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Kultur: Guten Morgen, Du Schöne

Maxie Wanders Tonbandprotokolle in Brandenburg

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Maxie Wanders Tonbandprotokolle in Brandenburg Es geht um die Wiederentdeckung eines Buches, das vor einem Vierteljahrhundert vielleicht eine literarische, sicher aber eine gesellschaftliche Sensation war: Das Buch von Maxie Wander, "Guten Morgen, Du Schöne“. Heute ist Premiere im Brandenburger Theater In 19 Tonbandprotokollen, aufgezeichnet von Maxie Wander, gaben Frauen aus der DDR Auskunft über ihr Leben . Sie taten dies mit einer bis dahin nie erlebten Offenheit, rückhaltlos und mutig. Diese Selbstzeugnisse von Frauen im realen Sozialismus wurden von Millionen Leserinnen und Lesern als ein atemberaubender Tabubruch erlebt. Nie zuvor wurde so offen und so vielschichtig über Erotik und Sexualität gesprochen und geschrieben, so persönlich und direkt öffentlich über Sterben und Tod nachgedacht. Kaum ein Buch hatte bis dahin so umfassend und differenziert kritisches Denken über gesellschaftliche Widersprüche in der DDR widergespiegelt. Schnell fanden diese Zeitzeugnisse ihren Weg auf die Bühnen fast aller Theater der DDR. Auch im Brandenburger Theater erlebte 1981 „Guten Morgen, Du Schöne“ eine Umsetzung als szenische Lesung. Unter der Regie von Bernd Kessler wählten damals Erika Schulze, Renate Siegl und Christiane Ziehl drei Monologe aus und stellten sie gemeinsam mit Tagebuchaufzeichnungen von Maxie Wander vor. Dieser Abend erlebte genau 150 Vorstellungen. Bernd Kessler, der nach 23 Jahren die Monologe heute wieder in Szene gesetzt hat, erinnert sich an spannende und kontroverse Diskussionen: „Nach einer Aufführung in Rathenow bekamen die Gespräche mit dem Publikum eine völlig eigene Dynamik! Plötzlich kochte viel Kritik und Wut auf Partei und Funktionäre hoch.“ Heute findet sich nun fast das gleiche Schauspielerteam von 1981, neu dabei ist Marion Wiegmann, zusammen, um erneut zu entdecken, was aus großem zeitlichen Abstand und unter veränderten gesellschaftlichen Bedingungen an diesem Buch auch heute auf- und anregend ist. Viele Tabubrüche haben ihre Brisanz verloren. Mindestens so faszinierend und anregend wie vor 23 Jahren sind aber die selbstbewusst, couragiert und schonungslosen Monologe über eigenes Leben und Erleben. „Die genau erfassten Biographien geben auch heute ein wichtiges und authentisches Bild von Leben und Denken in der DDR, viel lebendiger als Geschichtsbücher und Dokumentationen dies leisten. Wir haben uns nach der Maueröffnung auf die wirtschaftliche , juristische und steuerliche Wiedervereinigung konzentriert. Ein begleitender, kontinuierlicher gesellschaftlicher Dialog hat nach der Maueröffnung nicht stattgefunden. ,Guten Morgen, Du Schöne“ kann diesen Dialog wieder anregen," so Bernd Kessler. Andreas Kiepert Weitere Aufführung: Fr, 26. 11, 19:30 Uhr

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