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Kultur: Grimmling im Doppelpack

Die SperlGalerie eröffnet am 11. März neue „Saison“

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Noch ist es sehr ruhig in der SperlGalerie. „Wie immer in den Wintermonaten.“ Mit einem Mix verschiedener Künstler in großen und kleinen Formaten halten die Galeristen Ursula und Rainer Sperl das Angebot dennoch am Köcheln. Doch die Energie fließt derzeit hauptsächlich in die Vorbereitung der Personalausstellungen, die für dieses Jahr anstehen. Und da wird die Jubiläumsschau zum 60. Geburtstag von Hans-Hendrik Grimmling im August den Mittelpunkt bilden. Die Galeristen holen gleich zum Doppelschlag aus: „Die großen Arbeiten präsentieren wir im KunstRaum in der Schiffbauergasse und die etwas kleineren bei uns in der Mittelstraße“, so Rainer Sperl.

Der im sächsischen Zwenkau geborene Grimmling studierte in Leipzig Malerei. Seine Lehrer hießen Mattheuer, Heisig, Tübke. Doch seine Vorbilder fand er in den Expressionisten Hofer und Beckstein. Auch seine Motive lagen fernab von realsozialistischer Schönfärberei. Grimmling etablierte sich in der alternativen Szene, die gegen Bevormundung und sozialistische Enge rebellierte. An der Hochschule wurde ihm ein „Einfluss imperialistischer Dekadenz“ vorgeworfen. Auch als Meisterschüler Gerhard Kettners in Dresden war er hin- und hergerissen. Er malte Vögel mit gestutzten Flügeln, die nicht entkommen können. 1981 und 1982 wurden zwei bereits aufgebaute Ausstellungen auf Weisung der DDR-Oberen geschlossen. Die kleingeistige Zensur zermürbte den Maler. Schließlich ließ er sich in die Leitung des Verbandes Bildener Künstler in Leipzig wählen. Auch er musste von etwas leben, braucht Aufträge. Die Widerspenstigkeit legte er dennoch nicht ab. Und initiierte – vorbei an den Behörden – den ersten und zugleich letzten „Leipziger Herbstsalon“ 1984, der eine andere künstlerische Formensprache der DDR zeigte. Der anschließende politische Druck trieb ihn und zwei andere Kunstsalon-Maler in den Westen. Dort fühlte er sich wie ein nasser und keineswegs wie ein schwebender Vogel. Nunmehr entstanden Bildzyklen über den westlichen Überfluss. Weil er häufig in den Farben Schwarz, Rot, Goldgelb malte, wurde Grimmling auch als Maler des geteilten Deutschlands gesehen. Noch heute malt er in formstarken Metaphern, Angriffslust stehen dem Schutzbedürfnis gegenüber. „Der Käfig ist offen, der Vogel bleibt gestutzt“, schrieb die Autorin Doris Liebermann über Grimmling.

Eröffnet wird das Ausstellungsjahr indes mit einem anderen ausdrucksstarken Maler: dem viel zu früh verstorbenen Stefan Eisermann (1943–1998). „Wir stellen einen Querschnitt seiner Arbeiten zur Schau, darunter auch noch nie gezeigte“, so Rainer Sperl, der dazu Leihgaben aus dem Besitz von Eisermanns Tochter sowie von dessen Frau Palfi erhält.

Das Werk des Autodidakten war zunächst Ausdruck privater Befindlichkeiten: naiv und träumerisch, aber auch voller Lust. Später wurden die Arbeiten symbolhafter, ausgefeilter in der Technik. Doch die kindliche Naivität bewahrte er sich bis zum Schluss. Eröffnet wird die Ausstellung am 11. März um 14 Uhr und damit erstmals auf einem Sonntag. „Der Freitagabend als fester Vernissagetermin wurde vor allem von unseren Berliner Galeriefreunden bemängelt. Nun testen wir also den Sonntag.“

Seit Jahren mit der Galerie eng verwoben sind die Frauen erkundende Hinterglasmalerin Astrid Germo sowie der Meister des hintergründigen Fabulierens, Malte Brekenfeld. Sie werden neben dem abstrakt malenden Neuling Dietrich Gnüchtel aus Leipzig im Sommer und Herbst von sich Reden machen – „auch wenn das Holländische Viertel immer weniger von kunstinteressierten Besuchern frequentiert wird“, so Sperls Beobachtung. Die Gutenberg- und Friedrich-Ebert-Sraße mit den gehobeneren Läden stünden mehr im Blickfeld der Touristen. Deshalb sei das zurückliegende Jahr ökonomisch nicht gerade erfolgreich gewesen. „Zum Glück fahren wir eine Doppelschiene“. Rainer Sperls heiter-erotische Skulpturen finden nach wie vor ihre Käufer. Wie auch Gattin Ursula die Galerie bestens - „und dazu preiswert“ – zu führen versteht. Heidi Jäger

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