Kultur: Engagierte Botschafter
Theaterpreis an Hans-Jochen Röhrig und Thomas Schellenberger / Grußwort von Thomas Langhoff
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Theaterpreis an Hans-Jochen Röhrig und Thomas Schellenberger / Grußwort von Thomas Langhoff Luis hat alles im Griff. Er behält als erster Diener des Hauses Treibel die Übersicht, auch in schwierigen Situationen, die bei den Kommerzienrats sich hin und wieder anbahnen. Hans-Jochen Röhrig ist in dieser kleinen Rolle in Uwe Eric Laufenbergs Inszenierung von „Frau Jenny Treibel“, das nach Theodor Fontane von Anne-Sylvie König dramatisiert wurde, zu erleben – eine Erfolgsaufführung. Hans-Jochen Röhrig spielte auch am Dienstagabend in der Reithalle A in aller Seelenruhe den Luis, auch als das Ensemble sich nach der bejubelten Vorstellung auf der Bühne platzierten, ahnte der Schauspieler noch nichts, was auf ihm zukam. Dann rief Prof. Wilhelm Nordemann, der Vorsitzende des Förderkreises des Hans Otto Theaters e.V., den ersten Preisträger auf. Er nannte kurz und bündig nur einen Namen: Luis. Und Röhrig empfing aus den Händen des Vorsitzenden, der Kulturbeigeordneten Gabriele Fischer sowie des Geschäftsführenden Direktors des Theaters, Volkmar Raback, den Theaterpreis 2005. Nicht nur für Künstler, die im Scheinwerferlicht stehen, sondern auch Mitarbeitern, die hinter den Kulissen einen Theaterabend ermöglichen, wird der Preis verliehen. In diesem Jahr erhielt ihn Thomas Schellenberger, einer der das Licht auf die Bühne zaubert. 1988 kam er als Beleuchter an das Hans Otto Theater. 1995 übertrug man ihn die Leitung der Beleuchtungsabteilung. Schellenbergers Künste werden nicht nur von den jeweiligen Regieteams und den Zuschauern hochgelobt, sondern auch außerhalb des Theaters schätzt man sein Lichtdesign, so auch die Musikfestspiele Potsdam Sanssouci, wenn er die Terrassen, das Schloss und die nähere Umgebung der Orangerie ganz und gar in einen noch märchenhafteren Ort verwandelt. Hans-Jochen Röhrig ist seit 1997 Ensemblemitglied des Theaters. Auf eine Vielzahl von großen und kleinen Rollen kann er verweisen. Sie und vor allem die Lesereihen, für die er seit zwölf Jahren verantwortlich zeichnet, in denen er selbst liest, machten ihn zu einem der bekanntesten Schauspieler des Hans Otto Theaters, zu einem seiner engagiertesten Botschafter. Es ist bewundernswert, über welch einen Einblick Röhrig zur Literatur, vor allem in solche, die in der Mark Brandenburg entstand, verfügt. Für diesen Wissensfundus sind ihm Theater und Zuschauer sehr dankbar. An die große Zeit des Hans Otto Theaters in den sechziger Jahren, als der bedeutende Theatermann Gerhard Meyer Intendant war, erinnerte der international bekannte Regisseur Thomas Langhoff in seinem Grußwort. Langhoff war sieben Jahre Schauspieler in Potsdam. „Wir waren eine wilde und ungebärdige Gruppe.“ Auch von einem nicht aufgeführten Stück sprach er, von der Inszenierungsarbeit zu „Marski“ von Hartmut Lange. Darin sollte deutlich gemacht werden, wie die DDR war und wie sie nicht mehr sein sollte. Wir hofften, dass nach der Premiere die DDR sich verändern würde. Doch kurz zuvor verließ Lange die DDR. Das Stück kam nicht auf die Bühne, somit hat sich die DDR auch nicht verändert“, plauderte Langhoff. Für viele Schauspieler und Regisseure war das Potsdamer Theater eine hervorragende Schule, so der Redner weiter. Kritik übte er, dass für Kultur – und damit auch für die Theater – immer weniger Geld zur Verfügung stehe, dafür umso mehr für die Bürokratie. „ Städte können auf Theater nicht verzichten, denn sie tragen unbedingt zur Identität und zum Wohlfühlen bei.“ Thomas Langhoff kündigte in einem Nebensatz an, dass er am Potsdamer Hans Otto Theater wieder aktiv werden wird. Diese Botschaft machte sehr neugierig. Klaus Büstrin
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