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Kultur: Ende für die Aufklärung Forschungszentrum am Neuen Markt schließt

Das Forschungszentrum Europäische Aufklärung (FEA) wird zum Jahresende geschlossen. Wie von der Universität Potsdam zu erfahren war, habe die Mitgliederversammlung des Vereins dies gestern nach einer entsprechenden Empfehlung des Kuratoriums beschlossen.

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Das Forschungszentrum Europäische Aufklärung (FEA) wird zum Jahresende geschlossen. Wie von der Universität Potsdam zu erfahren war, habe die Mitgliederversammlung des Vereins dies gestern nach einer entsprechenden Empfehlung des Kuratoriums beschlossen. Hintergrund ist die negative Evaluation des Forschungszentrums am Potsdamer Neuen Markt durch den Wissenschaftsrat vom vergangenen Jahr. Wie von der Universität zu erfahren war, soll das Personal in die Uni überführt werden. Der Prozess dazu würde aber erst beginnen, alles sei noch offen. „Die Aufklärungsforschung soll und kann unter dem Dach der Universität fortgeführt werden“, sagte eine Sprecherin der Uni den PNN.

An dem 1996 in Potsdam gegründeten Forschungszentrum wurden bislang ideen-, wissenschafts-, institutionen-, kommunikations- und mentalitätsgeschichtliche Forschungen zum 18. Jahrhundert in kulturvergleichender Sicht durchgeführt. Die Zusammensetzung des Mitarbeiterstammes am FEA ist dem Gegenstand entsprechend interdisziplinär, geforscht wird von Romanisten, Philosophiehistorikern, Germanisten, Slawisten, Kunsthistorikern, Wissenschafts- und Neuzeithistorikern. Als außeruniversitäre Einrichtung wurde das FEA vom Land Brandenburg und der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert.

Das Zentrum war hervorgegangen aus dem Forschungsschwerpunkt Europäische Aufklärung (FSP), der 1992 mit der Aufgabe gegründet worden war, in interdisziplinärer Kooperation über „Prozess und Strukturen der Aufklärung in Europa“ zu forschen. Der Forschungsschwerpunkt war 1995 aus Berlin nach Potsdam umgezogen. Im vergangenen Jahr hatte der Direktor des FEA, Prof. Günther Lottes, zum 10-jährigen Bestehen des Zentrums harsche Kritik am Negativ-Votum des Wissenschaftsrates geübt. Hintergrund der schlechten Beurteilung sei, dass die Finanzierung der Geisteswissenschaftlichen Zentren, die einst zur Ergänzung der Universitätsforschung etabliert wurden, nun auf deren Konto gehe. „In einer Zeit knapper Mittel werden sie deshalb zu lästigen Konkurrenten, die man von den Fleischtöpfen gerne wegbeißt“, so Lottes.

Sechs Berufungen von FEA-Mitarbeitern auf Professuren, drei abgeschlossene und weitere Habilitationen, zahlreiche Promotionen, Projekte, die wissenschaftliches Neuland erschließen, Kooperationspartner in Europa und den USA, über 30 größere Tagungen in den vergangenen Jahren und zwei wissenschaftliche Publikationsreihen führte Prof. Lottes als wissenschaftliche Reputation des Zentrums an. Der Evaluationsbericht des Wissenschaftsrates habe sich in seinem Votum an einem Stand des Forschungszentrums orientiert, der bereits 2002 überholt gewesen sei. Befürworter des Zentrums hatten auch wiederholt ins Feld geführt, dass gerade Brandenburg, das selbst in seiner Geschichte zum Ausgangspunkt wichtiger Etappen der Aufklärung wurde, eine solche Forschung brauche. Jan Kixmüller

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