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Kultur: Harry Potter durfte nicht fehlen Fantasyfilm-Gala mit dem Filmorchester Babelsberg
Eine fast bis zum Rand mit Musikern besetzte Bühne und ein ausverkaufter Nikolaisaal – die Reihe vom Kino zum Konzertsaal lockt stets viel Publikum von jung bis alt an. Diesmal sah man sogar den einen oder anderen Zauberhut darunter, denn es wurde eine große Fantasyfilm-Gala zelebriert.
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Eine fast bis zum Rand mit Musikern besetzte Bühne und ein ausverkaufter Nikolaisaal – die Reihe vom Kino zum Konzertsaal lockt stets viel Publikum von jung bis alt an. Diesmal sah man sogar den einen oder anderen Zauberhut darunter, denn es wurde eine große Fantasyfilm-Gala zelebriert. Da durfte Harry Potter nicht fehlen. Doch bevor es so weit war, präsentierte das Deutsche Filmorchester Babelsberg etliche Soundtracks von Märchen-, Grusel- und Fantasy-Filmen aus den letzten 100 Jahren.
Den Zauberstab hatte jetzt Dirigent Christian Koehler in der Hand und er leitete damit das Orchester souverän durch die Klangwogen. Moderator Dietmar Wunder, die deutsche Synchronstimme von James Bond, schlug einen locker-informativen Ton an. Auch Nico Sablik (die deutsche Stimme von Harry Potter) und Timmo Niesner (Sprecher Elijah Wood/Frodo) steigen darauf sympathisch ein. Dass die musikalische Untermalung von Fantasyfilmen meistens im XXL-Format vorüberrauscht, überrascht nicht. Wenn sich die Tonwellen manchmal gar zu Tsunamigröße auftürmen, ist man froh, keinen Platz in den ersten Reihen zu haben.
Wie man die Zuschauer musikalisch überwältigt, wusste schon Gottfried Huppertz, Komponist der berühmten Stummfilme von Fritz Lang aus der Glanzzeit der Babelsberger Filmstudios. Dunkel dräuende, wagnerische Klänge wälzen sich bei seiner Musik zum Nibelungen-Film in das Auditorium. 60 Jahre später, bei Randy Edelmanns Soundtrack zu „Dragonheart“, gelten noch die gleichen Maßstäbe mit möglichst dick aufgetragenen symphonischen Klängen. Das Tonmaterial basiert auf einer simplen melodischen Phrase, die, unterbrochen von Paukenschlägen, mehrfach wiederholt und gesteigert wird.
Für Abwechslung sorgte die Aladdin-Suite von Alan Menken, ein freizügiger Mix aus orientalisierten und schwelgerischen Klängen, flottem Swing und Marschmusik mit schönen Soli für Violine, Klarinette und Harfe. Auch für die Musik zum Glöckner von Notre-Dame greift der Komponist unbekümmert in den großen Fundus der Musik. Von ausgelassenen Walzer- und Polkaklängen über französische Inspirationen mit Flöte und Harfe bis zu jazzigen Percussion-Einlagen findet sich da gar vieles ganz homogen vereint. Recht schablonenhaft martialisch stürmen die Krieger in Randy Edelmans Musik von Iron Man daher.
Überaus düster und grell wird es bei der Dracula-Musik von Wojciech Kilar. Zunächst führen Klavier, Cello und Kontrabass in die Abgründe des Bösen, dann gellen einem heftige Tritonus-Akkorde, auch diabolus in musica genannt, um die Ohren. Dass es auch ganz anders geht, zeigt sich bei der wunderbaren Musik von John Williams. Seine Harry-Potter-Suite vereinigt kammermusikalische Qualitäten mit innovativer Kompositionskunst. Subtile, harmonisch leicht verschobene Holzbläser-Sätze, ein raffiniertes Duett von Kontrafagott und Harfe sowie ein zauberhaftes Klarinettensolo zeugen von der Meisterschaft dieses Komponisten.
Eher symphonisch ausufernd, aber ebenfalls markant und individuell klingt John Williams Musik zu Steven Spielbergs Abenteuer-Film „Hook“ – Musik, die schwirrt, vibriert, funkelt und glitzert. Seit mehr als 30 Jahren arbeiten der Regisseur und der Komponist zusammen und bringen dabei oft die erstaunlichsten Kunstwerke in einer perfekten Union aus Film und Musik hervor. Herrlich locker, entspannt und träumerisch schwingt Klaus Doldingers Soundtrack zur „Unendlichen Geschichte“. Einflüsse von Jazz, Minimal Music und Improvisationskunst gibt dieser Musik beim Klang von Vibraphon und rauchigem Saxophonsolo ein ganz besonderes Flair. Die Musiker des Babelsberger Filmorchesters spielten mit Lust und Perfektion und bezeugten ihr hohes Niveau bei den vielen Solo-Stellen. Nach diesem zweieinhalbstündigen Konzert war der begeisterte Applaus wohl verdient. Babette Kaiserkern
Babette Kaiserkern
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