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Wenn der Ruhm verläuft. Patrick Weiss’ Bild „Madonna“ ist ein malerisches Spiel mit der religiösen Figur und der Pop-Ikone.

© Manfred Thomas

Kultur: Experiment im Metallverschlag

Im Container des Waschhauses sind Dinge möglich, die im Kunstraum undenkbar wären

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So brütend heiß ist es derzeit im Container des Waschhaus-Kunstraums, dass eine Nutzung als Sauna naheliegen würde. Tatsächlich hängen dort aber die Bilder des Werbegestalters und Grafikdesigners Patrick Weiss. „Five minutes of fame“ ist der Titel der Ausstellung, die er dort zeigt. Weiss möchte entdecken, enttarnen und herausfinden, was nach den sprichwörtlichen fünf Minuten Ruhm aus den dann verloschenen Sternen wird. Der Künstler sei „Beobachter, Chronist, Voyeur“, erklärt der ausliegende Ausstellungstext. Mit seinen Bildern nehme Weiss Bezug auf aktuelle Pop- und Kunststars.

Erkennbar wird das, wenn eine Figur, die offensichtlich den bekannten Künstler Jonathan Meese darstellt, postuliert: „Mami bleibt“. Denn Meeses innige Beziehung zu seiner Mutter ist allseits bekannt. Auch der verstorbene Stern Jean-Michel Basquiat prangt auf einem wüsten Bild. Und die Pop-Ikone „Madonna“ verschwindet hinter einem transparenten Vorhang.

„Wir wollen im Container experimentelle Formate austesten“, beschreibt der Kurator Erik Bruinenberg den inhaltlichen Ansatz des Metallverschlages. Der 45-jährige Patrick Weiss stammt aus Berlin-Steglitz. In einem Interview bekennt er, dass Potsdam nun seine Heimat sei, auch wenn er an sich ein Wessi wäre. Die Ruhe auf dem Land, die Möglichkeit, beim Spaziergang durch die Stadt stets Bekannte zu treffen, das gefalle ihm. 1991 gründete Weiss in Potsdam einen Künstlerbedarfsladen, den er auch heute noch betreibt. Er sei eigentlich kein Maler, sondern übertrage Skizzen vom Computer auf die Leinwand, hat er in dem Interview über seine früheren Bilder gesagt. Von diesem eher technischen Malschema ist er bei der Ausstellung im Container mit breitem und schnellem Strich deutlich abgewichen.

Auch die folgenden Sommer-Ausstellungen im Container werden von Potsdamer Künstlern bestückt, sagt Bruinenberg. Arbeiten von Sebastian Seidemann und Susanne Ramolla sollen noch zu sehen sein. „T.A.Z. IV“ ist der Titel der gegenwärtigen Ausstellungsreihe. „T.A.Z. I bis III“ waren Ausstellungen in den vergangenen Jahren betitelt. Im Jahr 2009 wurden die Ausstellungen im Container gestartet, zunächst mit einem Partner zusammen, der nun den grünen Container daneben betreibt, während für den roten Kasten der Kunstraum zuständig ist. Aus dem Provisorium der vergangenen Jahre, das 2012 pausierte, soll sich der Container künftig zu einer festen Institution entwickeln, hofft Bruinenberg.

Zunächst sei an eine „Temporary Art Zone“ (TAZ), also einen vorläufigen Kunstraum gedacht worden. „Aber wir machen hier auch Feten nach den Vernissagen, die gut besucht und bei jungen Leute beliebt sind“, stellt der schon etwas angegraute Kurator fest. Die Kunst im Container eröffne manchen Spielraum, der im benachbarten Kunstraum-Waschhaus sicher nicht gegeben sei. Nach einer Ausstellung, innerhalb derer auch eine Bettinstallation zu sehen war, fanden sich Kondome als Hinterlassenschaft der Besucher im geschützten Metallrahmen. Da habe etwas stattgefunden, das im Kunstraum-Waschhaus wohl nicht möglich wäre, mutmaßt Bruinenberg.

Nicht selten treffe er junge Ausstellungsbesucher an, die auf dem Boden im Container sitzend erregt über die ausgestellte Kunst stritten. Die gegenwärtige Konzentration des Ausstellungsprogramms auf Potsdamer Künstler stoße auf ein reges lokales Interesse. Denn wenn die Ausstellenden neben der Kunst noch als Discjockeys arbeiten oder im weiteren Kunstbetrieb tätig sind, so fänden sich bei den Eröffnungen auch ihre Freunde und der Bekanntenkreis ein.

Bruinenberg hob hervor, dass die nicht zusätzlich von der Stadt geförderte Containerbespielung, deren Bewerbung aus dem Waschhaus-Etat mitbestritten wird, zur Belebung des Kulturstandortes am Tiefen See beitragen soll. Sie sei gerade im Sommer ein ideales Bindeglied zwischen dem Kunstraum und dem „fluxus“-Museum in der toten Ecke des Schirrhofes.

Zu sehen bis Sonntag, 28. Juli, 12 bis 18 Uhr, im Container im Schirrhof in der Schiffbauergasse. Ab 9. August stellt Sebastain Seidemann im Container aus

Richard Rabensaat

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