Algebra, Kulturattaché, Bar Mizwa, Prostatakrebs. Diese Vokabeln gingen einigen nicht sehr behend über die Lippen. Da stockte man. Aber die Vorleser ließen sich nicht entmutigen und brachten den Text zu Ende. Das heiter-nachdenkliche Kinderbuch „Prinz William, Maximilian Minsky und ich“ der erst 15jährigen Holly-Jane Rahlens gehörte zum Überraschungstext des diesjährigen Vorlesewettbewerbs „Alle mal herhören“ des deutschen Buchhandels für die 6. Klassen.
Aus dem Vorentscheid, der an den Schulen stattfand, gingen 14 Sieger hervor. Aber nur elf Schüler kamen gestern zum Wettbewerb in die Stadt- und Landesbibliothek. Die fünf Juroren hatten die Aufgabe, den stadtbesten Vorleser ausfindig zu machen. Der Letzte wird der Erste sein, heißt es von altersher. Beim gestrigen Wettbewerb war es eine sie, nämlich Elisa Hartung von der Montessori-Gesamtschule. Sie las aus „Oscar unter Verdacht“, eine Geschichte über einen pfiffigen Detektiven von Barbara Wendelken. Elisa machte das wirklich großartig, weil sie sich mit großer Natürlichkeit und Unbefangenheit dem Vorlesen hingab. Auch alle anderen Mädchen und Jungen haben aus ihren selbst ausgewählten Büchern mit hörbarem Spaß gelesen. Man übte wohl fleißig, um eine „richtige“ Betonung zu erreichen. Dabei kam es vor, dass sich kleine Übertreibungen einschlichen. Weniger ist auch hierbei mehr. Einige Vorleser haben sich souverän dem Publikum und der Jury gestellt, andere waren aufgeregt und schüchtern, so, wie jeder eben ist.
Überzeugend war das Vorlesen immer dann, wenn die Geschichte dem Alter entsprechend ausgewählt wurde. Zumeist war eine interessante und farbige Mischung aus Büchern an diesem Nachmittag zu hören. Zweimal war „Tintenblut“ von Cornelia Funke vertreten, dann u.a. Louisa Mary Alcotts „Betty und ihre Schwestern“ oder „Märchenmond“ von Wolfgang und Heike Hohlbein. Nicht nur Abenteuerliches gab es, sondern auch Geschichten, die in der familiären Umgebung spielen, heiter und liebenswert.
Elisa wurde zwar Siegerin des Wettbewerbs, doch gewonnen haben alle Vorleser, weil sie sich mit den Büchern und dem Lesen auseinander setzten. Klaus Büstrin
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