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Die Musikfestspiele Sanssouci 2016: Glanz und Toleranz
Am Freitag beginnen die diesjährigen Musikfestspiele Potsdam. Im Mittelpunkt steht diesmal Frankreich. Was die Zuschauer erwartet.
Stand:
Potsdam - Der preußische König Friedrich II. und der französische Philosoph Voltaire haben in Potsdam wieder ein Stelldichein. In aller Öffentlichkeit. Anlässlich der Musikfestspiele Potsdam Sanssouci sind sie in den kommenden Tagen an mehreren Orten der einstigen Residenzstadt und heutigen Landeshauptstadt anzutreffen. Voltaire und Friedrich der Große – sie kommen mit dem bei den vergangenen Festspielen bereits erprobten Theaterkarren und sind sich nicht zu fein, ihre immer noch provozierenden Gedanken lauthals auf der Straße zu verkünden. Erstmals machen sie am Samstag um 13 Uhr an der Dortustraße/Ecke Brandenburger Straße Station. Doch nicht etwa des Königs Lieblingsinstrument, die Flöte, erklingt, sondern das volkstümliche Akkordeon, Singstimmen, unterstützt vom Kontrabass, gehen mit galant-frecher Musik auf die Leute zu.
„Bonjour Frankreich“ nennt das renommierte Potsdamer Musikfestival, das vom morgigen Freitag, dem 10. Juni, bis zum 26. Juni stattfindet sein Programm mit 37 Konzerten und Opernaufführungen. Hinzu kommen Führungen und Vorträge, die durch die Musikwelt und die Geschichte des Nachbarlandes Frankreich führen – und die Auftritte von Friedrich II. und Voltaire. Auch die Toleranz wird Thema sein, denn der aufklärerische Voltaire forderte uneingeschränkte Glaubens- und Gewissensfreiheit. Noch ein paar Jahre vor der Französischen Revolution empfing Friedrich der Große den Dichter und Philosophen in Potsdam. Er freundete sich mit dem bedeutenden Aufklärer an, denn der preußische König wollte vor den Augen der Welt selbst aufklärerisch wirken. Auch die kultivierte Lebensart der Monarchen und der Hofgesellschaft Frankreichs übernahm er. Alles zur Mehrung seines Ruhms.
Im Zeichen der Toleranz
Die Franzosen haben nach dem Attentat von islamistischen Extremisten auf das Satireblatt „Charlie Hebdo“ im Januar 2015 Voltaires „Traktat über die Toleranz“ wiederentdeckt. Auch das Eröffnungskonzert um 20 Uhr in der Friedenskirche steht im Zeichen der Toleranz. Die schöpferische Kraft der Musik von Jean-Philippe Rameau, Marin Marais, Jean-Marie Leclaire oder André Campra, Vertreter des galanten Frankreich, wird in Ausschnitten aus Bühnenwerken erklingen. Das Ensemble Les Ambassadeurs nimmt die Zuhörer mit auf eine abwechslungsreiche und faszinierende Klangreise.
Der weltberühmte Gambist Jordi Savall und sein „Le Concert des Nations“ führen an diesem Samstagabend um 22 Uhr in das Schloss aller Schlösser, nach Versailles. Die illuminierten Terrassen des Orangerieschlosses im Park Sanssouci sind der hiesige Rahmen für die glanzvollen Feste der barocken Könige. Musik gehörte zu den unverzichtbaren und prägenden Zutaten solcher Ereignisse.
"Zum Entzücken von ganz Paris"
Für musikalische Feste sorgte der Sonnenkönig Ludwig XIV. auch in den Kirchen. Nicht nur aufwendige Monumentalwerke wurden aufgeführt, sondern auch intime Stücke zur meditativen Versenkung. Die Motetten Michel-Richard de Lalandes schätzte der König sehr. Sie erklangen „zum Entzücken von ganz Paris“. Diese Feststellung der Tochter des Komponisten ist auch der Titel des Konzerts am Sonntag in der Friedenskirche mit der Sopranistin Sophie Karthäuser und dem Ensemble Correspondances.
„Der unsterbliche Rameau ist das größte musikalische Genie, das Frankreich hervorgebracht hat“, urteilte Camille Saint-Saëns, der sich Ende des 19. Jahrhunderts um die Wiederentdeckung des 1764 gestorbenen Kollegen bemühte. Eine Rue Rameau eröffnen die Musikfestspiele an ihrem letzten Wochenende, am 25. und 26. Juni. Musikalische und szenische Darbietungen mit Klaviertrios, Gamben- und Cembalomusik sowie Tanz und Oper sind zu erleben. Dass das Festival dafür bekannt ist, vergessene Opern mit Erfolg wieder an das Licht der Öffentlichkeit zu holen, wird man auch mit „Armide“ von Jean-Baptiste Lully aus dem Jahre 1686 unter Beweis stellen.
Romantik, Impressionismus, Jazz und Chanson
Doch nicht nur Werke des barocken Frankreich werden in den kommenden zwei Wochen erklingen, sondern auch Musik der Renaissance, der Romantik, des Impressionismus. Der Jazz und das Chanson bekommen ebenfalls ihr Podium. Dass die Orgel ein wesentliches Wort bei den französischen Spätromantikern mitzusprechen hatte, wird am kommenden Samstag in der Friedenskirche hörbar. Der norwegische Organist Gunnar Idenstam bringt zwar keine Orgel-Original-Literatur auf der symphonischen Woehl-Orgel zu Gehör, doch die bearbeiteten Orchesterwerke wie „La Valse“ oder „Bolero“ von Maurice Ravel geben einen Einblick in die Farbpalette spätromantischer Musik, ob sie für Orchester oder für die „Königin der Instrumente“ komponiert wurden.
Weitere Informationen gibt es hier >>
Tickets im PNN-Shop, Platz der Einheit 14, 14467 Potsdam, montags bis freitags von 10 bis 18 Uhr.
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