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Kultur: Getrieben von Ehrgeiz

Die Babelsberger Produktionsfirma Teamworx verfilmt derzeit das Leben von Heinrich Schliemann

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Talent bedeute Energie und Ausdauer, weiter nichts. Das sagte einst Heinrich Schliemann. Begreift man diese Aussage als sein Lebensmotto, so muss man gestehen: Der Kaufmann und Feldarchäologe war äußerst talentiert. Bereits als Kind begeisterte sich Schliemann für griechische Mythologie und war von der Existenz des sagenumwobenen Trojas fest überzeugt. Diese Begeisterung konnte er jedoch erst in seinem späteren Leben mit entsprechendem Ehrgeiz verfolgen. Denn zunächst absolvierte Schliemann, der 1822 in Neubuckow in Mecklenburg-Vorpommern geboren wurde und in ärmlichen Verhältnissen aufwuchs, eine Lehre als Handelsgehilfe. Kurze Zeit später gründete er in St. Petersburg ein eigenes Handelshaus, mit dem er es innerhalb kürzester Zeit zu Erfolg und Wohlstand brachte. Das ermöglichte ihm ab 1866 ein Studium der Alterswissenschaften an der Pariser Sorbonne. Kurz darauf reiste Schliemann erstmals in die Gegend von Troja. Der Rest ist Geschichte.

Im Auftrag des Fernsehsenders Sat.1 verfilmt die Babelsberger Produktionsfirma Teamworx derzeit mit großem Aufwand die Lebensgeschichte von Heinrich Schliemann. Im brandenburgischen Marwitz bei Velten, wo ein Großteil der Dreharbeiten realisiert wird, haben die Kulissenbauer des Studios Babelsberg im märkischen Lehmboden einen Teil der Schliemannschen Grabungsstätte rekonstruiert. Den Entwurf für die 135 Meter lange und 50 Meter breite Filmkulisse lieferte Art Director David Scheunemann; für die Umsetzung war Kulissenbauer Dierk Grahlow zuständig. „So ein Set habe ich noch nie gesehen“, sagte Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck gestern während eines Setbesuchs. Dabei nutzte er die Gelegenheit, auch die Hauptdarsteller des Films kennen zu lernen: In den bis zu zehn Meter tiefen Gängen steht der Schauspieler Heino Ferch in der Rolle des Troja-Entdeckers vor der Kamera. An seiner Seite: Die Französin Mélanie Doutey, die Schliemanns zweite Ehefrau Sophia Engastromenos spielt.

Fokus der Erzählung des Zweiteilers, der bislang den Arbeitstitel „Auf der Jagd nach dem Schatz von Troja“ trägt und im Frühjahr 2007 ausgestrahlt werden soll, ist die Liebesbeziehung zwischen Schliemann und Engastromenos. Sie begann 1869, als der inzwischen wohlhabende Altertumsforscher die damals 17-Jährige heiratete. Schliemanns Motiv für die Ehe war reine Eitelkeit. Der klein gewachsene, mit Komplexen beladene Mann wollte mit einer jungen attraktiven Frau an der Seite sein Selbstbewusstsein stärken.

Die Diskrepanz zwischen Schliemanns mangelnder charakterlicher Souveränität und seinem beruflichen Ehrgeiz war der Grund, warum Schauspieler Heino Ferch die Rolle angenommen hat. „Mit seiner Begeisterungsfähigkeit kann ich mich am meisten identifizieren“, so Ferch. In Vorbereitung auf den Dreh habe er sich eingängig mit der Biographie des Forschers, der 1873 den Schatz des Priamos hob, vertraut gemacht. So habe Schliemann beispielsweise etliche Sprachen gesprochen, unter anderem Spanisch und Russisch. Doch darüber hinaus habe er auch „sehr unangenehme Seiten“ gehabt. „Er war ein knüppelharter, chauvinistischer Typ.“ Diesen verschiedenen Facetten Schliemanns gerecht zu werden, sei für den 43-Jährigen eine Herausforderung.

Diese Herausforderung meistert Ferch nach Einschätzung seiner Kollegin Mélanie Doutey mit Bravour. Er spiele den Schliemann mit viel Energie und Konzentration, betsätigt die 27-jährige Aktrice, die in ihrer Heimat bereits mit Starregisseur Claude Chabrol drehte und als große Nachwuchshoffnung des französischen Films gilt. Sie selbst habe sich bei ihrer Darstellung der Sophia Engastromenos nicht auf das in Büchern überlieferte Bild festlegen wollen, sondern habe versucht, sich mehr auf deren Gefühle zu konzentrieren. Bei der Ausarbeitung dieser emotionalen Nuancen sei ihr Heino Ferch sehr entgegen gekommen. Denn im Gegensatz zur offiziellen Setsprache deutsch habe er mit ihr in gemeinsamen Szenen englisch geredet. „Das weiß ich sehr zu schätzen.“

Warum die Wahl trotz sprachlicher Hindernisse auf Doutey fiel? „Ein bekanntes Gesicht hätte die Authentizität des Charakters verletzt“, so Regisseur Dror Zahavi. Die Suche nach einer Darstellerin sei schwierig gewesen. Es wurden Castings in sieben Ländern durchgeführt, vorgesprochen hatte auch Sonja Kinski, die Tochter von Schauspielerin Nastassja Kinski. „Sie hat zwar den optischen, nicht aber den schauspielerischen Anforderungen entsprochen“, so der Regisseur, der mit seinen Darstellern noch bis Anfang September im Marwitzer Troja nach dem berühmten Schatz graben wird.

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