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Sehnsüchtig. Die Mighty Oaks.

© Promo

Kultur: Gitarrenriffs und Diskobeats Das 4. Rubys Festival

im Waschhaus

Stand:

Schulterlange Haare, ein wilder Bart und stilsicheres Basecap kleiden ihn. Wer wie ein Mechaniker aussehen mag, hat eigentlich eine ganz andere Mission. Der Amerikaner Ian Hooper ist Frontman der Mighty Oaks. Gemeinsam mit seinen Bandkollegen aus Italien, England und Berlin begeisterte er mit großartig melancholischen Indie-Folk-Songs das junge Publikum beim 4. Rubys Festival. Dort stand Hooper am vergangenen Freitag mit acht anderen deutschen Bands bei einem sommerlichen Festivalabend auf der Bühne.

„You know if I could find a way to spend my day with you.” Eine Künstlerpause. „You know I would.“ Das sympathische Trio um Hooper erzählte von Sehnsucht, Familie und Liebe. Ähnlich wie die erfolgreiche, britische Band Mumford & Sons packen sie ihre Gefühlswelt lyrisch auf den Tisch. Auch ein hoher musikalischer Verwandtschaftsgrad ist unverkennbar. Nur gelegentlich wurde das Zusammenspiel aus ihren zarten Stimmen von wohl durchdachten Pausen abgelöst, die dann von wiederkehrenden Gitarrenakkorden durchbrochen wurden.

Ein junges Pärchen lehnte sich auf den Liegestühlen zurück. Ein strenger Geruch von Brennspiritus setzte sich in ihren Nasen fest. Die Fackeln neben der strahlend beleuchteten Open-Air-Bühne wurden entflammt. Von drinnen lockten zur gleichen Zeit elektronische Bässe. Marius Laber, der Schlagzeuger der Indieband Beat!Beat!Beat!, erzeugte mit seinem Soloprojekt Roosevelt sphärische Klänge auf der zweiten Bühne des Festivals. Eine hervorstechende E-Gitarrenmelodie, eine dunkle Stimme, die im Saal wiederhallte, und quietsch-fröhliche Diskobeats. Die rund 500 Gäste nahmen diese Einladung dankend an und hüpften im bunten Scheinwerferlicht. Farbenfrohe Seifenblasen schwebten draußen durch die Sommerluft. Wie bereits vor zwei Jahren hatten auch die Hamburger Jungs von Herrenmagazin wieder ihren Weg nach Potsdam gefunden. Nach wie vor glauben sie an das Gute im Menschen und machten sich durch kleine Bandgeschichten besonders nahbar. Sympathieträger und Sänger der Deutschrockband Deniz Jaspersen erzählte von einem Freund von einem Freund, der gerne auf einen Zweitdöner zurückgreift. Das verstand jeder.

Weniger einfühlsam ging Popsängerin Leslie Clio an diesem Abend auf die Festivalbesucher ein. Kurz angebunden und kühl wies sie die Techniker auf Fehler hin. Das Potsdamer Publikum konnte ihr Herz an diesem Abend auch nicht so richtig erwärmen. „Tschüss Potsdam. Gesehen hab ich euch ja eh nicht so richtig!“, verabschiedete sich die 27-Jährige in zu großer Baseballjacke. Ob es daran lag, dass sie angeschlagen war? Eine Spekulation. Stimmlich zeigte sie sich trotz allem sehr professionell und ließ ihre Erfolgssingles „I told you so“ und „I couldn’t care less“ nicht ungespielt. Insgesamt war es eine gelungene musikalische Mischung unter bunten Baumkronen im Waschhaus. Friederike Haiser

Friederike Haiser

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