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Kultur: Fester Bestand der Kunst

Zum heutigen 120. Geburtstag des Malers Magnus Zeller – Ehrenbürger von Caputh

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Dem Verein Märkische Malerkolonie ist er in seinem neuen Museum in Ferch nur einer Erwähnung wert: der Caputher Maler Magnus Zeller. Man fragt sich, warum dieser Künstler, der mehr als 30 Jahre am Schwielowsee lebte und arbeitete, so unfreundlich bedacht wird. Vielleicht ist es auch der Tatsache geschuldet, dass Zeller ein Maler und Grafiker war, der vorrangig Sozial- und Gesellschaftskritisches in seiner Kunst bedachte. Ein Landschaftsmaler war er nur gelegentlich. Vor allem während der nationalsozialistischen Zeit wandte er sich Caputh, dem Schwielowsee und Umgebung künstlerisch zu. Nach dem Zweiten Weltkrieg malte er ebenfalls Landschaften, um von dem Verkauf seine Familie zu ernähren.

Magnus Zeller wurde heute vor 120 Jahren, am 9. August 1888, im Mansfelder Land als Sohn eines Pfarrers geboren. Er sollte ebenfalls Theologie studieren, wandte sich aber der Malerei zu. Er ging nach Berlin. Dort wurde er Schüler von Lovis Corinth. 1914 musste er als Soldat in den Ersten Weltkrieg ziehen. In der Presseabteilung beim Oberbefehlshaber Ost in Kowno und Wilna, wo er tätig war, lernte er u.a. den Schriftsteller Arnold Zweig kennen. Heimlich, gemeinsam mit Zweig, entstand die Grafikmappe „Entrückung und Aufruhr“ – ein Werk, das den Militarismus anprangert. Zeller nahm am 10. November 1918, nach dem Sturz der Monarchie, an der Sitzung der Berliner Arbeiter- und Soldatenräte teil, die den Rat der Volksbeauftragten als provisorische Regierung wählte. In dieser Zeit und in den Jahren danach enstanden expressive Arbeiten, in denen er Milieus von Schwindsüchtigen, Spielern und Trinkern, Einsamen und Armen schildert, grotesk-bissig oder auch warm-melancholisch. Ab 1933 erhält er hin und wieder Besuch von der Gestapo, die ihn mit Hausdurchsuchungen terrorisieren. Der „Völkische Beobachter“ schrieb über seine Werke, dass sie seelisch krank seien. 1937 wurden zehn seiner Arbeiten in der Raubaktion „Entartete Kunst“ aus Museen entfernt. Und doch konnte er 1935 durch Vermittlung von Freunden in der Villa Massimo in Rom arbeiten. Ab 1937 wählte Zeller Caputh als Wohnort, bis zu seinem Tod 1972.

Während der Hitler-Diktatur malte er, natürlich heimlich, solch gewichtiges Bild wie „Staatsbegräbnis“, eine Anklage gegen verlogenes Heldentum, das ausschließlich der Hitler-Diktatur diente. Auch während der DDR-Zeit hat Zeller in seinen Bildern Zeitkritik geübt, aber eher verhalten. Der Dresdner Kunsthistoriker Diether Schmidt schrieb in den siebziger Jahren über Zeller: „Eine achtbare Reihe seiner Werke gehört zum festen Bestand der deutschen Kunst in unserem Jahrhundert.“ Dem Museum der Havelländischen Malerkolonie sollte es wert sein, Magnus Zeller mehr zu ehren als nur mit einer Erwähnung. Die derzeit zu sehenden Bilder in der Ausstellung sollen immer mal wieder ausgetauscht werden. Da könnte auch ein Platz für den Ehrenbürger von Caputh freigemacht werden. Klaus Büstrin

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