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Kultur: Eine halbe Star-Stunde

Der Tenor Giorgio Casciarri am Marmorpalais

Stand:

Der Tenor Giorgio Casciarri am Marmorpalais Über Geld spricht man nicht. Wer da war, konnte den Eintrittspreis für das Italienische Konzert an diesem wundervollen Sommerabend auf der Terrasse des Marmorpalais im Neuen Garten entrichten. Oder war Ehrengast des Veranstalters, der Villa Kellermann. Jedenfalls war jedermann beglückt über das stimmungsvolle Ambiente, über die wirklich großartigen Getränke, die ständig eingeschenkt wurden. Doch so mancher wunderte sich über das vor Überraschungen gerade nicht strotzende mediterrane Buffet und war erstaunt, dass das Programm des besonderen Abendgastes, des italienischen Tenors Giorgio Casciarri, nur rund 30 Minuten dauerte, exklusive zwei Zugaben. Angekündigt wurde für das Konzertlein Casciarri als Startenor. Sicherlich, in seinem Heimatland Italien singt er an vielen Opernhäusern, auch anderswo. In der Biografie findet man als Gastspielorte beispielsweise die Staatsoper Wien oder die Deutsche Oper Berlin. Ob man deswegen immer gleich jemand als Star bezeichnen muss, ist fraglich. Aber wer davon überzeugt sein will, bitteschön. Casciarris Auftritt am Marmorpalais offenbarte, dass hier ein ganz grundsolider Sänger dem gut hundertköpfigen Publikum seine Offerten gab. Und das ist nicht wenig. Es ist für einen Sänger immer problematisch open air zu singen, vor allem, wenn die akustischen Bedingungen für ihn ungünstig sind, wie am Marmorpalais. Im ersten Teil des Programms, das dreizehn Minuten dauerte, belegte er die Arien aus Gaetano Donizettis „Der Liebestrank“ und „Tosca“ von Giacomo Puccini mit großem Überdruck, so dass die mit metallischem Glanz ausgestattete Stimme sehr angestrengt wirkte. Bei den neapolitanischen Volksliedern vor allem im zweiten Teil (Dauer: 16 Minuten) ,die von Liebe, Treue, Untreue und Eifersucht berichten, war seine Stimme plötzlich wie verwandelt. Er ging sie nämlich lyrisch an. Ein wunderbares „dolce“ gewann die Oberhand. Auch die Gestaltung war hierbei differenzierter, als bei einer Arie aus „Die Lombarden“ von Verdi. Als Zugabe wählte Casciarri neben seiner Paraderolle des „Rigoletto“-Herzogs auch den Kalaf aus Puccinis „Turandot“. Es machte sympathisch, dass er zugab, dass die äußerst schwierige Arie „Nessun dorma“ ihm nicht sonderlich gelang. Er wollte sie wiederholen. Doch die schwierigen Takte, über die der Tenor zuvor stolperte, sang er erst gar nicht mehr. Trotzdem, das Publikum jubelte. Casciarri war Star für diesen Abend. Am Yamaha-Flügel begleitete den Sänger etwas brav und in der Lautstärke zurückhaltend Nikolaikantor Björn O. Wiede. Dirigent Daniel Lipton, der das Arrangement zusammengestellt hatte, moderierte das Konzertlein mit Charme und Witz.Klaus Büstrin

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