
© Andreas Klaer
Kultur: Fünf Jahre und dein Leben
Die ungarische Tänzerin Kata Kovács unterrichtet ab heute „Contact Improvisation“ in der „fabrik“
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„Im klassischen Ballett sind es natürlich immer die Männer, die mit Muskelkraft ihre Partnerin hochheben. Aber wir machen kein klassisches Ballett“, sagt Kata Kovács. Beim Heben käme es außerdem viel mehr auf die Technik an, dann könnten auch zarte Frauen mal einen Mann schultern oder über den Rücken rollen. Laurent Dubois von der „fabrik“, dem internationalen Zentrum für Tanz und Beweguungskunst in der Schiffbauergasse, demonstriert es und zeigt auf seine Körpermitte: „Das Gewicht muss man hierher verlagern, dann ist es kein Problem.“
Zwei Fachleute unter sich. Kata, wie sie genannt werden will, ist erst seit gut einem Monat in Potsdam, wo sie das Team der „fabrik“ bis nächsten Sommer unterstützen wird. Die Tänzerin aus Budapest wird Workshops und die Tanztage organisieren, vor allem aber bereichert sie das neue Programm der „fabrik“ mit einem Kurs, dessen Wichtigkeit Dubois nicht müde wird zu betonen. Es freue ihn sehr, dass man endlich einen Kurs „Contact Improvisation“ anbieten könne. „Das ist eine grundlegende Fertigkeit, die gehört einfach zur Tanzausbildung. Jeder Choreograf erwartet das“, sagt er. Bisher konnte man nur sporadisch Seminare dazu anbieten, nie jedoch regelmäßig. Durch ein Stipendium hatte Kata die Möglichkeit zu einem längeren Auslandsaufenthalt und suchte nach einem Gastgeber, erinnerte sich an Kotakte zur „fabrik“, die sie in Budapest geknüpft hatte. Die Nähe zu Berlin, wo sie jetzt auch bei Freunden untergekommen ist, fand sie gut, und seit sie weiß, dass sie hier nicht nur organisatorische Arbeit machen, sondern auch unterrichten kann, ist sie begeistert.
Kata Kovács hat erst spät zum Tanz gefunden. Die heute 30-Jährige begann mit 13 Jahren sich für Ballroom-Dance zu interessieren. Daraus wurde Showdance und wenig später begann sie in Budapest mit Balletttraining. „Das kann man auch noch als Erwachsener lernen, wenn man den richtigen, einfühlsamen Lehrer hat“, antwortet sie auf die Nachfrage, ob das nicht zu spät war. „Man lernt seine Grenzen kennen, das ist wichtig. Die Füße ganz nach außen drehen, bis sie in 180 Grad zueinander stehen, das geht dann eben nicht mehr, das darf man eben nicht erwarten.“ Sie blieb dennoch beim Tanz hängen und fand eines Tages den Flyer der „Budapest Dance School“. „Fünf Jahre hartes Training und dein Leben, und wir machen aus dir einen Tänzer, stand da. Und ich las das und wusste: Yes, das will ich!“ Nach dieser Ausbildung sammelt sie Erfahrungen im Ausland, landet dabei auch einmal in Brandenburg. Im Sommer 2010 ist sie drei Monate in Stolzenhagen und arbeitete am Projekt „Pandora 88“, das im internationalen Tanzwettbewerb in Teheran ausgezeichnet wurde und vom 28. bis 30 Oktober nach über 130 Auslandsaufführungen wieder in Potsdam auf dem Spielplan der „fabrik“ steht.
Mit dem neuen Kurs „Contact Improvisation“ wird sie erst richtig in Potsdam angekommen sein. „Mich interessieren die unerwarteten Situationen. Der Moment, in dem die Intentionen der verschiedenen Tanzpartner zu einem überraschenden Ergebnis führen – ins Unbekannte.“ So liest es sich auf dem Programmzettel. Oder einfacher ausgedrückt: Es gehe darum, den eigenen Körper mit seinen physischen Möglichkeiten und Kräften kennenzulernen und mit dem Gegenüber in Kontakt zu treten, Interaktion durch neue Bewegungen herauszufordern. Dabei gehe es bei Weitem nicht nur um das Heben, auch allgemein um die Wirkung von Balance und Schwerkraft. „Gravity, what happens on the floor“, sagt Kata Kovács. Der Unterricht, klare Anweisungen kombiniert mit einem spielerischen Ansatz, soll auf Deutsch und Englisch stattfinden, aber sie ist zuversichtlich, dass es klappt. Der Körper steht ja im Mittelpunkt, die Aufgabe, sich in den Partner hineinzuversetzten, sich auf ihn einzulassen und zu verlassen. Wo will er oder sie hin? Was will er oder sie? Und wie kommen wir zusammen?
„Scheiben Sie“, sagen Kata Kovácz und Laurent Dubois schließlich, „dass der Kurs auch für Anfänger geeignet ist. Man muss nicht bereits ein erfahrener Tänzer sein!“ Aus ihrer eigenen Erfahrung weiß Kata Kovác schließlich, dass es nie zu spät ist, mit dem Tanzen zu beginnen.
„Contact Improvisation“ ab heutigem Donnerstags immer regelmäßig von 18 bis 19.30 Uhr in der „fabrik“ in der Schiffbauergasse. Einstieg oder Probestunde jederzeit möglich. Weitere Informationen im Internet unter www.fabrikpotsdam.de
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