
© Wolfgang Pfauder/SPSG
Kultur: Eine „verehrungswürdige Prinzessin“
Friedrich des Großen Begeisterung für die Querflöte und Verehrung für den Flötenlehrer Quantz
Stand:
Auf 6000 Quadratmetern im Neuen Palais, verteilt auf 72, zum Teil erstmals zugängliche Räume, präsentiert sich derzeit die große Jubiläumsausstellung „Friederisiko“ zum 300. Geburtstag von Friedrich II. Knapp 1500 Exponate sind noch bis zum 28. Oktober zu sehen, 1000 davon gehören zur Ausstattung des Neuen Palais. In den kommenden Wochen stellen die PNN an dieser Stelle einzelne Ausstellungsstücke vor, die viel auch über Friedrich II. erzählen und erklären können.
Adolph Menzel hat das allabendliche Flötenkonzert Friedrichs des Großen im Schloss Sanssouci in seinem berühmt gewordenen Gemälde in fast biedermeierlicher Atmosphäre nachempfunden. Inmitten einer ausgewählten Gesellschaft steht der preußische Monarch im Zentrum: als Flötensolist. Carl Philipp Emanuel Bach sitzt am Cembalo. Er und die anderen Mitglieder der Hofkapelle warten darauf, nach der Solokadenz des Flötisten wieder einzusetzen. Am rechten Bildrand – lässig gegen ein Gemälde gelehnt – der Flötist und Flötenlehrer des Königs, Johann Joachim Quantz. Menzels Gemälde hat jahrzehntelang unseren Blick auf das Musikleben am Hofe des Königs geprägt.
Die Abendkonzerte gehörten zum fast täglichen Ritual des Königs. Der englische Musikschriftsteller Charles Burney, der 1772 an einem Konzert im Neuen Palais teilnahm, urteilte über Friedrichs Flötenspiel: „Sein Spielen übertraf in manchen Puncten alles, was ich bisher unter Liebhabern, oder selbst von Flötenisten von Profession gehört hatte. Se. Majestät spielten drey lange und schwere Konzerte gleich hintereinander und alle mit gleicher Vollkommenheit.“ Nach Ende der Konzerte war dem Solisten einhelliger Beifall gewiss – einzig und allein Quantz durfte den königlichen Flötenspieler kritisieren und Ratschläge erteilen.
Während der Friederisiko-Ausstellung ist im Konzertzimmer der Friedrich-Wohnung eine der Quantz’schen Querflöten aus dem Jahre 1750 zu sehen. Daneben ein kostbar gearbeitetes Notenpult, ein Hammerflügel aus der Werkstatt Gottfried Silbermanns sowie die Abschrift des Flötenkonzerts B-Dur des Königs – Belege seiner musikalischen Begeisterung, vor allem für die Querflöte, die er seit seiner Jugendzeit spielte.
Friedrich musizierte am liebsten auf Querflöten, die Johann Joachim Quantz aus edlem Material für ihn baute. Sie sind zumeist aus Ebenholz gefertigt, die vier Gewindeteile aus Elfenbein, die Abschlusskappe des Kopfstücks und des Fußendes ebenfalls aus Elfenbein. Der König konnte sich aber auch Querflöten leisten, die nur aus Walrosszahn oder Elfenbein bestehen. Quantz lieferte dazu die Pläne. Die Instrumente aus Holz soll er jedoch selbst angefertigt haben. Er kaufte dafür Holzrohlinge und nahm die Bohrungen mit eigener Hand vor. Nach dem Tod seines verehrten Flötenlehrers im Jahre 1773, den Friedrich als 16-jähriger bereits bei seinem Besuch in Dresden kennenlernte und ihn nach seiner Thronbesteigung nach Preußen holte, bestellte sich der Monarch Querflöten bei Friedrich Gabriel August Kirst, der im Holländischen Viertel in Potsdam eine Werkstatt eröffnete. Dessen Instrumente entsprachen ebenfalls dem dunklen, tiefen und männlichen Ideal der Quantz’schen Flöten, die Friedrich bevorzugte.
Der König nannte die Querflöte seine „verehrungswürdige Prinzessin“, mit der er viel „Zeit in der Zweisamkeit“ verbrachte. Bereits in den Morgen- und Vormittagsstunden nahm er seine Anbetungswürdige aus einem Kasten aus Holz, Leder und Samt und hat sie zumeist mit Solfeggien (Tonleiterübungen) zum Klingen gebracht. Quantz konnte sich rühmen, dass alle seine 300 Flötenkonzerte Friedrich musizierte. Natürlich hat der König auch die von ihm selbst zahlreichen komponierten Sonaten und Konzerte der abendlichen Musikgesellschaft vorgestellt. „Seine embouchure (das Formen des Klangs, d. Red.) war klar und eben, seine Finger brillant und sein Geschmack rein und ungekünstelt; ich war sehr erfreut, und sogar erstaunt, über die Nettigkeit seines Vortrags, in den Allegro‘s sowohl, als über seinen empfindungsvollen Ausdruck in den Adagio’s“, schrieb Charles Burney in sein Tagebuch, als er Friedrichs des Großen Musizieren auf der Querflöte am 1. Oktober 1772 kennenlernte. Klaus Büstrin
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