Kultur: Ganz oder gar nicht?
Premiere morgen in der „Manege“: Comédie Soleil spielt „Ladies Night“
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Das Selbstwertgefühl von fünf Männern, die in einer mittleren Industriestadt Englands leben, befindet sich auf dem Nullpunkt. Kein Job, kein Geld und das Privatleben ein einziges Chaos. Als in der Stadt die Chippendales – eine Männer-Stripshow – gastieren, haben sie die rettende Idee: Sie beschließen, selbst als Striptease-Gruppe aufzutreten, um damit das große Geld zu machen. Aber wie wird man Herr über die eigene Scham und klemmende Reißverschlüsse? Als alle Widrigkeiten überwunden scheinen, bleibt vor dem ersten Auftritt nur noch die alles entscheidende Frage: Ganz oder gar nicht?
Da darf auch der Zuschauer gespannt sein, wie das Theater Comédie Soleil mit den Slips umgeht. Theaterleiter Michael Klemm sagte beim Pressegespräch: „Dies bleibt bis zum Premierenabend unser Geheimnis“. Also abwarten, bis sich der Vorhang für „Ladies Night“ öffnet. Das freie Theater wird die Komödie der beiden Neuseeländer Autoren Stephen Sinclair und Anthony McCarten in seinen Spielplan aufnehmen. Bereits 1987 entstanden, wurde sie ein internationaler Bühnenhit und seit 1997 unter dem Titel „Ganz oder gar nicht“ ein Leinwanderfolg.
Das Theater Comédie Soleil zeigt die Inszenierung, die von Michael Klemm besorgt wird, ab morgigen Donnerstag, 20 Uhr, an seinem neuen Spielort, in der „Manege“, die im historischen Bauensemble des Neuen Marktes zu finden ist. Investor Hasso Plattner hatte auch die Idee, hier Theatralisches zu etablieren. Da Comédie Soleil nach dem Weggang aus seinem bisherigen Domizil in der Feuerbachstraße 3 – die Betriebskosten sind für die Theaterleute bis ins Unermessliche gestiegen – eine neue Bleibe suchte, fanden die Theaterleute in der „Manege“ freundliche, ja freundschaftliche Aufnahme. Andere anvisierte räumliche Standbeine in einem ehemaligen Steakhaus in der Babelsberger Fultonstraße beziehungsweise im Weberpark, scheiterten wiederum an den hohen Miet- und Betriebskosten.
Restaurantleiter Oliver Paul freut sich, dass Comédie Soleil hier eine Spielmöglichkeit gefunden hat. Er ist der Überzeugung, dass Restaurant und Theater sich gegenseitig stimulieren werden. „Zu den jeweiligen Theaterstücken möchten wir den Gästen ein spezielles gastronomisches Angebot machen, das man vor und nach den Vorstellungen genießen kann“, erzählt Oliver Paul. Er und seine Mitarbeiter mussten sich aber zunächst daran gewöhnen, dass tagsüber in der „Manege“ geprobt wird. Plötzlich stand er mitten in der Szene und telefonierte mit dem Handy. Aber das waren kleine Anfangspannen, worüber man herzlich lacht.
Michael Klemm ist von dem Saal auch deswegen begeistert, weil er sich flexibel gestalten lässt. Und natürlich hat der leidenschaftliche Theatermann schon weitere Pläne in petto. Für den Herbst denkt er über die Realisierung der Beaumarchais-Komödie „Figaros Hochzeit“ und an ein Peter-Pan-Stück nach. Aber zunächst sind Herz und Sinne auf „Ladies Night“ gerichtet. Klaus Büstrin
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