sind professionelle Fotografen gefragt. Sie verstehen verstehen im Buch nicht nur akkurat zu informieren, sondern die Atmosphäre der Schlösser einzufangen, den Architekturen Seele zu geben, dem Betrachter in Innenräumen und einzelnen Kunstwerken den Atem der Geschichte spüren zu lassen. Das gelingt auch den beiden Textautoren Hartmut Dorgerloh und Michael Scherf. Zwar spürt man, dass sie eigentlich mehr erzählen wollen, als der Platz vorsieht. So müssen sie sich auf konzentrierte Berichte beschränken, die große Stringenz aufweisen. Auf 160 Seiten erlebt der Leser die Geschichte der preußischen Residenzen, auch diejenigen, die gebaut wurden, bevor sich der Kurfürst Friedrich III. die Preußenkrone selbst auf’s Haupt setzte: die Schlösser von Oranienburg, Caputh und Grunewald. Von den Kurfürsten Joachim III. und dem Großen Kurfürsten über die Könige Friedrich II. und Friedrich Wilhelm IV. bis zum letzten deutschen Kaiser, Wilhelm II., reicht die Monarchengalerie, die mit ihrem Bauen, Sammeln und Mäzenatentum der Nachwelt einen kostbaren Schatz hinterlassen haben. Diesen hat die Stiftung zu verwalten, einen, der zum Weltkulturerbe gehört. Nach dem Fall der Mauer konnte man sich endlich um alle Schlösser und Gärten sorgen, sie sanieren und restaurieren, auch jene, die in DDR-Zeiten zweckentfremdet wurden, die fast in die Brüche gingen und deren Sammlungen verstreut wurden, auch um die Gärten, die fast ins Unkenntliche verstümmelt wurden. So das Kleinod Paretz oder das Schloss Schönhausen in Berlin, das einst die Sommerresidenz Elisabeth Christine von Braunschweig-Bevern, der Frau Friedrichs des Großen, als Sommerresidenz diente. Erstrahlt das Paretzer Schloss in altem Glanz, so muss sich das repräsentative Gebäude Schönhausen einer Sanierung und Restaurierung unterziehen. Das Buch erscheint anlässlich des zehnjährigen Bestehens der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg in vier Sprachen (auch in Chinesisch). Eine festliche Geburtstagsgabe. Hartmut Dorgerloh, Michael Scherf, Preußische Residenzen, Deutscher Kunstverlag , München- Berlin, 24.90 Euro.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })