zum Hauptinhalt

Von Jana Haase: Gold und Beton

Der Kunstverein will Skulptur von Marcus Golter am HOT aufstellen / Freitag wird entschieden

Stand:

Blattgold auf Spritzbeton: Es sind zwei wesentliche Potsdamer Elemente, die der Bildhauer Marcus Golter in seiner Skulptur „Klone VIII“ zusammenbringt. Derzeit lagert der gut drei Meter hohe Obelisk aus sechs überdimensionalen Menschenköpfen auf Holzpaletten in Golters Werkstatt in der Jägerstraße, der besseren Transportmöglichkeit wegen in zwei Teile getrennt und innen noch hohl. Die Köpfe sind identisch – und doch wieder nicht. Auf jeder Stufe schält sich mehr Gesicht aus dem kalten Stein. An dem Kopf unter der Spitze leuchtet ein zweites Gesicht golden auf, um 90 Grad gedreht zu den übrigen. Einer, der gezeichnet ist. Einer, der aus der Reihe schlägt.

Die Skulptur könnte bald zum Potsdamer Stadtbild gehören. Auf einem Wiesenstück an der Südseite des Theaterneubaus in der Schiffbauergasse, am Uferweg in Richtung „fabrik“, soll sie aufgestellt werden. So jedenfalls wünscht es sich der Potsdamer Kunstverein e.V, der die Trägerschaft für das Projekt übernehmen will.

Die Skulptur gestalte die aus der Wissenschaft stammenden Beunruhigungen sinnlich und sei „unverwechselbares, auch ironisches Denkmal für und gegen Wiederholungen, für den Entwicklungsgedanken und gegen Monotonie“, heißt es in der Begründung des Vereins. Und die Schiffbauergasse, argumentiert Projektinitiator Günther Rüdiger aus dem Vereinsvorstand, wäre der ideale Ort für bürgerschaftliches Engagement im Kunstbereich.

Denn die Kosten für den Erwerb der Skulptur – eine Summe im niedrigeren fünfstelligen Bereich – sollen über Spenden finanziert werden „Das Spendensammeln ist die Hauptarbeit“, sagte Günther Rüdiger gegenüber den PNN. In etwa anderthalb Jahren könnte die Kopf-Säule am Tiefen See stehen, schätzt er ein. Die Verwirklichung der Pläne hängt jedoch am Votum des Beirats für Kunst im öffentlichen Raum, denn der Boden, wo die Skulptur stehen soll, ist städtisch. Der Beirat hat das Thema bereits mehrfach diskutiert und will am kommenden Freitag endgültig darüber entscheiden.

Grünes Licht vom benachbarten Hans Otto Theater hat der Kunstverein bereits. „Wir finden die Idee hervorragend und den Entwurf sehr interessant“, sagt der geschäftsführende Direktor des Hans Otto Theaters, Volkmar Raback. Die Skulptur von Marcus Golter könne auch Startschuss für den lange diskutierten „Skulpturenpfad“ am Tiefen See sein, meint er: „Wenn man nicht irgendwann anfängt, kann man den Plan insgesamt fallen lassen.“ Bereits die erste Statue wäre für das Theater-Publikum oder für Spaziergänger eine neue Attraktion, könnte zur Belebung des Areals beitragen, so seine Hoffnung.

Für den Künstler Marcus Golter, der seit zehn Jahren in Potsdam wohnt und arbeitet, wäre es die erste freie Skulptur in der Landeshauptstadt. Bisher hat sich der 1966 geborene Bildhauer bereits durch eine Schrifttafel bei der Glienicker Brücke im öffentlichen Raum verewigt.

In Berlin fertigte er für das Langenbeck-Virchow-Haus in der Luisenstraße unter anderem zwei überlebensgroße Büsten der Ärzte Bernhard v. Langenbeck und Rudolf Virchow für die Fassade an. Das Gebäude direkt neben der Charité ist Sitz der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie und der Berliner Medizinschen Gesellschaft. Für seine Arbeit bei der Neugestaltung von Relief-Bögen auf dem Stadtgottesacker in Halle/Saale erhielt Marcus Golter 2007 den Peter-Parler-Preis der Deutschen Stiftung Denkmalschutz.

Die Köpfe mit den immergleichen, scheinbar schlafenden Gesichtern sind ein wiederkehrendes Motiv in Golters freiem Schaffen. Er hat sie aus Sandstein gehauen, aus Kunststoff geschnitzt, aus Aluminium, Bronze oder Beton gegossen. Der Bildhauer schnürt daraus quadratische oder rechteckige Kopf-Pakete, stapelt kleinere und größere Kopf-Türme.

Die Skulptur, die am Hans Otto Theater aufgestellt werden könnte, ist die bislang größte der Klone-Serie. Erstmals zu sehen war sie vor fünf Jahren auf der Kunstmesse Art Brandenburg. Die Technik der Vergoldung habe er erst nach seinem Umzug nach Potsdam für sich entdeckt, sagt der gebürtige Stuttgarter, der von 1991 bis 1998 auf der Burg Giebichenstein in Halle Bildhauerei studiert hat: „Weil hier so viel vergoldet ist, auf den Dächern.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })