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Kultur: „Ganz und gar den alten Meistern folgen“

Das Vermählungsalbum von 1823 für das preußische Kronprinzenpaar in den Römischen Bädern

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Die Bayern und die Preußen sollen sich nicht sehr mögen, wird immer wieder behauptet. Gemessen an den jahrhundertealten guten Beziehungen beider Länder ist dies historisch nicht zu begründen. Die Herrscherhäuser, die Wittelsbacher und die Hohenzollern, waren nämlich teilweise eng verbunden. Im 19. Jahrhundert schritt man gar zu einem Ehebündnis. Königin Elisabeth, Gemahlin König Friedrich Wilhelms IV., war eine Wittelsbacherin und Halbschwester des bayerischen Königs Ludwig I.

Der preußische Generalkonsul in Rom, Jakob Salomo Bartholdy, schlug preußischen Künstlern vor, die in der „Ewigen Stadt“ lebten, zur Vermählung des Paares im Jahre 1823 ein Album mit Kunstblättern zu schenken. Als der bayerische Kronprinz, der spätere König Ludwig I., davon erfuhr, bat auch er seine Künstler-Landsleute sich an dem Geschenk zu beteiligen. Somit waren 38 Maler und Grafiker, die vor allem aus dem Umfeld der Nazarener stammen, an dem Projekt beteiligt. Auch wussten sie, dass das Kronprinzenpaar an Kunst sehr interessiert war und während ihrer Aufenthalte in Italien regen Kontakt zu Künstlern hatte und so manche Kunstwerke aus alter und neuer Zeit erwarb.

Im Jahre 1972 galt der Aquarellsammlung der damals noch Staatlichen Schlösser und Gärten die besondere Aufmerksamkeit der Kunstwissenschaftler Adelheid Schendel und Gerd Bartoschek. Dabei entdeckten sie das Vermählungsalbum. Es wurde dann 1975 im Raffaelsaal der Sanssouci-Orangerie nach 141 Jahren wieder der Öffentlichkeit präsentiert. 1824 zeigte man schon die Kunstblätter in einer Akademieausstellung in Berlin. Ab morgen sind sie wieder zu sehen. Diesmal in den Römischen Bädern, ein Ensemble, das auf Veranlassung des Kronprinzen Friedrich Wilhelm gebaut wurde. Diese Ausstellung reiht sich wunderbar in die bisherigen Expositionen mit Bildern deutscher Architekten und Maler, die sich in Italien für ihre künstlerischen Ambitionen inspirieren ließen, ein.

Nun also das Vermählungsalbum für den Hohenzollernprinzen und die Prinzessin aus dem Hause Wittelsbach. Die Künstler sollten in sehr kurzer Zeit, innerhalb von wenigen Wochen, die Ölskizzen, Aquarelle, Zeichnungen und Druckgrafiken liefern. Am 16. November 1823 fand in München die Trauung nach katholischem Ritus statt, vierzehn Tage später wurde in Berlin die protestantische Trauung vorgenommen. Doch das Geschenk der Künstler aus Rom erreichte erst Mitte Januar des Jahres 1824 Berlin.

Das Album und somit auch die Ausstellung geben einen Einblick in das damalige deutsch-römische Kunstschaffen, das qualitative Unterschiede aufwies. Bekannte Künstler waren darunter wie Wilhelm Hensel, Johann Christian Reinhart, Franz Ludwig Catel, Leo von Klenze oder August von Kloeber. Viele von ihnen waren der nazarenischen Malerei verbunden. Und somit sind in dem Album Bilder ihrer Anhänger zu finden, Bilder mit Themen aus dem Neuen Testament, der Antike, aber auch Architektur- und Landschaftsansichten sowie Wiedergaben aus dem italienischen Volksleben. Auch hier sieht man, was charakteristisch für die Kunst der Nazarener ist: eine harmonisch ausgewogene Komposition sowie eine gleichmäßige Beleuchtung, damit kein Detail verloren gehen konnte. Die Technik war altmeisterlich, der Stil historisierend. Friedrich Wilhelm IV. war den Nazarenern sehr zugetan, denn „ganz und gar den alten Meistern folgen“ war auch sein Leitspruch in Sachen Kunst.

Die Ausstellung in den Römischen Bädern zeigt auch andere Erinnerungsstücke von der Hochzeit des preußischen Kronprinzenpaares. Beispielsweise eine Vase mit dem Doppelbildnis Wilhelms und Elisabeths aus der Porzellanmanufaktur Nymphenburg, vom Münchener Hof überreicht. Ein herzlicher Gruß aus Bayern nach Preußen.

Bis 31. Oktober, Römische Bäder, Di-So 10 bis 17.30 Uhr / Lesung am 24. August 17 Uhr: „Künstler sind meine Tischgäste“ - Briefe aus Italien

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