Von Klaus Büstrin: Frischluftzufuhr
„Haydns Welt“: Musikfestspiele Potsdam-Sanssouci stellten ihr Programm für 2009 vor / Heute beginnt der Kartenvorverkauf
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Glückbeschaulich geborgen, mit einem frohen Sinn ausgestattet, an innerer Ordnung und Ruhe reich, glaubensdankbar, zum Komponieren sein bestes Gewand anziehend – so wurde und wird oftmals der burgenländische Stellmachersohn Joseph Haydn (1732-1809) geschildert, der es bis zur höchsten Autorität im Musikleben seiner Zeit brachte. Und so blieb es nicht aus, dass man ihn „Papa Haydn“ noch heute nennt. Es stimmt aber nicht ganz und es gibt ein falsches Bild, denn seine oftmals pointierte, taghelle und auch intellektuelle Musik machten ihm zu einem der einfallsreichsten Komponisten der gesamten Musikgeschichte. Dabei steht er leider noch immer im Schatten seiner großen Kollegen Mozart und Beethoven. Und er wird zu einer liebenswerten, aber unwichtigen Figur degradiert.
Die Musikfestspiele Potsdam-Sanssouci füllen anlässlich des 200. Todestages Joseph Haydns die diesjährige Festivalzeit (12. bis 28. Juni) mit 35 Konzerten, Opernaufführungen, Lesungen, Bällen und einem umfangreichen Begleitprogramm mit Führungen durch Schlösser und Gärten. Auch die Ausstellung „Joseph Haydn – ein musikalisches Universalgenie“ wird es geben.
Die Musikfestspiele haben das Programm „Haydns Welt“ genannt. In ihm soll der Geist des 18. Jahrhunderts lebendig werden: die Zeit der Aufklärung und des Aufbruchs. „Wir führen die Besucher musikalisch von der ungarischen Provinz über das kaiserliche Wien Josephs II. bis nach London, die Weltstadt an der Themse“, sagte gestern Musikfestspielchefin Dr. Andrea Palent in der Österreichischen Botschaft, in der sie mit dem Dramaturgen Carsten Hinrichs das Festival 2009 der Presse präsentierte.
Joseph Haydn besuchte nie die Residenzstädte Berlin und Potsdam. Doch die sechs Preußischen Quartette op. 50 verehrte der Komponist 1787 dem preußischen König Friedrich Wilhelm II. Sie wurden mit aller Wahrscheinlichkeit im Palmensaal der Orangerie im Neuen Garten unter Mitwirkung des Cello spielenden Monarchen aufgeführt. Im Konzert „Preußische Komplimente“ wird das Quartett in B -Dur von La Real Cámera zur Aufführung gebracht.
Exzellente Solisten und Spezialensembles für Alte Musik wie Il Giardino Armonico, The Academy of Ancient Music, das Ensmble Sonnerie, die Schauspieler Fritz Muliar und Klaus Maria Brandauer oder das Quatour Ebéne werden sich in den Schlössern des Parks Sanssouci, des Neuen Gartens sowie des Parks Babelsberg, in den Gartenanlagen selbst ein Stelldichein geben. Die Friedenskirche ist traditionell dem Eröffnungskonzert vorbehalten. Die berühmte Nelson-Messe wird ebenfalls mit dem Gotteshaus einen würdigen Rahmen erhalten. Eingeladen wird zu einem Familienausflug ins alte Wien unter dem Titel „Kaiserliche Melange“ auf den Pfingstberg, zu einem kaiserlichen Maskenball sowie zur Tafelmusik in die Pflanzenhalle der Sanssouci-Orangerie. Für musikalische Frischluftzufuhr sorgen auch die Konzerte, in denen gezeigt werden soll, wie die Volksmusik, vor allem die ungarische, in die klassische Musik von Haydn und seinen Komponisten-Nachfahren Einlass bekam. Die Aufführungen von zwei musiktheatralischen Werken Haydns im Schlosstheater im Neuen Palais werden sicherlich weitere Höhepunkte der Festspiele sein: die Marionettenoper „Philemon und Baucis“ sowie die Burleske Oper „L’infedeltá delusa“.
Zwei Wochen Intensivprogramm mit Haydn also, voller Spannung und Unterhaltung.
Der Kartenverkauf beginnt heute unter www. musikfestspiele-Potsdam.de, in der Ticket-Galerie, Wilhelm-Staab-Straße 10/11 sowie im PNN-Shop bei Karstadt.
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