Als Andenken an den 1825 verstorbenen russischen Zaren Alexander I. ließ der preußische König Friedrich Wilhelm III. die Kolonie Alexandrowka in Potsdams Norden mit der Ansiedlung von zwölf russischen Sängern anlegen. Es ist die Zeit, in der der Dichter Alexander Puschkin in St. Petersburg, der Hauptresidenz der russischen Monarchen, zum Nationaldichter heranreifte. Mit dieser Stadt ist das Schaffen Puschkins auf vielfältige Weise verbunden und durchtränkt von ihren Stimmungen und machtvollen Schönheit. Auch andere Dichter wie Dostojewski oder Gogol waren den Petersburger Einflüssen ebenfalls stark erlegen.
„Puschkins Petersburg“, so heißt die neue Ausstellung des Museums Alexandrowka, die am 1. August in seinen Räumen eröffnet wird. Neben Museumsleiter Andrej Tchernodarov ist die seit dem vergangenen Jahr in Potsdam beheimatete Deutsche Puschkin-Gesellschaft e.V. mit ihrem Vorsitzenden Dieter Boden Initiator der Exposition. Damit soll eine kontinuierliche Zusammenarbeit ins Leben gerufen werden, denn Museum und Verein wollen gemeinsam die Jahrhunderte alte Kultur und Kunst Russlands für Menschen unserer Tage näher bringen. Und wo gibt es in Potsdam dafür einen authentischeren Ort als die Russische Kolonie.
Mitglieder der Gesellschaft haben sich entschlossen, Bilder und Bücher aus ihren Sammlungen zu zeigen. Aber auch das Puschkin-Museum in St. Petersburg steuert Kunstwerke bei. So werden vor allem Grafiken zu sehen sein, die die architektonische Gestalt von Puschkins Petersburg abbilden, die Stadt, in der seine Dichtungen „Eugen Onegin“, Pique Dame“ oder „Der eherne Reiter“ spielen. Die in Russland berühmte Kupferstich-Serie vom Newski-Prospekt des Künstlers Wassili Sadownikow aus dem Jahre 1830 findet im Museum Alexandrowka für gut acht Wochen ihren Platz.
Puschkin, gebürtiger Moskauer, hat St. Petersburg, in der er bei einem Duell starb, hymnisch besungen: „Die Stadt wuchs auf aus Meeresgrund, / In stolzem, prunkvollem Gewande Heute streben / An dem in Stein gefassten Strand / Empor in goldnem Kuppelbrand Kirchtürme, schimmernde Paläste, / Und Schiffe schneiden durch die Flut aus aller Welt, voll reichem Gut, / Begrüßt als gern willkomm’ne Gäste.“
Bücher, ebenfalls aus Privatbesitz, vervollständigen die Ausstellung, die mit einem Interieur ausgestattet wird, die an die Puschkin-Zeit erinnern soll. Die antiquarischen Möbel sind eine Leihgabe des Potsdamer Auktionshauses Eichelkraut. Bei den Büchern handelt es sich teilweise um wertvolle Erstausgaben in deutscher Sprache aus dem 19. Jahrhundert, darunter Übersetzungen von Friedrich von Bodenstedt, einem wichtigen Puschkin-Experten seiner Zeit. Platz wird es auch für eine neuere Übersetzung des Vers-Epos „Eugen Onegin“ von Rolf-Dietrich Keil geben. Keil ist als kongenialer Übersetzer der Werke Puschkins in deutscher Sprache bekannt geworden und ist Gründer sowie Ehrenvorsitzender der Deutschen Puschkin-Gesellschaft. Er wird selbst nach Potsdam kommen und am 29. August um 12 Uhr im Museum Alexandrowka aus seiner Übersetzung des Puschkin-Poems „Der eherne Reiter“ lesen. Klaus Büstrin
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