
© Manfred Thomas
Kultur: Fröhliches Stegreiftheater
Teatro Paravento Locarno gastierte im Belvedere auf dem Pfingstberg
Stand:
Mit Musik begibt man sich auf die Bühne. Die drei Komödianten benötigen dazu keine Helfer. Sie musizieren selbst die Geige, die Blockflöte und das Schlagwerk. Munter betreten sie die Wasserbühne des Belvedere auf dem Pfingstberg, vom herzlichen Applaus der zahlreichen Zuschauer begleitet. Die Komödianten, die neben der Schauspielkunst auch das Musizieren bestens beherrschen, sind Mitglieder des Teatro Paravento Locarno. In der brandenburgischen Landeshauptstadt konnte man sie in früheren Jahren bereits erleben. Jetzt kamen am Sonntag drei der neun Darsteller anlässlich des Tages des Weltkulturerbes 2010 wieder zu einem Kurz-Gastspiel nach Potsdam. Die rührige Gesellschaft der Freunde Italiens „Il Ponte“ war auch diesmal Vermittler für die Vorstellung von Paravento.
Luisa Ferroni, Miguel Ángel Cienfuegos und David Matthäus Zurbuchen (er war auch Regisseur der diesjährigen lebendigen Il Confidenti-Inszenierung im Neuen Palais) nahmen rund 60 Minuten fröhlich vom Belvedere Besitz. Wie einst die fahrenden Komödianten haben sie Szenen und Masken der Commedia dell’arte mitgebracht, jenes volkstümliche Stegreiftheater, das im Italien des 16. Jahrhunderts entstand. Das Teatro Paravento führte in die Geschichte dieser Theaterform ein, ganz und gar wie es die Commedia dell’arte erfordert: spielerisch und humorvoll.
Am Paravant hängen die Kostüme und Masken – mehr Requisiten braucht es nicht für die komödiantischen Szenen, in denen die Typen der Commedia dell’arte vorgestellt werden: der reiche Kaufmann Pantalone, ein alter geiziger Hagestolz, der gelehrte Dottore; die gewitzten Diener Arlecchino und Brighella. Nicht zu vergessen natürlich die reizende Zofe Colombina, die ihrem geliebten Arlecchino immer wieder aus der Patsche hilft. Da ist aber auch der Typus des Verliebten, der erst nach diversen Intrigen zu seiner Geliebten findet. Natürlich kennen viele Zuschauer Carlo Goldonis Komödie „Der Diener zweier Herren“, in der die Commedia dell’arte in der Dienergestalt des Truffaldino lebendig wird.
Die meisten Szenen stammen aus alten Vorlagen der Commedia dell’arte, deren wichtige Grundelemente die Improvisation, der Ausdruck der Halbmasken, das lebhafte Gebärdenspiel und die Körpersprache sind. Da treffen sich Arlecchino und Brighella auf einer Piazza in Venedig, halten sich die hungrigen Bäuche und träumen von „bella Polenta“, Pudding und leckerem „Italian Food“. In einer anderen Szene begegnen sich Pantalone und Dottore, um über die Heirat von Pantalones Tochter zu verhandeln, und geraten darüber in große Aufregung und Streitigkeiten.
Sehr originell auch der Monolog von Colombina in einem Sprachkauderwelsch zwischen Italienisch, Deutsch, Schwyzerdütsch, Englisch. Wer von den Zuschauern die Sprachen erkennen würde, so die Darsteller, der sollte von den Darstellern zum Abendessen eingeladen werden. Wer nicht, der müsse schließlich die Gäste aus Locarno in einem Ristorante bewirten. Gemeldet hat sich vorsorglich niemand. Aber dennoch ging man fröhlich seiner Wege.
Klaus Büstrin
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