Kultur: Freigebige Finanziers der guten Taten Benefizkonzert des Staatsorchesters Frankfurt
Wer unverschuldet in große Not gerät, durch plötzliche Krankheit oder unverhoffte Langzeitarbeitslosigkeit soziale Ausgrenzung erfährt, seinen Frust gewalttätig an Frau und Kindern auslässt und aus allem keinen Ausweg sieht, der ist der Hilfe anderer dringend bedürftig. Brandenburgs einstige Sozialministerin Regine Hildebrandt wusste darum und gründete 1992 die Landesstiftung „Familien in Not“.
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Wer unverschuldet in große Not gerät, durch plötzliche Krankheit oder unverhoffte Langzeitarbeitslosigkeit soziale Ausgrenzung erfährt, seinen Frust gewalttätig an Frau und Kindern auslässt und aus allem keinen Ausweg sieht, der ist der Hilfe anderer dringend bedürftig. Brandenburgs einstige Sozialministerin Regine Hildebrandt wusste darum und gründete 1992 die Landesstiftung „Familien in Not“. Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten, stand von Anfang an im Mittelpunkt aller Bemühungen. Innerhalb von zehn Jahren konnten 1540 bedürftige Familien mit 1,66 Millionen Euro aus akuten schwierigen Notlagen befreit werden, wie Brunhild Schumann, Vorsitzende des Stiftungsrates, beim benefizialen Jubiläumskonzert am Vorabend des 2. Advents im Schlosstheater im Neuen Palais bewegt verkündete. Die Gelder dazu kommen aus dem Ertrag des Stiftungskapitals und von Spendern. Alle bisherigen zehn Konzerte erbrachten an Spendeneinnahmen stattliche 308 000 Euro, das diesjährige einen Betrag von 35 000 Euro. Den freigebigen Finanziers der guten Taten boten die Musiker des Brandenburgischen Staatsorchesters Frankfurt – von Anfang an mit dabei – unter Heribert Beissel ein erlesenes Programm mit Preziosen aus der Wiener Klassik, in der sie sich unter Chef-Anleitung ja inzwischen sehr erfolgreich tummeln. Wolfgang Amadeus Mozarts C-Dur-Sinfonie KV 200 nahmen sie unter ihre bestens gepflegten und sorgsam ausgebreiteten Fittiche. Sie musizierten das Werk mit seinen munter sprudelnden Einfällen heiter und gelöst, prickelnd und sehr lebendig. Den langsamen Satz mit seinem elegischen Charme versteckten sie hinter einen klanglichen Wattevorhang, den die sordinierten Geigen und Bratschen erzeugten. Wenig elegant, ja fast bäurisch stampften sie das Menuetto. Zupackende, aber wenig glanzvolle Betriebsamkeit zeichnete auch die Wiedergabe von Mozarts A-Dur-Violinkonzert KV 219 aus. Dessen Solopart spielte die 27-jährige Züricherin Mirjam Tschopp mit jener heutzutage weit verbreiteten Haltung eines interpretatorischen Mainstreams, der ob seiner Glätte und kühlen Brillanz eine unverwechselbare persönliche Handschrift kaum erkennen lässt. Das Ergebnis: eine technisch vordergründig brillante, allerdings nicht immer perfekte Tongebung, die die Seele nicht unbedingt zu streicheln vermochte. Das kantable Element kam dabei genauso zu kurz wie kapriziöser Saitentanz und koketter Schwung ausgespart blieben. Wie verwandelt trumpfte das Staatsorchester schließlich bei Joseph Haydns Sinfonie Nr. 103 Es-Dur „Mit dem Paukenwirbel“ auf. Ein ungewöhnliches Entree für die Adagio-Einleitung, die von den Frankfurtern sehr prägnant musiziert wurde. Ihre schnelle Fortsetzung kam akzentuiert, keck und pointiert, turbulent bis spritzig daher. Das Gespür der Musiker für dramatische Entwicklungen innerhalb des thematischen Kontrastprogramms war sehr ausgeprägt. Herrlich urwüchsig, geradezu erdverbunden kam das Andante, ein bodenständiger Wandermarsch, daher, angereichert mit violinsolistischen Eskapaden (Klaudyna Schulze-Broniewska). Direkt, dann temperamentvoll erklangen die beiden letzten Sätze, durchdrungen vom Geiste Mozarts und der Hinwendung zu Beethoven. Die Sponsoren zeigten sich auch beim Beifall von ihrer großzügigen Seite. Peter Buske
Peter Buske
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