Kultur: Gangster haben es nicht leicht
„Sehsüchte“ II: Mafiafilm eröffnete den Fokus China
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„Sehsüchte“ II: Mafiafilm eröffnete den Fokus China Mafiaboss Michael Cheung ist ein einsamer Mann. Nach vielen Jahren endlich wieder aus dem Gefängnis entlassen, fängt er wegen einer Nichtigkeit mit seinem Taxifahrer eine Schlägerei an. Damit provoziert er nicht nur blutige Wunden an seinem Schädel, sondern ab nun auch eine bittere Feindschaft mit dem korpulenten und bissigen Polizisten Karl, einem Verwandter des intriganten Taxifahrers. Verletzt und aggressiv nimmt sich Michael in dem westlich von Hongkong gelegenen Macau ein Zimmer in der nächstbesten Pension. In der Absteige zeigt sich die bezaubernde Judy Lin, die Betreiberin der Pension unbeeindruckt von Michaels aggressiven Gebrüll. Mit ihrer unerschütterlichen Sanftheit verändert sie sein gesamtes Leben. „Where a good man goes“ heißt das Gangsterdrama vom Altmeister des Neuen Chinesischen Kinos Johnnie To, mit dem bei den „Sehsüchten“ der Fokus China am Donnerstag eröffnet wurde. Sensibel erzählt To von den entstehenden Gefühlen seiner beiden Hauptdarsteller. Raffiniert spielt er mit dem Licht. Immer mehr Tagesszenen lösen die nächtlichen ab und künden das Glück seiner Figuren an. Liebe und Freundschaft spielen hier eine bedeutend größere Rolle, als Action und Gewalt. Von der zur Zeit in Potsdam gastierenden chinesischen Delegation war bei dem Eröffnungsfilm leider niemand anwesend. Ganz umsonst versuchte die Moderatorin gegen das Scheinwerferlicht zu blinzeln um die „chinese people“ zu erblicken. Einhundert Jahre ist das chinesische Kino in diesem Jahr geworden. Für die Veranstalter der „Sehsüchte“ war das Grund genug den speziellen Schwerpunkt auf dieses Land zu legen. Vor allem einen Einblick in die Zukunft des jungen chinesischen Films sollen die Filme aus China, Taiwan und Hongkong, die im Thalia gezeigt wurden, geben. Lernen konnte man dabei auch etwas. Aus dem Film „Where a good man goes“ allemal. Und wenn es nur das ist, dass es auch chinesische Gangster überhaupt nicht leicht haben: „Neun von zehn Mafiabossen führen ein sehr schweres Leben", beklagt Cheung schluchzend sein kriminelles Dasein. Doch da Liebe auf allen Kontinenten funktioniert, ist sie es auch, die ihn rettet. „Egal, wo ich sein werde, bei mir wirst du immer ein zu Hause haben“, schluchzt Judy und besiegelt damit ihr Glück. Marion Schulz
Marion Schulz
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