zum Hauptinhalt

Kultur: „Getreue Erzählung“

Unbekanntes Zeitdokument über den Tod und die Beisetzung Friedrichs II.

Stand:

Hans Bentzien, ehemaliger Kulturminister der DDR, ist ein Fan preußischer Geschichte, insonderheit der Könige Friedrich Wilhelms I. und Friedrichs II. Nach der Wende hat er eine Reihe Bücher veröffentlicht, dokumentarische und belletristische, die von seiner Zuneigung zu den Preußen-Monarchen erzählen. 1991 hat er bereits den Band „Die Heimkehr der Könige“ herausgegeben, ein Jahr, nachdem der Soldatenkönig und Friedrich der Große ihre letzte Ruhe in Potsdam fanden.

Friedrich II. hat in seinem Testament festgelegt, wo er beigesetzt werden wollte. „Ich habe als Philosoph gelebt und will als solcher begraben werden, ohne Prunk, ohne Pracht, ohne Pomp. Man bringe mich beim Schein einer Laterne, und ohne dass mir jemand folgt, nach Sanssouci und bestatte mich dort ganz schlicht auf der Höhe der Terrasse rechterhand, wenn man hinaufsteigt, in einer Gruft, die ich mit habe herrichten lassen.“

Doch es kam anders. Nach seinem Tod am 17. August 1786 – vor 220 Jahren – wurde er in der Garnisonkirche bestattet, mit großem Glanz und Pomp. Ein wichtiger Initiator dafür war auch Johann Gottfried Kletschke, Seelsorger und Feldpropst bei Friedrichs Garderegimentern. Er erlebte die letzten Tage und Stunden des Königs mit und dokumentierte die Vorgänge um den Tod und die Bestattungsfeierlichkeiten sehr detailliert. Der Verlag Das Neue Berlin hat Kletschkes Augenzeugenbericht nun veröffentlicht. Hans Bentzien hat sie für heutige Leser verdienstvoll durchgesehen, auch als Herausgeber fungiert er. Diese Rarität befand sich als Buch in der Bibliothek der Familie von Lochow in Kromlau bei Muskau. Nach der Inflation musste die Familie wegen Insolvenz nach Klein Loitz auf das Gut des Majors von Glieschinski ziehen. 1945 hat man die wertvolle Bibliothek aus dem Gutshaus geworfen. Auf dem Hof fand Helene Michauk, eine Flüchtlingsfrau, dann das Kletschke-Exemplar und nahm es an sich. Ihre Tochter in Beeskow bewahrt dieses Buch und andere geretteten Folianten noch heute auf. Und so kam „Der Tod Friedrichs des Großen“ auch Hans Bentzien in die Hände.

Kletschke veröffentlichte seine Aufzeichnungen anonym im November 1786 im Potsdamer Horvath-Verlag. „Wenn das Leben eines Königs für den größten Teil der Einwohner Europas interessant gewesen ist, so werden es gewiss auch noch die letzten Umstände seines Lebens und die bei der Beisetzung angestellten Feierlichkeiten sein. Ich habe daher geglaubt, dass ich meinen Zeitgenossen keinen unangenehmen Dienst erweisen würde, wenn ich durch getreue Erzählung des Ablebens Königs Friedrichs des Zweiten und seiner feierlichen Beisetzung ihre Wissbegierde befriedigte ...“, schreibt der Feldpropst im Vorwort seines Berichtes. Damit hat Kletschke auch zur Heroisierung Friedrichs in den folgenden Jahrhunderten beigetragen. Es ist aber ein spannend zu lesendes Zeitdokument, weil wohl glaubhaft über die Vorgänge im Jahre 1786 berichtet wird.

Klaus Büstrin

Der Tod Friedrichs des Großen, Bericht eines Augenzeugen, herausgegeben von Hans Bentzien, Verlag Das Neue Berlin, 12, 90 Euro

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })