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Kultur: Heiter-unbeschwerter Geist Joseph Haydns

Sinfoniekonzert der Kammerakademie mit Christophe Coin

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Sinfoniekonzert der Kammerakademie mit Christophe Coin Um es gleich vorweg zu betonen: das Sinfoniekonzert der Kammerakademie Potsdam am vergangenen Sonnabend war ein außerordentlich gelungener Abend. Dafür sorgten die trefflich gestimmten Mitglieder der Kammerakademie sowie der ausstrahlungskräftige Dirigent Roy Goodman und der sensibel musizierende Cellosolist Christophe Coin. Zwei Cellokonzerte spielte Coin, der in Frankreich ein Star ist, das berühmte in D-Dur von Joseph Haydn sowie das in C-Dur geschriebene seines Hoforchester-Mitgliedes Anton Kraft. Beide Werke sind für den Solisten mit enormen Schwierigkeiten gespickt. Man spürte schon, dass Kraft, der auch Haydns Cellokonzert uraufführte, ein überdurchnittlicher Musiker gewesen sein muss. Neben aller Virtuosität weiß Anton Kraft in seinem eigenen Werk viele wunderbar klingende Lyrismen einzubringen. Coin vermochte beide Werke souverän zu spielen, mit einem Ton, der in den hohen Lage an eine Gambe erinnert. Da spürt man schon, dass der Cellist intensiv in der Alten Musik zu Hause ist. Christophe Coin winselt nie süßlich und kratzt nie ekstatisch auf seinem Instrument, sondern gibt Diskretion, Noblesse und reines Gühl, hin und wieder jedoch an der Intonationsreinheit vorbei zielend. In der Kammerakademie Pootsdam und in dem Dirigenten fand Christophe Coin wunderbar aufmerksame Begleiter. Der Beifall war sehr herzlich, doch der französische Gast war nicht bereit, eine Zugabe zu geben. Eingerahmt wurden die beiden Konzerte aus der Esterhazy–Residenz von Musik des Engländers Benjamin Britten und des Russen Sergej Prokofjew. Brittensvon großer Transparenz und Farbigkeit bestimmte Sinfonietta Nr. 1 wurde von Goodman sehr markant dirigiert, vielleicht ein wenig zu gewichtig, so dass eine gewisse Schwerelosigkeit, die dem Stück so eigen ist, nicht in jedem Fall erreicht wurde. Dies war jedoch bei Prokofjews Sinfonie Nr. 1 in D-Dur „Symphonie classique“ der Fall. Die knapp gehaltene Sinfonie atmet den heiter-unbeschwerten Geist Joseph Haydns. Goodman und die Kammerakademie spielten das so liebenswürdige Werk wie prickelnden Sekt. Besonders der letzte Satz, der rauschhaft und von ironischer Turbulenz getragen wird, wurde mit sehr raschem Tempo und große Spielfreude musiziert. Vor allem die Bläser (an erster Stelle muss Bettina Lange an der Flöte genannt werden) hatten ihre große Stunde. Auch hiervon zeigte sich das Publkum sehr angetan und wurde nicht müde, lange zu applaudieren. Die Kammerakademie Potsdam ist ohne Frage ein ganz hervorragender Klangkörper. Doch schaut man sich die Konzertgestaltung an, so entdeckt man fast nur Werke, die das Heitere, das Unbeschwerte, das Virtuose bevorzugen. Viele Abende sind auf Unterhaltung aus, was gut ist, aber hin und wieder wäre etwas Tiefschürfendes auch nicht verkehrt. Vielleicht sind solche Werk-Findungen für ein Kammerorchester schwieriger als bei einem großen sinfonsichen Klangkörper. Klaus Büstrin Nächsten Konzerte am 20. 12., 16 Uhr, im Schlosstheater: Adventskonzert in Sanssouci mit Werken von Fasch, Franz Benda und Telemann. Leitung: Sergio Azzolini und Peter Rainer; 26. 12., 20 Uhr, im Nikolaisaal: Barocke Weihnacht mit Christine Schäfer, Leitung: Sergio Azzolini

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