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Kultur: Frischer Vereinswind

Lea Rosh ist Vorsitzende des Förderkreises des Hans Otto Theaters / Intendant für freieren Verbund

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Werbung braucht ein gutes Zugpferd. Mit Lea Rosh holte sich der Potsdamer Theaterverein eine Frau ins Boot, die sich in Sachen Kultur und Politik streitbar zu schlagen weiß. Die Publizistin wurde auf der jüngsten Mitgliederversammlung zur neuen Vorsitzenden gewählt und löst damit den Rechtsanwalt Wilhelm Nordemann ab, der nunmehr den Ehrenvorsitz inne hat. Lea Rosh leitete bereits viele Jahre den Theaterverein des Maxim-Gorki-Theaters Berlin. Mit dem Wechsel der dortigen Intendanz möchte auch sie den Stab weiterreichen. „Wir schätzen Brandenburg, Potsdam und vor allem die Arbeit von Uwe Eric Laufenberg“, begründete sie auf dem gestrigen Pressegespräch ihren jetzigen Einsatz für das Hans Otto Theater, bei dem sie von der ebenfalls aus Berlin kommenden Etta Timm und Claus Bacher unterstützt wird. Etta Tim engagierte sich zuvor ebenfalls am Maxim-Gorki-Theater, Bacher am Deutschen Theater/Kammerspiele: Die Potsdamer Ulf Siek und Christian Czychowski sorgen für lokalen Sachverstand und machen mit Uwe Eric Laufenberg den Vorstand komplett.

Alle hoffen, dass das neue Theater für Potsdam und für den Verein einen großen Aufschwung bringe. „Der bisherige Freundeskreis machte sich ebenfalls stark, aber es war schwer genug, Leute zusammen zu trommeln, die sagen: ,Die Blechbüchse ist unser’“, so Czychowski. Durch Laufenbergs „unterwegs“-Credo habe sich die Situation des Vereins im vergangenen Jahr bereits wesentlich verbessert. Er wuchs von 30 auf 60 Mitglieder an. Auch die Theater-Auslastung von 88,5 Prozent spreche für sich.

Nordemann zeigte sich zuversichtlich, dass sich die Potsdamer mit dem Neubau identifizieren werden, „zumal sich das Haus in einer wunderschön gelegenen Kulturecke direkt am Wasser befindet.“

Für den Neubau sei jetzt ein „Wunderstuhl“ geschaffen worden, der stapel- und klappbar sowie tischtauglich sei – je nach Raumbedarf – und der auch für 800 Euro symbolisch von den Zuschauern erworben werden könne. Das Namensschild garantiere dem Käufer allerdings nicht „seinen“ ständigen festen Platz, da es keine Dauerbestuhlung gebe, so Laufenberg.

Die Vereinsmitglieder können an Proben und Gesprächen mit Regisseuren teilnehmen und die Entstehung von Inhalten mit diskutieren. Auch Busreisen zu anderen Theatern sind geplant, so wie sie Lea Rosh schon in Berlin mehrmals im Jahr organisierte. „Diese Vereinsarbeit kann man nicht nebenbei machen“, weiß die Journalistin, die nach wie vor auch ihr Projekt „Denkmal für die ermordeten Juden Europas“ unterstützt.

Genug Problemfelder werde es trotz des Neubaus vom Verein mit zu beackern geben. So sei die technische Ausstattung des Neubaus noch nicht ausfinanziert. Auch das Musiktheater brauche Fürsprecher. Im Herbst gebe es zwar eine Wiederaufnahme von „Titus“ sowie die Premiere von „Cosi fan tutte“. „Wir hoffen aber, dass sich Stadt und Land entschließen, die Winteroper zu einer dauerhaften Einrichtung zu machen. Vom Land kamen bereits positive Signale, nur die Stadt hält sich wie immer bedeckt“, so Laufenberg, der sich auch zur derzeitigen Praxis des Theaterverbunds kritisch äußerte. Brandenburg sei finanziell kaum in der Lage, seinen Musiktheaterauftrag für den Verbund zu erfüllen. „Wir würden gern etwas dazu tun.“ Auch das Cottbuser Staatstheater sei an einer Zusammenarbeit interessiert, und wird schon mal zur Theaterhauseröffnung drei Musiktheateraufführungen beisteuern. Ohne die Idee des Verbundes in Frage zu stellen, sei Laufenberg gegen zu feste Regeln und Verpflichtungen. Das HOT müsse in jeder Spielzeit mit 30 Vorstellungen nach Frankfurt und mit 20 nach Brandenburg – „egal, ob der Bedarf wirklich vorhanden ist. Wir müssen sie zudem dort billiger anbieten als an anderen Aufführungsorten, wie jetzt in Winterthur oder Leverkusen. Da verdiene ich an einem ausverkauftem Haus in Potsdam mehr als mit einer Aufführung in Brandenburg. Wiederum sollen wir die Musiktheaterproduktionen aus dem Verbund zu einem höheren Preis einkaufen als sie auf dem freien Markt kosten würden. Wir befinden uns in einer Schieflage.“ Deshalb sei er gegen feste Tarife und feste Aufführungszahlen, betont der Intendant.

Lea Rosh kündigte an, dass sie zur Eröffnung des Theaters ihren derzeit am Gorki-Theater etablierten „Salon“ für einmal nach Potsdam auslagern werde. Vielleicht könne er auch insgesamt nach Potsdam ziehen, „aber darüber müssen wir in den nächsten Salons erst diskutieren“, so die Zehlendorferin. Heidi Jäger

Mitglieder-Interessenten wenden sich an den Förderkreis des Hans Otto Theaters, H.-Lange-Straße 2-3, 14469 Potsdam.

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