Kultur: Fernweh
In der Galerie Bauscher: Bilder in einem wahren Farbenrausch, gemalt von Inge H. Schmidt
Stand:
Utah, Tuva, Sibirien, Burjatien – allein schon der Wortklang dieser Namen klingt wie ein Versprechen entrückter Landschaftsschönheiten in weiter Ferne.
Inge H. Schmidt, Malerin und Reisende aus Leidenschaft, ist hingefahren. Und hat, in ihr Berliner Atelier zurückgekehrt, die in ihr gespeicherten Bilder in einem wahren Farbenrausch zu Papier gebracht. Die Frische ihrer getuschten und aquarellierten Impressionen aus Sibirien ist verblüffend. In sattem Grün leuchtet Burjatien, verträumtes Land am Baikalsee. Locker getuschte Sumpflandschaften aus Chakassien und sibirische Dörfer entführen den Betrachter bis ans andere Ende der Welt. Dort, wo der Abend rotglühend in der Klarheit des eisblauen Baikalsees versinkt, können Sehnsucht und Fernweh in Eintracht vor Anker gehen.
„Fernweh“ ist die Ausstellung überschrieben, mit der sich Inge H. Schmidt nun bereits zum vierten Mal im Rahmen einer Einzelausstellung in der Galerie Bauscher präsentiert. Die 1952 in Thüringen geborene Malerin trieb es schon früh in die Welt hinaus. Spätestens jedoch seit einem Stipendium, das sie im Jahr 1989 in die Rocky Mountains führte, hat das Fernweh die Künstlerin fest im Griff. Es folgten Reisen nach Arizona, nach Laos, Kambodscha, Nordthailand, später nach Georgien, nach Mexico und Guatemala. Aus ihren Reisen und Begegnungen mit anderen Landschaften und Kulturen zieht Inge H. Schmidt ihre ganze Kraft und Inspiration.
Die Exotik ferner Länder mit ihren eigenen Farben und ihrem spezifischen Licht fließt in stimmungsvolle Kompositionen ein. In ihrer Farbintensität und leuchtenden Brillanz scheinen sich in der Ausstellung mexikanische Marktszenen und Tempelanlagen in Laos zu überbieten, stehen die expressiven Felslandschaften Utahs und Arizonas neben zarten Aquarellen, ohne einander am Ende die Schau zu stehlen.
64 Aquarelle, Gouachen, Tusch- und Kohlezeichnungen aus insgesamt 12 Jahren hat die Galeristin Traudl Bauscher für das gezeigte „Reisetagebuch in Bildern“ zusammengestellt. Die Auswahl aus dem umfangreichen Fundus an gemalten Reiserinnerungen Inge H. Schmidts wird nicht ganz einfach gewesen sein. Trotz ihrer Dozententätigkeit nimmt sich die reiselustige Künstlerin Zeit und Raum für ihre eigene Malerei.
Während sie unterwegs vor allem Skizzen anfertigt, geht Inge H. Schmidt erst im heimischen Atelier in die eigentliche Produktion. Nachdem sie im Anschluss an ihre Sibirien-Reise im Sommer auch noch zu ihrer jährlichen Mexico-Reise aufgebrochen war, hat sie, zurück in Deutschland, zuallererst einmal nur Burjatien-Bilder gemalt. Mexico hatte ihr den räumlichen und zeitlichen Abstand gegeben, um die Erinnerungen an Burjatien zu den Kompositionen heranreifen zu lassen, die nun in Potsdam in unmittelbarer Nachbarschaft der beinahe zeitgleich entstandenen Mexico-Bilder zu sehen sind.
Bei aller Faszination für die Natur lässt sich Inge H. Schmidt keinesfalls als reine Landschaftsmalerin einordnen. Bildnisse von Mexikanern, einer Indianerin aus Guatemala oder georgischer Mönche sind überzeugende Beispiele dafür, dass die Malerin auch einen treffsicheren Blick und malerischen Instinkt für das Porträt besitzt. Die Gesichter, die sie halb zeichnet, halb malt, sind meist in Nahsicht an den Betrachter herangeholt. In ihnen bedient sich die Malerin einer ausgesucht delikaten Malweise, bei der auch der Kreidestift gerne zum Einsatz kommt.
Sinn für Szenisches und Ankedotisches stellt Inge H. Schmidt unter Beweis, wenn sie mit viel Gespür fürs Detail in ihren Zeichnungen von der „Schlangenfrau“ oder dem „Gewinnspiel um einen Topf“ typische Situationen auf einem mexikanischen Rummelplatz vor Augen führt.
Geöffnet Mi-Fr 12-18 Uhr, Sa 12-16 Uhr. Die Ausstellung endet am 23.2.2008. Galerieferien: 24.12.07-08.01.08. Rosa-Luxemburg-Straße 40, Babelsberg.
Almut Andreae
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